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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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oder verfangenschafts-rechte.
sie nur diejenigen unter sich begreifen, welche dem
verstorbenen ehemanne, oder dem eheweibe zuge-
höret haben, und nach deren absterben den kindern
angefallen sind, folglich dem noch lebenden ehegat-
ten dadurch seine statutarische portion an den un-
beweglichen gütern entzogen wird, gleichwol diser
sein vermögen für sich frei behält, und darüber
rechtmäsiger weise gebaren kan, darnebst an den
seinen kindern angefallenen gütern den niesbrauch
behält, wie denn auf dise art das Solmische land-
recht im IIten teile tit. 28 § 6 und tit. 25 § 2, die
Nassau-Cazenellenbogische gerichts- und landes-
ordnung im IIIIten teile cap. VII, die erneuerte
reformation der reichsstadt Wezlar im IIten titel
§ 1, 2, die Wormsische reformation am a. o.,
die Frankfurtische reformation, im Vten teile, Iten
tit. § 6, 7 etc. zu verstehen sind. Die Lindauische
vogtei- und vormundschafts-ordnung tit. VII § 1
s. 126 enthält hiervon folgendes: "wenn ein ehe-
"gemächt, mann oder weib, welche unbedingt und
"one besondern heirats-pact zusammen kommen,
"vor dem andern mit todt abging, und kinder von
"inen beiden ehelich erzeuget hinter sich verlies,
"solle denselben all ires abgestorbenen vatters oder
"mutters zugebracht, ererbt, und respective errun-
"gen- und verlassend- farend- und ligendes gut
"heimgefallen und dasselbe alles ir verfangen
"und eigen angefallen erbgut heissen und seyn etc."
Die Sangerhäusische statuten vom jare 1556 cap.
IIII verordnen ein gleiches. Von dem abwäl-
zungs-rechte in Thüringen z. e. zu Ordurf, sihe
Estors kleiner schriften IIIten band s. 483 fg.



Hundert

oder verfangenſchafts-rechte.
ſie nur diejenigen unter ſich begreifen, welche dem
verſtorbenen ehemanne, oder dem eheweibe zuge-
hoͤret haben, und nach deren abſterben den kindern
angefallen ſind, folglich dem noch lebenden ehegat-
ten dadurch ſeine ſtatutariſche portion an den un-
beweglichen guͤtern entzogen wird, gleichwol diſer
ſein vermoͤgen fuͤr ſich frei behaͤlt, und daruͤber
rechtmaͤſiger weiſe gebaren kan, darnebſt an den
ſeinen kindern angefallenen guͤtern den niesbrauch
behaͤlt, wie denn auf diſe art das Solmiſche land-
recht im IIten teile tit. 28 § 6 und tit. 25 § 2, die
Naſſau-Cazenellenbogiſche gerichts- und landes-
ordnung im IIIIten teile cap. VII, die erneuerte
reformation der reichsſtadt Wezlar im IIten titel
§ 1, 2, die Wormſiſche reformation am a. o.,
die Frankfurtiſche reformation, im Vten teile, Iten
tit. § 6, 7 ꝛc. zu verſtehen ſind. Die Lindauiſche
vogtei- und vormundſchafts-ordnung tit. VII § 1
ſ. 126 enthaͤlt hiervon folgendes: „wenn ein ehe-
„gemaͤcht, mann oder weib, welche unbedingt und
„one beſondern heirats-pact zuſammen kommen,
„vor dem andern mit todt abging, und kinder von
„inen beiden ehelich erzeuget hinter ſich verlies,
„ſolle denſelben all ires abgeſtorbenen vatters oder
„mutters zugebracht, ererbt, und reſpective errun-
„gen- und verlaſſend- farend- und ligendes gut
heimgefallen und daſſelbe alles ir verfangen
„und eigen angefallen erbgut heiſſen und ſeyn ꝛc.„
Die Sangerhaͤuſiſche ſtatuten vom jare 1556 cap.
IIII verordnen ein gleiches. Von dem abwaͤl-
zungs-rechte in Thuͤringen z. e. zu Ordurf, ſihe
Eſtors kleiner ſchriften IIIten band ſ. 483 fg.



Hundert
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[363/0375] oder verfangenſchafts-rechte. ſie nur diejenigen unter ſich begreifen, welche dem verſtorbenen ehemanne, oder dem eheweibe zuge- hoͤret haben, und nach deren abſterben den kindern angefallen ſind, folglich dem noch lebenden ehegat- ten dadurch ſeine ſtatutariſche portion an den un- beweglichen guͤtern entzogen wird, gleichwol diſer ſein vermoͤgen fuͤr ſich frei behaͤlt, und daruͤber rechtmaͤſiger weiſe gebaren kan, darnebſt an den ſeinen kindern angefallenen guͤtern den niesbrauch behaͤlt, wie denn auf diſe art das Solmiſche land- recht im IIten teile tit. 28 § 6 und tit. 25 § 2, die Naſſau-Cazenellenbogiſche gerichts- und landes- ordnung im IIIIten teile cap. VII, die erneuerte reformation der reichsſtadt Wezlar im IIten titel § 1, 2, die Wormſiſche reformation am a. o., die Frankfurtiſche reformation, im Vten teile, Iten tit. § 6, 7 ꝛc. zu verſtehen ſind. Die Lindauiſche vogtei- und vormundſchafts-ordnung tit. VII § 1 ſ. 126 enthaͤlt hiervon folgendes: „wenn ein ehe- „gemaͤcht, mann oder weib, welche unbedingt und „one beſondern heirats-pact zuſammen kommen, „vor dem andern mit todt abging, und kinder von „inen beiden ehelich erzeuget hinter ſich verlies, „ſolle denſelben all ires abgeſtorbenen vatters oder „mutters zugebracht, ererbt, und reſpective errun- „gen- und verlaſſend- farend- und ligendes gut „heimgefallen und daſſelbe alles ir verfangen „und eigen angefallen erbgut heiſſen und ſeyn ꝛc.„ Die Sangerhaͤuſiſche ſtatuten vom jare 1556 cap. IIII verordnen ein gleiches. Von dem abwaͤl- zungs-rechte in Thuͤringen z. e. zu Ordurf, ſihe Eſtors kleiner ſchriften IIIten band ſ. 483 fg. Hundert

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/375>, abgerufen am 28.03.2024.