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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LXIII haubtstück
der tafel an Böhmischen glase sind neune. Die
erste enthält in einen bunde 4 tafeln, deren eine
27 zolle hoch, und 23 zolle breit ist, und ein ge-
virter zoll diser tafel 621 tut, Penthers bau-an-
schlag s. 13. Das waschen des glases mit einer
von kolen fetten braunen lauge, ist ein verderb
für das zumal weiche glas.

§ 2676
das porcel-
län,

Unter die glas-arten gehöret auch das porcel-
lan; denn dises wird aus einer vermischung feiner
glasartiger erden und dem pulver eines steines ge-
fertiget. Ein goldmacher hat einmal etwas gu-
tes gestiftet; sintemal der Bötticher, welcher 1719
verstarb, seine erfindung auf das Meisenische por-
cellän, iedoch nur auf das weise gut brachte.
Das braune und blaue Meisenische wurde erst
1722 erfunden. Es stehet alles feuer in der küche
aus, und kan man darin kochen und backen, was
man will. Bei der verguldung hat es ein ausser-
ordentliches feuer auszustehen, und da springen
öfters vile kostbare stücke. Zu Meissen auf dem
schlosse ist die berümte porcellan-fabrike, dadurch
einer grosen anzal personen von künstlern an zei-
chen- und modell-meistern, auch malern, als an-
dern arbeitern unterhalt verschaffet wird. Die
niderlage ist zu Dresden unfern dem münzhause.
Die weise erd-zeche ist bei Aue einem bergflecken
zwischen Grünenhain und Schneeberge, welche
zur bereitung dises schönen porcelläns dinet.
Wenn diß porcellän gebrant ist, bekömmt es eine
glasur aus blei-glase (vitro Saturni), dessen zu-
sammensezung der Teichmeier am a. o. s. 236
meldet. Einige haben vermeinet, daß die vermi-
schung halb durchsichtiger erden und leimen, und
mit bein-glase zusammenschmelzung ein Tschinesi-
sches porcellan gebe. Das bein-glas wird aus

recht

LXIII haubtſtuͤck
der tafel an Boͤhmiſchen glaſe ſind neune. Die
erſte enthaͤlt in einen bunde 4 tafeln, deren eine
27 zolle hoch, und 23 zolle breit iſt, und ein ge-
virter zoll diſer tafel 621 tut, Penthers bau-an-
ſchlag ſ. 13. Das waſchen des glaſes mit einer
von kolen fetten braunen lauge, iſt ein verderb
fuͤr das zumal weiche glas.

§ 2676
das porcel-
laͤn,

Unter die glas-arten gehoͤret auch das porcel-
lan; denn diſes wird aus einer vermiſchung feiner
glasartiger erden und dem pulver eines ſteines ge-
fertiget. Ein goldmacher hat einmal etwas gu-
tes geſtiftet; ſintemal der Boͤtticher, welcher 1719
verſtarb, ſeine erfindung auf das Meiſeniſche por-
cellaͤn, iedoch nur auf das weiſe gut brachte.
Das braune und blaue Meiſeniſche wurde erſt
1722 erfunden. Es ſtehet alles feuer in der kuͤche
aus, und kan man darin kochen und backen, was
man will. Bei der verguldung hat es ein auſſer-
ordentliches feuer auszuſtehen, und da ſpringen
oͤfters vile koſtbare ſtuͤcke. Zu Meiſſen auf dem
ſchloſſe iſt die beruͤmte porcellan-fabrike, dadurch
einer groſen anzal perſonen von kuͤnſtlern an zei-
chen- und modell-meiſtern, auch malern, als an-
dern arbeitern unterhalt verſchaffet wird. Die
niderlage iſt zu Dresden unfern dem muͤnzhauſe.
Die weiſe erd-zeche iſt bei Aue einem bergflecken
zwiſchen Gruͤnenhain und Schneeberge, welche
zur bereitung diſes ſchoͤnen porcellaͤns dinet.
Wenn diß porcellaͤn gebrant iſt, bekoͤmmt es eine
glaſur aus blei-glaſe (vitro Saturni), deſſen zu-
ſammenſezung der Teichmeier am a. o. ſ. 236
meldet. Einige haben vermeinet, daß die vermi-
ſchung halb durchſichtiger erden und leimen, und
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ſches porcellan gebe. Das bein-glas wird aus

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[1070/1082] LXIII haubtſtuͤck der tafel an Boͤhmiſchen glaſe ſind neune. Die erſte enthaͤlt in einen bunde 4 tafeln, deren eine 27 zolle hoch, und 23 zolle breit iſt, und ein ge- virter zoll diſer tafel 621 tut, Penthers bau-an- ſchlag ſ. 13. Das waſchen des glaſes mit einer von kolen fetten braunen lauge, iſt ein verderb fuͤr das zumal weiche glas. § 2676 Unter die glas-arten gehoͤret auch das porcel- lan; denn diſes wird aus einer vermiſchung feiner glasartiger erden und dem pulver eines ſteines ge- fertiget. Ein goldmacher hat einmal etwas gu- tes geſtiftet; ſintemal der Boͤtticher, welcher 1719 verſtarb, ſeine erfindung auf das Meiſeniſche por- cellaͤn, iedoch nur auf das weiſe gut brachte. Das braune und blaue Meiſeniſche wurde erſt 1722 erfunden. Es ſtehet alles feuer in der kuͤche aus, und kan man darin kochen und backen, was man will. Bei der verguldung hat es ein auſſer- ordentliches feuer auszuſtehen, und da ſpringen oͤfters vile koſtbare ſtuͤcke. Zu Meiſſen auf dem ſchloſſe iſt die beruͤmte porcellan-fabrike, dadurch einer groſen anzal perſonen von kuͤnſtlern an zei- chen- und modell-meiſtern, auch malern, als an- dern arbeitern unterhalt verſchaffet wird. Die niderlage iſt zu Dresden unfern dem muͤnzhauſe. Die weiſe erd-zeche iſt bei Aue einem bergflecken zwiſchen Gruͤnenhain und Schneeberge, welche zur bereitung diſes ſchoͤnen porcellaͤns dinet. Wenn diß porcellaͤn gebrant iſt, bekoͤmmt es eine glaſur aus blei-glaſe (vitro Saturni), deſſen zu- ſammenſezung der Teichmeier am a. o. ſ. 236 meldet. Einige haben vermeinet, daß die vermi- ſchung halb durchſichtiger erden und leimen, und mit bein-glaſe zuſammenſchmelzung ein Tſchineſi- ſches porcellan gebe. Das bein-glas wird aus recht

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 1070. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/1082>, abgerufen am 19.04.2024.