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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LXII haubtstück
§ 2500
der adler
gattungen.

Von den grosen raubvögeln gibt es unter an-
dern von adlern dreierlei gattungen. Die erste
ist gelblicht mit weisen ringen um den hals. Die
andre ist fast ganz schwarz, deren ich einen aus
hisiger gegend in den Dresdnischen gelerten an-
zeigen 1756 beschriben habe. Die dritte art ist
grau und nicht so gros, als die zwo ersten. In
der Schweiz nennet man dise raubvögel lämmer-
geier. Die erste gattung spannet ihre flügel 14
schuhe breit aus, Altmann s. 212. Ihr raub
bestehet in schafen, zigen, gemsen, hasen. Ein
junges schwein und ein lamm füret die erste gat-
tung fort. Man weis glaubwürdig, daß ein
lämmer-geier ein dreijäriges kind angepacket hat.
Von jungen lämmern und zigen verzeret er das
fleisch und die knochen.

Der auerhanen gibt es zwo gattungen: die
grösere und kleinere. Jene heisset urogallus, und
hat die gröse einer truthenne.

§ 2501
von dem
schneehun.

Das allerbeste feder-wildpret ist das schneehun,
im höchsten und schönsten grade, wie in der gröse ei-
ner taube. Sein futter sind die besten kräuter.
Der fuß hat weise feder-latschen. Daher es la-
gopus heissen soll; iedoch mit unrechte, da Pli-
nius
hist. natur. lib. X cap. 48 schreibet: dessen
füße wären wie mit hasen-haaren bedecket; gleich-
wol es federn sind, wie die feder-füße der tauben.
Auch irret Plinius, daß es flugs nach seinem to-
de das fett verlire und bald mager werde. In-
deß kan diser beste unter allem flügelwerke nicht
zam gemachet werden: es ist auch keine möglich-
keit ihn lebendig zu behalten, wenn er gefangen ist.
Andre nennen es das weishun, den schneevogel,
das weise wildhun. Es hält sich nur auf den

höchsten
LXII haubtſtuͤck
§ 2500
der adler
gattungen.

Von den groſen raubvoͤgeln gibt es unter an-
dern von adlern dreierlei gattungen. Die erſte
iſt gelblicht mit weiſen ringen um den hals. Die
andre iſt faſt ganz ſchwarz, deren ich einen aus
hiſiger gegend in den Dresdniſchen gelerten an-
zeigen 1756 beſchriben habe. Die dritte art iſt
grau und nicht ſo gros, als die zwo erſten. In
der Schweiz nennet man diſe raubvoͤgel laͤmmer-
geier. Die erſte gattung ſpannet ihre fluͤgel 14
ſchuhe breit aus, Altmann ſ. 212. Ihr raub
beſtehet in ſchafen, zigen, gemſen, haſen. Ein
junges ſchwein und ein lamm fuͤret die erſte gat-
tung fort. Man weis glaubwuͤrdig, daß ein
laͤmmer-geier ein dreijaͤriges kind angepacket hat.
Von jungen laͤmmern und zigen verzeret er das
fleiſch und die knochen.

Der auerhanen gibt es zwo gattungen: die
groͤſere und kleinere. Jene heiſſet urogallus, und
hat die groͤſe einer truthenne.

§ 2501
von dem
ſchneehun.

Das allerbeſte feder-wildpret iſt das ſchneehun,
im hoͤchſten und ſchoͤnſten grade, wie in der groͤſe ei-
ner taube. Sein futter ſind die beſten kraͤuter.
Der fuß hat weiſe feder-latſchen. Daher es la-
gopus heiſſen ſoll; iedoch mit unrechte, da Pli-
nius
hiſt. natur. lib. X cap. 48 ſchreibet: deſſen
fuͤße waͤren wie mit haſen-haaren bedecket; gleich-
wol es federn ſind, wie die feder-fuͤße der tauben.
Auch irret Plinius, daß es flugs nach ſeinem to-
de das fett verlire und bald mager werde. In-
deß kan diſer beſte unter allem fluͤgelwerke nicht
zam gemachet werden: es iſt auch keine moͤglich-
keit ihn lebendig zu behalten, wenn er gefangen iſt.
Andre nennen es das weishun, den ſchneevogel,
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[996/1008] LXII haubtſtuͤck § 2500 Von den groſen raubvoͤgeln gibt es unter an- dern von adlern dreierlei gattungen. Die erſte iſt gelblicht mit weiſen ringen um den hals. Die andre iſt faſt ganz ſchwarz, deren ich einen aus hiſiger gegend in den Dresdniſchen gelerten an- zeigen 1756 beſchriben habe. Die dritte art iſt grau und nicht ſo gros, als die zwo erſten. In der Schweiz nennet man diſe raubvoͤgel laͤmmer- geier. Die erſte gattung ſpannet ihre fluͤgel 14 ſchuhe breit aus, Altmann ſ. 212. Ihr raub beſtehet in ſchafen, zigen, gemſen, haſen. Ein junges ſchwein und ein lamm fuͤret die erſte gat- tung fort. Man weis glaubwuͤrdig, daß ein laͤmmer-geier ein dreijaͤriges kind angepacket hat. Von jungen laͤmmern und zigen verzeret er das fleiſch und die knochen. Der auerhanen gibt es zwo gattungen: die groͤſere und kleinere. Jene heiſſet urogallus, und hat die groͤſe einer truthenne. § 2501 Das allerbeſte feder-wildpret iſt das ſchneehun, im hoͤchſten und ſchoͤnſten grade, wie in der groͤſe ei- ner taube. Sein futter ſind die beſten kraͤuter. Der fuß hat weiſe feder-latſchen. Daher es la- gopus heiſſen ſoll; iedoch mit unrechte, da Pli- nius hiſt. natur. lib. X cap. 48 ſchreibet: deſſen fuͤße waͤren wie mit haſen-haaren bedecket; gleich- wol es federn ſind, wie die feder-fuͤße der tauben. Auch irret Plinius, daß es flugs nach ſeinem to- de das fett verlire und bald mager werde. In- deß kan diſer beſte unter allem fluͤgelwerke nicht zam gemachet werden: es iſt auch keine moͤglich- keit ihn lebendig zu behalten, wenn er gefangen iſt. Andre nennen es das weishun, den ſchneevogel, das weiſe wildhun. Es haͤlt ſich nur auf den hoͤchſten

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1008>, abgerufen am 28.03.2024.