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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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LV. haubtst. von den
§ 389
von der
taidigung.

Der ober- und nider-Heßische leibeigene muß
das beste haubt taidigen; das ist, der leibherr
nimmet nach dem ableben des leibeigenen dessen
beste kuhe, oder das beste pferd, oder das beste
kleid, oder wie es sonst die gewohnheit mit sich
bringet, F. Hessen-Casselische greben ordnung
s. 230 § 16-18. Im Hessen-Darmstädtischen und
Nassau-Weilburgischen thut es 5 von 100.

§ 390
von dem
Schenki-
schen eigen.

Noch sind drei dörfer, Rod oder Rödgen, Ar-
genstein und Wenkbach, zwo stunden über Mar-
burg an der Läne, zu erwänen. Diese drei dörfer hei-
sen das Schenkische eigen. Die luft machet allda leib-
eigen. Die beiden leztern dörfer behaubten, daß sie drei
dörfer eine gemeine ausmacheten, mithin die huten ge-
meinschaftlich hätten. Rödgen saget nein. Diese drei
dörfer haben schwere dienste, welche im I bande der
kleinen schriften s. 12 fg. benimet sind. Die alten rech-
te über diese leibeigenen stehen s. 240 am a. o.

§ 391
worin die
ausflüsse
der leibei-
genschaft
bestehen?

Die ausflüsse der leibeigenschaft, sie mag noch
dauern, oder erloschen seyn, äussern sich in dem
brauthafer und den brauthünern, Estors kleiner
schriften, Iten band s. 72 auch den frondiensten
und im Schenkischen eigen in liferung der kraut-
pflanzen, auch des mödums.

§ 392

Die leibeigenschaft flüsset nicht aus der gericht-
barkeit, sondern aus dem dominio herili, Hert
am a. o. sect. III § 2.

§ 393
sie können
losgelassen
werden.

Gegen ein gewisses geld werden sie losgelassen, wi-
drigenfalls hat der herr das besazungs- oder saz-recht,
(vindicationem) Hert de hominibus propriis,
sect. III § X,
iedoch nicht in der maase, wie in

Ni-
LV. haubtſt. von den
§ 389
von der
taidigung.

Der ober- und nider-Heßiſche leibeigene muß
das beſte haubt taidigen; das iſt, der leibherr
nimmet nach dem ableben des leibeigenen deſſen
beſte kuhe, oder das beſte pferd, oder das beſte
kleid, oder wie es ſonſt die gewohnheit mit ſich
bringet, F. Heſſen-Caſſeliſche greben ordnung
ſ. 230 § 16-18. Im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen und
Naſſau-Weilburgiſchen thut es 5 von 100.

§ 390
von dem
Schenki-
ſchen eigen.

Noch ſind drei doͤrfer, Rod oder Roͤdgen, Ar-
genſtein und Wenkbach, zwo ſtunden uͤber Mar-
burg an der Laͤne, zu erwaͤnen. Dieſe drei doͤrfer hei-
ſen das Schenkiſche eigen. Die luft machet allda leib-
eigen. Die beiden leztern doͤrfer behaubten, daß ſie drei
doͤrfeꝛ eine gemeine ausmacheten, mithin die huten ge-
meinſchaftlich haͤtten. Roͤdgen ſaget nein. Dieſe drei
doͤrfer haben ſchwere dienſte, welche im I bande der
kleinen ſchriften ſ. 12 fg. benimet ſind. Die alten rech-
te uͤber dieſe leibeigenen ſtehen ſ. 240 am a. o.

§ 391
worin die
ausfluͤſſe
der leibei-
genſchaft
beſtehen?

Die ausfluͤſſe der leibeigenſchaft, ſie mag noch
dauern, oder erloſchen ſeyn, aͤuſſern ſich in dem
brauthafer und den brauthuͤnern, Eſtors kleiner
ſchriften, Iten band ſ. 72 auch den frondienſten
und im Schenkiſchen eigen in liferung der kraut-
pflanzen, auch des moͤdums.

§ 392

Die leibeigenſchaft fluͤſſet nicht aus der gericht-
barkeit, ſondern aus dem dominio herili, Hert
am a. o. ſect. III § 2.

§ 393
ſie koͤnnen
losgelaſſen
werden.

Gegen ein gewiſſes geld werden ſie losgelaſſen, wi-
drigenfalls hat der herr das beſazungs- oder ſaz-recht,
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[164/0176] LV. haubtſt. von den § 389 Der ober- und nider-Heßiſche leibeigene muß das beſte haubt taidigen; das iſt, der leibherr nimmet nach dem ableben des leibeigenen deſſen beſte kuhe, oder das beſte pferd, oder das beſte kleid, oder wie es ſonſt die gewohnheit mit ſich bringet, F. Heſſen-Caſſeliſche greben ordnung ſ. 230 § 16-18. Im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen und Naſſau-Weilburgiſchen thut es 5 von 100. § 390 Noch ſind drei doͤrfer, Rod oder Roͤdgen, Ar- genſtein und Wenkbach, zwo ſtunden uͤber Mar- burg an der Laͤne, zu erwaͤnen. Dieſe drei doͤrfer hei- ſen das Schenkiſche eigen. Die luft machet allda leib- eigen. Die beiden leztern doͤrfer behaubten, daß ſie drei doͤrfeꝛ eine gemeine ausmacheten, mithin die huten ge- meinſchaftlich haͤtten. Roͤdgen ſaget nein. Dieſe drei doͤrfer haben ſchwere dienſte, welche im I bande der kleinen ſchriften ſ. 12 fg. benimet ſind. Die alten rech- te uͤber dieſe leibeigenen ſtehen ſ. 240 am a. o. § 391 Die ausfluͤſſe der leibeigenſchaft, ſie mag noch dauern, oder erloſchen ſeyn, aͤuſſern ſich in dem brauthafer und den brauthuͤnern, Eſtors kleiner ſchriften, Iten band ſ. 72 auch den frondienſten und im Schenkiſchen eigen in liferung der kraut- pflanzen, auch des moͤdums. § 392 Die leibeigenſchaft fluͤſſet nicht aus der gericht- barkeit, ſondern aus dem dominio herili, Hert am a. o. ſect. III § 2. § 393 Gegen ein gewiſſes geld werden ſie losgelaſſen, wi- drigenfalls hat der herr das beſazungs- oder ſaz-recht, (vindicationem) Hert de hominibus propriis, ſect. III § X, iedoch nicht in der maaſe, wie in Ni-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/176>, abgerufen am 29.03.2024.