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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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CXII haubtst. vom anfalls-
ter des über-
lebenden
unter sich,
land- und stadt-gesäze. Die Gothaische statuten
art. 26 geben davon ein beispiel, wie aus folgen-
den sich ergibet: kommen zwei zusammen, bringen
erbe und gut zusammen und was sie des mehr er-
erben und kinder mit einander, und stirbet als-
dann das weib und der mann verrüket seinen wit-
benstul, so soll daselbige mit seinen kindern zu tei-
len schuldig seyn, nämlich also, der vater nimmet
den ansiz des hauses auf sein lebelang und die fa-
rende haabe zuvor, aber die andern erbgüter, und
was denen anhängig, sie kommen von vater oder
der mutter her, oder sie seynd erzeuget, sollen in
2 gleiche teile geteilet werden, und eine hälfte der
vater, eine hälfte die kinder, ihr seyn wenig oder
viel, nemen etc. Inhalts der Frankenhäusischen
statuten IIten b. IIIten art. soll ein witber oder ei-
ne witbe, welche zur andern ehe schreitet, die kin-
der erster ehe mit dem dritten teile der unbeweg-
lichen güter abfinden und entschichtigen. Des
Grafen Günthers zu Schwarzburg verordnung
wie es in dero graf- und herrschaften mit der suc-
ceßion und erbschaft etc. gehalten werden soll §
zum sechzehenten, gebitet dem witber sowohl der
witbe, daß wenn er oder sie sich weiter vereheli-
gen wollen, sie alle güter ligende und farende mit
den kindern erster ehe zum gleichsten in 2 teile tei-
len, also, daß die kinder eine hälfte, und der va-
ter oder die mutter die andre hälfte behalten.
Die Hildesheimischen, Hamburgischen, Cöllni-
schen und andre stadtrechte kommen damit über-
ein, Pufendorf T. I obseru. iur. vniu. im an-
hange s. 62.

§ 842
oder des
verstorbe-
nen güter
allein.

Die auferstorbene oder verfangene güter wer-
den auch vilfältig in den Teutschen land- und
stadt-gesäzen in der bedeutung angetroffen, daß

sie

CXII haubtſt. vom anfalls-
ter des uͤber-
lebenden
unter ſich,
land- und ſtadt-geſaͤze. Die Gothaiſche ſtatuten
art. 26 geben davon ein beiſpiel, wie aus folgen-
den ſich ergibet: kommen zwei zuſammen, bringen
erbe und gut zuſammen und was ſie des mehr er-
erben und kinder mit einander, und ſtirbet als-
dann das weib und der mann verruͤket ſeinen wit-
benſtul, ſo ſoll daſelbige mit ſeinen kindern zu tei-
len ſchuldig ſeyn, naͤmlich alſo, der vater nimmet
den anſiz des hauſes auf ſein lebelang und die fa-
rende haabe zuvor, aber die andern erbguͤter, und
was denen anhaͤngig, ſie kommen von vater oder
der mutter her, oder ſie ſeynd erzeuget, ſollen in
2 gleiche teile geteilet werden, und eine haͤlfte der
vater, eine haͤlfte die kinder, ihr ſeyn wenig oder
viel, nemen ꝛc. Inhalts der Frankenhaͤuſiſchen
ſtatuten IIten b. IIIten art. ſoll ein witber oder ei-
ne witbe, welche zur andern ehe ſchreitet, die kin-
der erſter ehe mit dem dritten teile der unbeweg-
lichen guͤter abfinden und entſchichtigen. Des
Grafen Guͤnthers zu Schwarzburg verordnung
wie es in dero graf- und herrſchaften mit der ſuc-
ceßion und erbſchaft ꝛc. gehalten werden ſoll §
zum ſechzehenten, gebitet dem witber ſowohl der
witbe, daß wenn er oder ſie ſich weiter vereheli-
gen wollen, ſie alle guͤter ligende und farende mit
den kindern erſter ehe zum gleichſten in 2 teile tei-
len, alſo, daß die kinder eine haͤlfte, und der va-
ter oder die mutter die andre haͤlfte behalten.
Die Hildesheimiſchen, Hamburgiſchen, Coͤllni-
ſchen und andre ſtadtrechte kommen damit uͤber-
ein, Pufendorf T. I obſeru. iur. vniu. im an-
hange ſ. 62.

§ 842
oder des
verſtorbe-
nen guͤter
allein.

Die auferſtorbene oder verfangene guͤter wer-
den auch vilfaͤltig in den Teutſchen land- und
ſtadt-geſaͤzen in der bedeutung angetroffen, daß

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[362/0374] CXII haubtſt. vom anfalls- land- und ſtadt-geſaͤze. Die Gothaiſche ſtatuten art. 26 geben davon ein beiſpiel, wie aus folgen- den ſich ergibet: kommen zwei zuſammen, bringen erbe und gut zuſammen und was ſie des mehr er- erben und kinder mit einander, und ſtirbet als- dann das weib und der mann verruͤket ſeinen wit- benſtul, ſo ſoll daſelbige mit ſeinen kindern zu tei- len ſchuldig ſeyn, naͤmlich alſo, der vater nimmet den anſiz des hauſes auf ſein lebelang und die fa- rende haabe zuvor, aber die andern erbguͤter, und was denen anhaͤngig, ſie kommen von vater oder der mutter her, oder ſie ſeynd erzeuget, ſollen in 2 gleiche teile geteilet werden, und eine haͤlfte der vater, eine haͤlfte die kinder, ihr ſeyn wenig oder viel, nemen ꝛc. Inhalts der Frankenhaͤuſiſchen ſtatuten IIten b. IIIten art. ſoll ein witber oder ei- ne witbe, welche zur andern ehe ſchreitet, die kin- der erſter ehe mit dem dritten teile der unbeweg- lichen guͤter abfinden und entſchichtigen. Des Grafen Guͤnthers zu Schwarzburg verordnung wie es in dero graf- und herrſchaften mit der ſuc- ceßion und erbſchaft ꝛc. gehalten werden ſoll § zum ſechzehenten, gebitet dem witber ſowohl der witbe, daß wenn er oder ſie ſich weiter vereheli- gen wollen, ſie alle guͤter ligende und farende mit den kindern erſter ehe zum gleichſten in 2 teile tei- len, alſo, daß die kinder eine haͤlfte, und der va- ter oder die mutter die andre haͤlfte behalten. Die Hildesheimiſchen, Hamburgiſchen, Coͤllni- ſchen und andre ſtadtrechte kommen damit uͤber- ein, Pufendorf T. I obſeru. iur. vniu. im an- hange ſ. 62. ter des uͤber- lebenden unter ſich, § 842 Die auferſtorbene oder verfangene guͤter wer- den auch vilfaͤltig in den Teutſchen land- und ſtadt-geſaͤzen in der bedeutung angetroffen, daß ſie

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/374>, abgerufen am 29.03.2024.