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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LV. haubtst. von den
sezten häusern, oder sie bestehen, nach der alten
Teutschen art, aus mehrern von einander entfern-
ten häusern, von Justi am a. o. Fritsch de ju-
re ac statu pagorum German.
Diese lezte art
hat ihren grosen nuzen, besonders in feuersbrün-
sten. Aus was für ursachen aber die gebäude und
die bauern zusammen gezogen worden sind, wird
unten vorkommen, sihe Leopolds landwirtschaft,
s. 749.

§ 357
die gerech-
tigkeiten
der bauern.

Die einwoner eines dorfes, welche mitnachba-
ren sind, heisen bauern. Die zusammenwonen-
de bauern haben ein gemeinde-recht, die einart,
den äbert, folglich an den gemeinen nuzungen,
auch rechten antheil.

Fünf und funfzigstes haubtstück
von den leibeigenen bauern.
§ 358
Die bau-
ern waren
vormals
leibeigene.

Die bauern waren in den alten zeiten haubt-
sächlich leibeigen. Diese leibeigenschaft dau-
ert in verschidenen landen noch fort, auch wo sie
nicht mehr ist, da haben die bauern dennoch eine
eingeschränkte freiheit.

§ 359
was ein
leibeigener
sey?

Ein leibeigener (eigenbehöriger) ist nach der
strengen leibeigenschaft ein mensch, dessen leib und
kinder, benebst dem hause und den gütern einem
herrn eigenthümlich zustehen, welches iedoch nach
den Hessischen gewohnheiten nicht durchgehends zu
behaubten ist, anerwogen das haus und vermö-
gen dem leibherrn langsam gehöret. Die kinder
gehören diesem auch nicht allezeit, z. e. der vater
ist leibeigen, die mutter aber frei, so gehören dem
leibherrn die kinder nicht, wie unten gezeiget

werden

LV. haubtſt. von den
ſezten haͤuſern, oder ſie beſtehen, nach der alten
Teutſchen art, aus mehrern von einander entfern-
ten haͤuſern, von Juſti am a. o. Fritſch de ju-
re ac ſtatu pagorum German.
Dieſe lezte art
hat ihren groſen nuzen, beſonders in feuersbruͤn-
ſten. Aus was fuͤr urſachen aber die gebaͤude und
die bauern zuſammen gezogen worden ſind, wird
unten vorkommen, ſihe Leopolds landwirtſchaft,
ſ. 749.

§ 357
die gerech-
tigkeiten
der bauern.

Die einwoner eines dorfes, welche mitnachba-
ren ſind, heiſen bauern. Die zuſammenwonen-
de bauern haben ein gemeinde-recht, die einart,
den aͤbert, folglich an den gemeinen nuzungen,
auch rechten antheil.

Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck
von den leibeigenen bauern.
§ 358
Die bau-
ern waren
vormals
leibeigene.

Die bauern waren in den alten zeiten haubt-
ſaͤchlich leibeigen. Dieſe leibeigenſchaft dau-
ert in verſchidenen landen noch fort, auch wo ſie
nicht mehr iſt, da haben die bauern dennoch eine
eingeſchraͤnkte freiheit.

§ 359
was ein
leibeigener
ſey?

Ein leibeigener (eigenbehoͤriger) iſt nach der
ſtrengen leibeigenſchaft ein menſch, deſſen leib und
kinder, benebſt dem hauſe und den guͤtern einem
herrn eigenthuͤmlich zuſtehen, welches iedoch nach
den Heſſiſchen gewohnheiten nicht durchgehends zu
behaubten iſt, anerwogen das haus und vermoͤ-
gen dem leibherrn langſam gehoͤret. Die kinder
gehoͤren dieſem auch nicht allezeit, z. e. der vater
iſt leibeigen, die mutter aber frei, ſo gehoͤren dem
leibherrn die kinder nicht, wie unten gezeiget

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[154/0166] LV. haubtſt. von den ſezten haͤuſern, oder ſie beſtehen, nach der alten Teutſchen art, aus mehrern von einander entfern- ten haͤuſern, von Juſti am a. o. Fritſch de ju- re ac ſtatu pagorum German. Dieſe lezte art hat ihren groſen nuzen, beſonders in feuersbruͤn- ſten. Aus was fuͤr urſachen aber die gebaͤude und die bauern zuſammen gezogen worden ſind, wird unten vorkommen, ſihe Leopolds landwirtſchaft, ſ. 749. § 357 Die einwoner eines dorfes, welche mitnachba- ren ſind, heiſen bauern. Die zuſammenwonen- de bauern haben ein gemeinde-recht, die einart, den aͤbert, folglich an den gemeinen nuzungen, auch rechten antheil. Fuͤnf und funfzigſtes haubtſtuͤck von den leibeigenen bauern. § 358 Die bauern waren in den alten zeiten haubt- ſaͤchlich leibeigen. Dieſe leibeigenſchaft dau- ert in verſchidenen landen noch fort, auch wo ſie nicht mehr iſt, da haben die bauern dennoch eine eingeſchraͤnkte freiheit. § 359 Ein leibeigener (eigenbehoͤriger) iſt nach der ſtrengen leibeigenſchaft ein menſch, deſſen leib und kinder, benebſt dem hauſe und den guͤtern einem herrn eigenthuͤmlich zuſtehen, welches iedoch nach den Heſſiſchen gewohnheiten nicht durchgehends zu behaubten iſt, anerwogen das haus und vermoͤ- gen dem leibherrn langſam gehoͤret. Die kinder gehoͤren dieſem auch nicht allezeit, z. e. der vater iſt leibeigen, die mutter aber frei, ſo gehoͤren dem leibherrn die kinder nicht, wie unten gezeiget werden

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/166>, abgerufen am 29.03.2024.