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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXVI haubtstück,
§ 2873
von den ursa-
chen der ge-
richtlichen
übergebungen
der unbewegli-
chen güter hal-
ber.

Die unbewegliche güter mussten bei den Teut-
schen gerichtlich übergeben werden, (§ 1856 fg.).
Hirzu hatte man vilerlei ursachen. Unter dise ge-
hören mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner seiner
güter wegen einen augenblick sicher war; sondern
sich stets besorgen musste: daß sie ihm von an-
dern weggenommen, und er daraus geworfen
würde. Weil nun der richter oft nicht wissen
konnte, ob auch derjenige, welchem die güter weg-
genommen waren, und er daraus geworfen wor-
den, warhafter eigentümer davon sei; mithin ihn
nicht allezeit in den besiz wider einzusezen vermoch-
te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg-
lichen sachen schwer zu füren ist; so lissen sich die
Teutsche ire unbeweglichen güter von den gebüren-
den richtern gerichtlich übergeben, das ist, bevesti-
gen, vest machen, in die wehre sezen (§ 1856 fg.
§ 1877), auch um besser behalts willen, (wie es
in den alten gerichtsbüchern heisset), in die gerichts-
bücher einschreiben, welches auch bei den erbschaf-
ten geschahe, besage des Burgholzhäuser gerichts-
buches in der deduction der von Hanau-Münzen-
berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz-
hausen neuerlich gemachten praetension entgegen
gesezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen s. 47 fg., da-
mit, wenn sie im eräugenden falle inen weggenom-
men würden, der richter sie sofort in den besiz wider
einsezen könnte; immassen der richter sodann wisse:
daß die in der wehre sich befundene ware eigentü-
mer davon wären; darnebst 2) auch, weil keine un-
bewegliche sache, dafern sie auch nur erbe war, one
der stammvättern gehelung veräussert werden konn-
te. Jnzwischen war vor allen dingen auf die er-
fodernisse der verjärung hirbei rücksicht zu nemen,

wenn
II buch, LXVI haubtſtuͤck,
§ 2873
von den urſa-
chen der ge-
richtlichen
uͤbergebungen
der unbewegli-
chen guͤter hal-
ber.

Die unbewegliche guͤter muſſten bei den Teut-
ſchen gerichtlich uͤbergeben werden, (§ 1856 fg.).
Hirzu hatte man vilerlei urſachen. Unter diſe ge-
hoͤren mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner ſeiner
guͤter wegen einen augenblick ſicher war; ſondern
ſich ſtets beſorgen muſſte: daß ſie ihm von an-
dern weggenommen, und er daraus geworfen
wuͤrde. Weil nun der richter oft nicht wiſſen
konnte, ob auch derjenige, welchem die guͤter weg-
genommen waren, und er daraus geworfen wor-
den, warhafter eigentuͤmer davon ſei; mithin ihn
nicht allezeit in den beſiz wider einzuſezen vermoch-
te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg-
lichen ſachen ſchwer zu fuͤren iſt; ſo liſſen ſich die
Teutſche ire unbeweglichen guͤter von den gebuͤren-
den richtern gerichtlich uͤbergeben, das iſt, beveſti-
gen, veſt machen, in die wehre ſezen (§ 1856 fg.
§ 1877), auch um beſſer behalts willen, (wie es
in den alten gerichtsbuͤchern heiſſet), in die gerichts-
buͤcher einſchreiben, welches auch bei den erbſchaf-
ten geſchahe, beſage des Burgholzhaͤuſer gerichts-
buches in der deduction der von Hanau-Muͤnzen-
berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz-
hauſen neuerlich gemachten praetenſion entgegen
geſezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen ſ. 47 fg., da-
mit, wenn ſie im eraͤugenden falle inen weggenom-
men wuͤrden, der richter ſie ſofort in den beſiz wider
einſezen koͤnnte; immaſſen der richter ſodann wiſſe:
daß die in der wehre ſich befundene ware eigentuͤ-
mer davon waͤren; darnebſt 2) auch, weil keine un-
bewegliche ſache, dafern ſie auch nur erbe war, one
der ſtammvaͤttern gehelung veraͤuſſert werden konn-
te. Jnzwiſchen war vor allen dingen auf die er-
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[986/1010] II buch, LXVI haubtſtuͤck, § 2873 Die unbewegliche guͤter muſſten bei den Teut- ſchen gerichtlich uͤbergeben werden, (§ 1856 fg.). Hirzu hatte man vilerlei urſachen. Unter diſe ge- hoͤren mit: 1) weil in den fehdezeiten keiner ſeiner guͤter wegen einen augenblick ſicher war; ſondern ſich ſtets beſorgen muſſte: daß ſie ihm von an- dern weggenommen, und er daraus geworfen wuͤrde. Weil nun der richter oft nicht wiſſen konnte, ob auch derjenige, welchem die guͤter weg- genommen waren, und er daraus geworfen wor- den, warhafter eigentuͤmer davon ſei; mithin ihn nicht allezeit in den beſiz wider einzuſezen vermoch- te, noch wollte; imgleichen der beweiß der unbeweg- lichen ſachen ſchwer zu fuͤren iſt; ſo liſſen ſich die Teutſche ire unbeweglichen guͤter von den gebuͤren- den richtern gerichtlich uͤbergeben, das iſt, beveſti- gen, veſt machen, in die wehre ſezen (§ 1856 fg. § 1877), auch um beſſer behalts willen, (wie es in den alten gerichtsbuͤchern heiſſet), in die gerichts- buͤcher einſchreiben, welches auch bei den erbſchaf- ten geſchahe, beſage des Burgholzhaͤuſer gerichts- buches in der deduction der von Hanau-Muͤnzen- berg auf den Reichslehnbaren flecken Burkholz- hauſen neuerlich gemachten praetenſion entgegen geſezet, Wezl. 1741 fol. in beilagen ſ. 47 fg., da- mit, wenn ſie im eraͤugenden falle inen weggenom- men wuͤrden, der richter ſie ſofort in den beſiz wider einſezen koͤnnte; immaſſen der richter ſodann wiſſe: daß die in der wehre ſich befundene ware eigentuͤ- mer davon waͤren; darnebſt 2) auch, weil keine un- bewegliche ſache, dafern ſie auch nur erbe war, one der ſtammvaͤttern gehelung veraͤuſſert werden konn- te. Jnzwiſchen war vor allen dingen auf die er- foderniſſe der verjaͤrung hirbei ruͤckſicht zu nemen, wenn

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 986. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1010>, abgerufen am 29.03.2024.