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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von alten u. neuen stammgütern.
iur. ciu. will, oder eine persönliche, welche die na-
tur einer dinglichen klage anzihet, zu gebrauchen
sey? Der erste stifter hat mir ein dingliches recht
gegeben: daß, wenn mich die reihe trift, ich das gut
in anspruch nemen könne. Jn sachen des generals
von Junghen erben, wider den grafen von Effern,
und ein nonnenkloster im Jülichischen wurden die
revocatoria wider dises kloster angestellet. Der
son des stifters Junghen verkaufete das fideicom-
miß zu Frensheim, in der Pfalz gelegen, an den
von Effern. Diser verschaffete es in seinem lezten
willen an das nonnenkloster. Die schwester von
Zigenhorn stellete den proceß vor der oberrheinischen
ritterkanzellei, als dem gerichtsstande der gelegenen
sache an. Kur-Pfalz sprach dargegen, und erwi-
derte: Frensheim ist meine stadt; allso habe ich
das forum rei sitae. Die ritterschaft antwortete:
es ist ein unstreitiges rittergut; daher gehöret uns
das erkenntniß. Jst das fideicommiß in natur
nicht mehr vorhanden, oder der besizer will es nicht
abgeben; so muß dennoch der wehrt dafür vergü-
tet werden (§ 3437 des 2ten th.). Die geschlechts-
erben nemen allso selbige in anspruch, wenn sie auf
sie verfallen sind; obgleich ein rechtskräftiges urtel
dem andern es zugesprochen hat. Ehedem foderte
man das teutsche erb- und stammgut von der hand
des richters binnen jaresfrist.

§ 3439

Die veräusserung eines stammgutes, oder fidei-die veräusse-
rung ist nicht
zu verstatten.

commisses streitet mit der natur des fideicommisses,
auch wider die absicht des stifters, und kan nach
der regel, weder, inhalts der justinianischen, noch
des teutschen rechtes mit bestande aufgehoben wer-
den; so lange noch abkömmlinge von dem ersten
erwerber zu verhoffen sind, und der stamm nicht

auf
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von alten u. neuen ſtammguͤtern.
iur. ciu. will, oder eine perſoͤnliche, welche die na-
tur einer dinglichen klage anzihet, zu gebrauchen
ſey? Der erſte ſtifter hat mir ein dingliches recht
gegeben: daß, wenn mich die reihe trift, ich das gut
in anſpruch nemen koͤnne. Jn ſachen des generals
von Junghen erben, wider den grafen von Effern,
und ein nonnenkloſter im Juͤlichiſchen wurden die
revocatoria wider diſes kloſter angeſtellet. Der
ſon des ſtifters Junghen verkaufete das fideicom-
miß zu Frensheim, in der Pfalz gelegen, an den
von Effern. Diſer verſchaffete es in ſeinem lezten
willen an das nonnenkloſter. Die ſchweſter von
Zigenhorn ſtellete den proceß vor der oberrheiniſchen
ritterkanzellei, als dem gerichtsſtande der gelegenen
ſache an. Kur-Pfalz ſprach dargegen, und erwi-
derte: Frensheim iſt meine ſtadt; allſo habe ich
das forum rei ſitae. Die ritterſchaft antwortete:
es iſt ein unſtreitiges rittergut; daher gehoͤret uns
das erkenntniß. Jſt das fideicommiß in natur
nicht mehr vorhanden, oder der beſizer will es nicht
abgeben; ſo muß dennoch der wehrt dafuͤr verguͤ-
tet werden (§ 3437 des 2ten th.). Die geſchlechts-
erben nemen allſo ſelbige in anſpruch, wenn ſie auf
ſie verfallen ſind; obgleich ein rechtskraͤftiges urtel
dem andern es zugeſprochen hat. Ehedem foderte
man das teutſche erb- und ſtammgut von der hand
des richters binnen jaresfriſt.

§ 3439

Die veraͤuſſerung eines ſtammgutes, oder fidei-die veraͤuſſe-
rung iſt nicht
zu verſtatten.

commiſſes ſtreitet mit der natur des fideicommiſſes,
auch wider die abſicht des ſtifters, und kan nach
der regel, weder, inhalts der juſtinianiſchen, noch
des teutſchen rechtes mit beſtande aufgehoben wer-
den; ſo lange noch abkoͤmmlinge von dem erſten
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[1155/1179] von alten u. neuen ſtammguͤtern. iur. ciu. will, oder eine perſoͤnliche, welche die na- tur einer dinglichen klage anzihet, zu gebrauchen ſey? Der erſte ſtifter hat mir ein dingliches recht gegeben: daß, wenn mich die reihe trift, ich das gut in anſpruch nemen koͤnne. Jn ſachen des generals von Junghen erben, wider den grafen von Effern, und ein nonnenkloſter im Juͤlichiſchen wurden die revocatoria wider diſes kloſter angeſtellet. Der ſon des ſtifters Junghen verkaufete das fideicom- miß zu Frensheim, in der Pfalz gelegen, an den von Effern. Diſer verſchaffete es in ſeinem lezten willen an das nonnenkloſter. Die ſchweſter von Zigenhorn ſtellete den proceß vor der oberrheiniſchen ritterkanzellei, als dem gerichtsſtande der gelegenen ſache an. Kur-Pfalz ſprach dargegen, und erwi- derte: Frensheim iſt meine ſtadt; allſo habe ich das forum rei ſitae. Die ritterſchaft antwortete: es iſt ein unſtreitiges rittergut; daher gehoͤret uns das erkenntniß. Jſt das fideicommiß in natur nicht mehr vorhanden, oder der beſizer will es nicht abgeben; ſo muß dennoch der wehrt dafuͤr verguͤ- tet werden (§ 3437 des 2ten th.). Die geſchlechts- erben nemen allſo ſelbige in anſpruch, wenn ſie auf ſie verfallen ſind; obgleich ein rechtskraͤftiges urtel dem andern es zugeſprochen hat. Ehedem foderte man das teutſche erb- und ſtammgut von der hand des richters binnen jaresfriſt. § 3439 Die veraͤuſſerung eines ſtammgutes, oder fidei- commiſſes ſtreitet mit der natur des fideicommiſſes, auch wider die abſicht des ſtifters, und kan nach der regel, weder, inhalts der juſtinianiſchen, noch des teutſchen rechtes mit beſtande aufgehoben wer- den; ſo lange noch abkoͤmmlinge von dem erſten erwerber zu verhoffen ſind, und der ſtamm nicht auf die veraͤuſſe- rung iſt nicht zu verſtatten. D d d d 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1179>, abgerufen am 25.04.2024.