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Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757.

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von den unterschidlichen gütern etc.
teile s. 1386, 1392, 1452, 1463 fg., Kopp in
den lehnproben Iten bande s. 270, 271. Es be-
deutet daher ein gut vererben öfters so vil, als
einem andern für sich und seine nachkommen, auch
nur in gewissermase ein erbrecht daran übergeben
und zugestehen, solchemnach ist erbe und eigen von
einander unterschicken, immasen man auch one
das eigentum wol ein erbrecht an einer sache haben
kan, Kopp am a. o.

§ 1898

Die allodien sind von den lehngütern unterschi-die allodien
sind von den
lehngütern
unterschi-
den.

den; daher die ersten zu lehn aufgetragen und ge-
machet; hingegen lehne in erb- und eigene ver-
wandelt werden können, wie solches die Kurbran-
denburgische lehne bezeugen, Mylius im corp.
const. march T. II
abt. V s. 119 fgg.

§ 1899

Als die Franken fremde länder bezwungen, oderdie adeliche
güter wer-
den lehnbar
zu seyn ver-
mutet.

aus einem in die andern die völker verpflanzeten,
wurden den freigebornen lose, oder güter zu teile,
welche de munere regum hisen. Der hohe adel
besaße unterdessen starke allodien, welches zur ver-
erbung der Reichs-lehne, besage des Herrn Gra-
fens von Bünau im IIIIten bande der Kaiser-
und Reichs-histori s. 208 b und hernach zur lan-
deshoheit gelegenheit mit gab, Struben im IIIIten
teile der nebenstunden s. 62 fg. beim nidern adel
wimmelte alles von lehnen, und wer erbe hatte,
der trug es zu lehne auf. Nun besaget die ver-
nunft-lehre, daß wir in den sittlichen wissenschaf-
ten vermittelst der induction aus der mehrheit der
beispile regeln zu zihen vermögen, Estors obs. feu-
dal. IIII.
Man neme aber 100 adeliche güter; so
finden sich darunter kaum 20. die erbe sind; da-
her folget der Schluß, daß die meisten lehnbar
seynd. Derowegen muß ich die vermutung von

dem
C c c

von den unterſchidlichen guͤtern ꝛc.
teile ſ. 1386, 1392, 1452, 1463 fg., Kopp in
den lehnproben Iten bande ſ. 270, 271. Es be-
deutet daher ein gut vererben oͤfters ſo vil, als
einem andern fuͤr ſich und ſeine nachkommen, auch
nur in gewiſſermaſe ein erbrecht daran uͤbergeben
und zugeſtehen, ſolchemnach iſt erbe und eigen von
einander unterſchicken, immaſen man auch one
das eigentum wol ein erbrecht an einer ſache haben
kan, Kopp am a. o.

§ 1898

Die allodien ſind von den lehnguͤtern unterſchi-die allodien
ſind von den
lehnguͤtern
unterſchi-
den.

den; daher die erſten zu lehn aufgetragen und ge-
machet; hingegen lehne in erb- und eigene ver-
wandelt werden koͤnnen, wie ſolches die Kurbran-
denburgiſche lehne bezeugen, Mylius im corp.
conſt. march T. II
abt. V ſ. 119 fgg.

§ 1899

Als die Franken fremde laͤnder bezwungen, oderdie adeliche
guͤter wer-
den lehnbar
zu ſeyn ver-
mutet.

aus einem in die andern die voͤlker verpflanzeten,
wurden den freigebornen loſe, oder guͤter zu teile,
welche de munere regum hiſen. Der hohe adel
beſaße unterdeſſen ſtarke allodien, welches zur ver-
erbung der Reichs-lehne, beſage des Herrn Gra-
fens von Buͤnau im IIIIten bande der Kaiſer-
und Reichs-hiſtori ſ. 208 b und hernach zur lan-
deshoheit gelegenheit mit gab, Struben im IIIIten
teile der nebenſtunden ſ. 62 fg. beim nidern adel
wimmelte alles von lehnen, und wer erbe hatte,
der trug es zu lehne auf. Nun beſaget die ver-
nunft-lehre, daß wir in den ſittlichen wiſſenſchaf-
ten vermittelſt der induction aus der mehrheit der
beiſpile regeln zu zihen vermoͤgen, Eſtors obſ. feu-
dal. IIII.
Man neme aber 100 adeliche guͤter; ſo
finden ſich darunter kaum 20. die erbe ſind; da-
her folget der Schluß, daß die meiſten lehnbar
ſeynd. Derowegen muß ich die vermutung von

dem
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[769/0781] von den unterſchidlichen guͤtern ꝛc. teile ſ. 1386, 1392, 1452, 1463 fg., Kopp in den lehnproben Iten bande ſ. 270, 271. Es be- deutet daher ein gut vererben oͤfters ſo vil, als einem andern fuͤr ſich und ſeine nachkommen, auch nur in gewiſſermaſe ein erbrecht daran uͤbergeben und zugeſtehen, ſolchemnach iſt erbe und eigen von einander unterſchicken, immaſen man auch one das eigentum wol ein erbrecht an einer ſache haben kan, Kopp am a. o. § 1898 Die allodien ſind von den lehnguͤtern unterſchi- den; daher die erſten zu lehn aufgetragen und ge- machet; hingegen lehne in erb- und eigene ver- wandelt werden koͤnnen, wie ſolches die Kurbran- denburgiſche lehne bezeugen, Mylius im corp. conſt. march T. II abt. V ſ. 119 fgg. die allodien ſind von den lehnguͤtern unterſchi- den. § 1899 Als die Franken fremde laͤnder bezwungen, oder aus einem in die andern die voͤlker verpflanzeten, wurden den freigebornen loſe, oder guͤter zu teile, welche de munere regum hiſen. Der hohe adel beſaße unterdeſſen ſtarke allodien, welches zur ver- erbung der Reichs-lehne, beſage des Herrn Gra- fens von Buͤnau im IIIIten bande der Kaiſer- und Reichs-hiſtori ſ. 208 b und hernach zur lan- deshoheit gelegenheit mit gab, Struben im IIIIten teile der nebenſtunden ſ. 62 fg. beim nidern adel wimmelte alles von lehnen, und wer erbe hatte, der trug es zu lehne auf. Nun beſaget die ver- nunft-lehre, daß wir in den ſittlichen wiſſenſchaf- ten vermittelſt der induction aus der mehrheit der beiſpile regeln zu zihen vermoͤgen, Eſtors obſ. feu- dal. IIII. Man neme aber 100 adeliche guͤter; ſo finden ſich darunter kaum 20. die erbe ſind; da- her folget der Schluß, daß die meiſten lehnbar ſeynd. Derowegen muß ich die vermutung von dem die adeliche guͤter wer- den lehnbar zu ſeyn ver- mutet. C c c

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Bürgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen. Bd. 1. Marburg, 1757, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit01_1757/781>, abgerufen am 29.03.2024.