Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

Bild:
<< vorherige Seite

XLV. haubtst.
zimmermeister etc. davon ausgenommen, welche
aber keine lehrjungen, und zünftige gesellen haben
können, Stissers einleitung zur landwirtschaft,
cap. XII § 23 s. 330, Beier im handwerks-lexic.
s. 93. F. Hessen-Casselische erneuerte zunft-ord-
nung 1730 § 27, s. 24, 25.

§ 284
was ein
störer,

Störer sind, welche zwar an einem andern or-
te zünftig sind, iedoch ihr handwerk an einem or-
te treiben, wo sie nicht meister worden sind, oder
welche einem andern handwerke eingreifen. Al-
so vermeinen die schneider, die säkler, oder beut-
ler wären störer, wenn sie lederne hosen machten,
Beier de jure prohibendi und im magistro,
cap. XIV
§ 1 num. 47 und num. 600 fg. Struve
am a. o. T. II, lib. IV cap. 12. Sie werden auch
fretter, oder verräther genennet. Es entstunde
daher die frage, ob ein lein- und bildweber das
blaue garn, welches er zu fertigung der zwilche
brauchet, selbst färben könne? Der ober zunft-
meister sprache es ihm ab, in betracht das blau
färben den schön-färbern allein zukäme. In der
appellations-instanz blibe es dabei: er könnte dann
vom hofe die erlaubniß beibringen. Diese erhilte
der leinweber ohne anstand, Beiers aduocatus,
cap.
39 § 4.

§ 285
ein hausi-
rer,

Hausirer sind, welche die waaren an einem or-
te verkaufen, wo sie nicht in der zunft sind. Die-
sen dürfen die meister des ortes ohne richterliche
beihülfe aus eigener macht die waaren nicht weg-
nehmen, Ayrers progr. de via facti collegiis
opificum ad persequendos opificiorum turba-
tores nec permissa nec permittenda
s. 9 fg. F.
Hessen-Casselische erneuerte zunftordnung 1730 § 5,
s. 9. Die höker, welche allein mit theer und

thran

XLV. haubtſt.
zimmermeiſter ꝛc. davon ausgenommen, welche
aber keine lehrjungen, und zuͤnftige geſellen haben
koͤnnen, Stiſſers einleitung zur landwirtſchaft,
cap. XII § 23 ſ. 330, Beier im handwerks-lexic.
ſ. 93. F. Heſſen-Caſſeliſche erneuerte zunft-ord-
nung 1730 § 27, ſ. 24, 25.

§ 284
was ein
ſtoͤrer,

Stoͤrer ſind, welche zwar an einem andern or-
te zuͤnftig ſind, iedoch ihr handwerk an einem or-
te treiben, wo ſie nicht meiſter worden ſind, oder
welche einem andern handwerke eingreifen. Al-
ſo vermeinen die ſchneider, die ſaͤkler, oder beut-
ler waͤren ſtoͤrer, wenn ſie lederne hoſen machten,
Beier de jure prohibendi und im magiſtro,
cap. XIV
§ 1 num. 47 und num. 600 fg. Struve
am a. o. T. II, lib. IV cap. 12. Sie werden auch
fretter, oder verraͤther genennet. Es entſtunde
daher die frage, ob ein lein- und bildweber das
blaue garn, welches er zu fertigung der zwilche
brauchet, ſelbſt faͤrben koͤnne? Der ober zunft-
meiſter ſprache es ihm ab, in betracht das blau
faͤrben den ſchoͤn-faͤrbern allein zukaͤme. In der
appellations-inſtanz blibe es dabei: er koͤnnte dann
vom hofe die erlaubniß beibringen. Dieſe erhilte
der leinweber ohne anſtand, Beiers aduocatus,
cap.
39 § 4.

§ 285
ein hauſi-
rer,

Hauſirer ſind, welche die waaren an einem or-
te verkaufen, wo ſie nicht in der zunft ſind. Die-
ſen duͤrfen die meiſter des ortes ohne richterliche
beihuͤlfe aus eigener macht die waaren nicht weg-
nehmen, Ayrers progr. de via facti collegiis
opificum ad perſequendos opificiorum turba-
tores nec permiſſa nec permittenda
ſ. 9 fg. F.
Heſſen-Caſſeliſche erneuerte zunftordnung 1730 § 5,
ſ. 9. Die hoͤker, welche allein mit theer und

thran
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0126" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XLV.</hi> haubt&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
zimmermei&#x017F;ter &#xA75B;c. davon ausgenommen, welche<lb/>
aber keine lehrjungen, und zu&#x0364;nftige ge&#x017F;ellen haben<lb/>
ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#fr">Sti&#x017F;&#x017F;ers</hi> einleitung zur landwirt&#x017F;chaft,<lb/>
cap. <hi rendition="#aq">XII</hi> § 23 &#x017F;. 330, <hi rendition="#fr">Beier</hi> im handwerks-lexic.<lb/>
&#x017F;. 93. F. He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che erneuerte zunft-ord-<lb/>
nung 1730 § 27, &#x017F;. 24, 25.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 284</head><lb/>
            <note place="left">was ein<lb/>
&#x017F;to&#x0364;rer,</note>
            <p><hi rendition="#fr">Sto&#x0364;rer</hi> &#x017F;ind, welche zwar an einem andern or-<lb/>
te zu&#x0364;nftig &#x017F;ind, iedoch ihr handwerk an einem or-<lb/>
te treiben, wo &#x017F;ie nicht mei&#x017F;ter worden &#x017F;ind, oder<lb/>
welche einem andern handwerke eingreifen. Al-<lb/>
&#x017F;o vermeinen die &#x017F;chneider, die &#x017F;a&#x0364;kler, oder beut-<lb/>
ler wa&#x0364;ren &#x017F;to&#x0364;rer, wenn &#x017F;ie lederne ho&#x017F;en machten,<lb/><hi rendition="#fr">Beier</hi> <hi rendition="#aq">de jure prohibendi</hi> und im <hi rendition="#aq">magi&#x017F;tro,<lb/>
cap. XIV</hi> § 1 num. 47 und num. 600 fg. <hi rendition="#fr">Struve</hi><lb/>
am a. o. <hi rendition="#aq">T. II, lib. IV cap.</hi> 12. Sie werden auch<lb/>
fretter, oder verra&#x0364;ther genennet. Es ent&#x017F;tunde<lb/>
daher die frage, ob ein lein- und bildweber das<lb/>
blaue garn, welches er zu fertigung der zwilche<lb/>
brauchet, &#x017F;elb&#x017F;t fa&#x0364;rben ko&#x0364;nne? Der ober zunft-<lb/>
mei&#x017F;ter &#x017F;prache es ihm ab, in betracht das blau<lb/>
fa&#x0364;rben den &#x017F;cho&#x0364;n-fa&#x0364;rbern allein zuka&#x0364;me. In der<lb/>
appellations-in&#x017F;tanz blibe es dabei: er ko&#x0364;nnte dann<lb/>
vom hofe die erlaubniß beibringen. Die&#x017F;e erhilte<lb/>
der leinweber ohne an&#x017F;tand, <hi rendition="#fr">Beiers</hi> <hi rendition="#aq">aduocatus,<lb/>
cap.</hi> 39 § 4.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§ 285</head><lb/>
            <note place="left">ein hau&#x017F;i-<lb/>
rer,</note>
            <p>Hau&#x017F;irer &#x017F;ind, welche die waaren an einem or-<lb/>
te verkaufen, wo &#x017F;ie nicht in der zunft &#x017F;ind. Die-<lb/>
&#x017F;en du&#x0364;rfen die mei&#x017F;ter des ortes ohne richterliche<lb/>
beihu&#x0364;lfe aus eigener macht die waaren nicht weg-<lb/>
nehmen, <hi rendition="#fr">Ayrers</hi> progr. <hi rendition="#aq">de via facti collegiis<lb/>
opificum ad per&#x017F;equendos opificiorum turba-<lb/>
tores nec permi&#x017F;&#x017F;a nec permittenda</hi> &#x017F;. 9 fg. F.<lb/>
He&#x017F;&#x017F;en-Ca&#x017F;&#x017F;eli&#x017F;che erneuerte zunftordnung 1730 § 5,<lb/>
&#x017F;. 9. Die ho&#x0364;ker, welche allein mit theer und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">thran</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0126] XLV. haubtſt. zimmermeiſter ꝛc. davon ausgenommen, welche aber keine lehrjungen, und zuͤnftige geſellen haben koͤnnen, Stiſſers einleitung zur landwirtſchaft, cap. XII § 23 ſ. 330, Beier im handwerks-lexic. ſ. 93. F. Heſſen-Caſſeliſche erneuerte zunft-ord- nung 1730 § 27, ſ. 24, 25. § 284 Stoͤrer ſind, welche zwar an einem andern or- te zuͤnftig ſind, iedoch ihr handwerk an einem or- te treiben, wo ſie nicht meiſter worden ſind, oder welche einem andern handwerke eingreifen. Al- ſo vermeinen die ſchneider, die ſaͤkler, oder beut- ler waͤren ſtoͤrer, wenn ſie lederne hoſen machten, Beier de jure prohibendi und im magiſtro, cap. XIV § 1 num. 47 und num. 600 fg. Struve am a. o. T. II, lib. IV cap. 12. Sie werden auch fretter, oder verraͤther genennet. Es entſtunde daher die frage, ob ein lein- und bildweber das blaue garn, welches er zu fertigung der zwilche brauchet, ſelbſt faͤrben koͤnne? Der ober zunft- meiſter ſprache es ihm ab, in betracht das blau faͤrben den ſchoͤn-faͤrbern allein zukaͤme. In der appellations-inſtanz blibe es dabei: er koͤnnte dann vom hofe die erlaubniß beibringen. Dieſe erhilte der leinweber ohne anſtand, Beiers aduocatus, cap. 39 § 4. § 285 Hauſirer ſind, welche die waaren an einem or- te verkaufen, wo ſie nicht in der zunft ſind. Die- ſen duͤrfen die meiſter des ortes ohne richterliche beihuͤlfe aus eigener macht die waaren nicht weg- nehmen, Ayrers progr. de via facti collegiis opificum ad perſequendos opificiorum turba- tores nec permiſſa nec permittenda ſ. 9 fg. F. Heſſen-Caſſeliſche erneuerte zunftordnung 1730 § 5, ſ. 9. Die hoͤker, welche allein mit theer und thran

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/126
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/126>, abgerufen am 19.04.2024.