Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von erbschaften one lezten willen.
schaffe. Eben dergleichen tat auch der Pfal[z]g[r]af
Adolph, der einfältige, an seinem bruder Rudolph,
dem blinden; ob er gleich einen son hatte, Andr.
Preebyter
im chron. Bau. s 34.

Von der erbfolge der aeltern, und an-
herren.
§ 3023

Von der erbfolge der anherren, und aelternob aeltern ireu
kindern fol-
gen?

weiß das alte teutsche recht nichts, noch daß der
vater seinem kinde folge (§ 2994); immassen die
erhaltung des geschlechtes, und der famili nicht
dadurch bewirket werden konnte; im lehne kan der
vater dem sone, welcher dasselbe erst überkommen
hat, ebenfalls nicht folgen; weil er nicht mitbeli-
hen ist, noch vom sone abstammet; gleichwohl die
lehne für die abkömmlinge verlihen werden. Aus-
ser den lehnen hat nachher der vater, mit seinen sö-
nen, seinen verstorbenen son beerbet. Heute zu
tage folgen vater, und mutter, besonders in Sach-
sen, iren kindern in der nachlassenschaft, mit aus-
schlüssung irer übrigen kinder, als des verstorbe-
nen kindes geschwister. Weil man nun dem er-
sten erwerber folget; so sollte billig von demselben
die rechnung der glide gemachet werden, Pütters
rechtsfälle num. XI, s. 143 -- 148; es ist aber
belibet worden, es allso zu halten: daß der erste
erwerber das recht der erbfolge gebe; wiwohl es
unter den rechtsgelehrten streitig ist, jedoch halten
die meiste civilisten es mit der nähe nach dem lezt-
verstorbenen. Man sehe den Stryk de success. ab
intestato.
Die unehelichen kinder beerbet der vater
nicht, wenn er sich auch schon mit der geschwäche-
ten dirne hätte aufrufen lassen; gleichwohl das kind
vor der pristerlichen trauung gestorben ist, Abr.

Kaest-
X x x 4

von erbſchaften one lezten willen.
ſchaffe. Eben dergleichen tat auch der Pfal[z]g[r]af
Adolph, der einfaͤltige, an ſeinem bruder Rudolph,
dem blinden; ob er gleich einen ſon hatte, Andr.
Preebyter
im chron. Bau. ſ 34.

Von der erbfolge der aeltern, und an-
herren.
§ 3023

Von der erbfolge der anherren, und aelternob aeltern ireu
kindern fol-
gen?

weiß das alte teutſche recht nichts, noch daß der
vater ſeinem kinde folge (§ 2994); immaſſen die
erhaltung des geſchlechtes, und der famili nicht
dadurch bewirket werden konnte; im lehne kan der
vater dem ſone, welcher daſſelbe erſt uͤberkommen
hat, ebenfalls nicht folgen; weil er nicht mitbeli-
hen iſt, noch vom ſone abſtammet; gleichwohl die
lehne fuͤr die abkoͤmmlinge verlihen werden. Auſ-
ſer den lehnen hat nachher der vater, mit ſeinen ſoͤ-
nen, ſeinen verſtorbenen ſon beerbet. Heute zu
tage folgen vater, und mutter, beſonders in Sach-
ſen, iren kindern in der nachlaſſenſchaft, mit aus-
ſchluͤſſung irer uͤbrigen kinder, als des verſtorbe-
nen kindes geſchwiſter. Weil man nun dem er-
ſten erwerber folget; ſo ſollte billig von demſelben
die rechnung der glide gemachet werden, Puͤtters
rechtsfaͤlle num. XI, ſ. 143 — 148; es iſt aber
belibet worden, es allſo zu halten: daß der erſte
erwerber das recht der erbfolge gebe; wiwohl es
unter den rechtsgelehrten ſtreitig iſt, jedoch halten
die meiſte civiliſten es mit der naͤhe nach dem lezt-
verſtorbenen. Man ſehe den Stryk de ſucceſſ. ab
inteſtato.
Die unehelichen kinder beerbet der vater
nicht, wenn er ſich auch ſchon mit der geſchwaͤche-
ten dirne haͤtte aufrufen laſſen; gleichwohl das kind
vor der priſterlichen trauung geſtorben iſt, Abr.

Kaeſt-
X x x 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1087" n="1063"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von erb&#x017F;chaften one lezten willen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chaffe. Eben dergleichen tat auch der Pfal<supplied>z</supplied>g<supplied>r</supplied>af<lb/>
Adolph, der einfa&#x0364;ltige, an &#x017F;einem bruder Rudolph,<lb/>
dem blinden; ob er gleich einen &#x017F;on hatte, <hi rendition="#fr">Andr.<lb/>
Preebyter</hi> im <hi rendition="#aq">chron. Bau.</hi> &#x017F; 34.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Von der erbfolge der aeltern, und an-<lb/>
herren.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3023</head><lb/>
          <p>Von der erbfolge der anherren, und aeltern<note place="right">ob aeltern ireu<lb/>
kindern fol-<lb/>
gen?</note><lb/>
weiß das alte teut&#x017F;che recht nichts, noch daß der<lb/>
vater &#x017F;einem kinde folge (§ 2994); imma&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
erhaltung des ge&#x017F;chlechtes, und der famili nicht<lb/>
dadurch bewirket werden konnte; im lehne kan der<lb/>
vater dem &#x017F;one, welcher da&#x017F;&#x017F;elbe er&#x017F;t u&#x0364;berkommen<lb/>
hat, ebenfalls nicht folgen; weil er nicht mitbeli-<lb/>
hen i&#x017F;t, noch vom &#x017F;one ab&#x017F;tammet; gleichwohl die<lb/>
lehne fu&#x0364;r die abko&#x0364;mmlinge verlihen werden. Au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er den lehnen hat nachher der vater, mit &#x017F;einen &#x017F;o&#x0364;-<lb/>
nen, &#x017F;einen ver&#x017F;torbenen &#x017F;on beerbet. Heute zu<lb/>
tage folgen vater, und mutter, be&#x017F;onders in Sach-<lb/>
&#x017F;en, iren kindern in der nachla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, mit aus-<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung irer u&#x0364;brigen kinder, als des ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen kindes ge&#x017F;chwi&#x017F;ter. Weil man nun dem er-<lb/>
&#x017F;ten erwerber folget; &#x017F;o &#x017F;ollte billig von dem&#x017F;elben<lb/>
die rechnung der glide gemachet werden, <hi rendition="#fr">Pu&#x0364;tters</hi><lb/>
rechtsfa&#x0364;lle num. <hi rendition="#aq">XI,</hi> &#x017F;. 143 &#x2014; 148; es i&#x017F;t aber<lb/>
belibet worden, es all&#x017F;o zu halten: daß der er&#x017F;te<lb/>
erwerber das recht der erbfolge gebe; wiwohl es<lb/>
unter den rechtsgelehrten &#x017F;treitig i&#x017F;t, jedoch halten<lb/>
die mei&#x017F;te civili&#x017F;ten es mit der na&#x0364;he nach dem lezt-<lb/>
ver&#x017F;torbenen. Man &#x017F;ehe den <hi rendition="#fr">Stryk</hi> <hi rendition="#aq">de &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;. ab<lb/>
inte&#x017F;tato.</hi> Die unehelichen kinder beerbet der vater<lb/>
nicht, wenn er &#x017F;ich auch &#x017F;chon mit der ge&#x017F;chwa&#x0364;che-<lb/>
ten dirne ha&#x0364;tte aufrufen la&#x017F;&#x017F;en; gleichwohl das kind<lb/>
vor der pri&#x017F;terlichen trauung ge&#x017F;torben i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Abr.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x x 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Kae&#x017F;t-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1063/1087] von erbſchaften one lezten willen. ſchaffe. Eben dergleichen tat auch der Pfalzgraf Adolph, der einfaͤltige, an ſeinem bruder Rudolph, dem blinden; ob er gleich einen ſon hatte, Andr. Preebyter im chron. Bau. ſ 34. Von der erbfolge der aeltern, und an- herren. § 3023 Von der erbfolge der anherren, und aeltern weiß das alte teutſche recht nichts, noch daß der vater ſeinem kinde folge (§ 2994); immaſſen die erhaltung des geſchlechtes, und der famili nicht dadurch bewirket werden konnte; im lehne kan der vater dem ſone, welcher daſſelbe erſt uͤberkommen hat, ebenfalls nicht folgen; weil er nicht mitbeli- hen iſt, noch vom ſone abſtammet; gleichwohl die lehne fuͤr die abkoͤmmlinge verlihen werden. Auſ- ſer den lehnen hat nachher der vater, mit ſeinen ſoͤ- nen, ſeinen verſtorbenen ſon beerbet. Heute zu tage folgen vater, und mutter, beſonders in Sach- ſen, iren kindern in der nachlaſſenſchaft, mit aus- ſchluͤſſung irer uͤbrigen kinder, als des verſtorbe- nen kindes geſchwiſter. Weil man nun dem er- ſten erwerber folget; ſo ſollte billig von demſelben die rechnung der glide gemachet werden, Puͤtters rechtsfaͤlle num. XI, ſ. 143 — 148; es iſt aber belibet worden, es allſo zu halten: daß der erſte erwerber das recht der erbfolge gebe; wiwohl es unter den rechtsgelehrten ſtreitig iſt, jedoch halten die meiſte civiliſten es mit der naͤhe nach dem lezt- verſtorbenen. Man ſehe den Stryk de ſucceſſ. ab inteſtato. Die unehelichen kinder beerbet der vater nicht, wenn er ſich auch ſchon mit der geſchwaͤche- ten dirne haͤtte aufrufen laſſen; gleichwohl das kind vor der priſterlichen trauung geſtorben iſt, Abr. Kaeſt- ob aeltern ireu kindern fol- gen? X x x 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1087
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1063. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1087>, abgerufen am 25.04.2024.