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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch, I haubtstück,
schuldner? Gibt er mir nichts dafür an interesse; so
fället die last auf den schuldner. Jch leihe dir et-
was. Du verdirbest, oder verlirest die sache;
must du mir den gemeinen wehrt erstatten, oder
solches nach der affection mir vergnügen? Nach be-
schaffenheit der gelehnten sache wird die erstattung
geschäzet. Seze: es sei ein erb-willkomm gewe-
sen. Hir gehet es nach der affection.

§ 3496
wer gedinge
eingehen |kön-
ue?

Alle personen mögen gedinge stiften, welchen
solches |durch die natur, oder die gesäze, und rech-
te, oder obrigkeit nicht untersaget ist, Gottfr.
Dan. Hofmann
de spectando in conuentionibus
initio,
Tüb. 1765 § 14 fg. s. 13 fgg. Die pa-
cta claudicantia sind nicht unbekannt, Simon
Peter Gasser
de pactis claudicant. Halle 1735, 4t.
Es muß einer seiner vernunft völlig mächtig, und
herr seines vermögens seyn, auch seinen mann da-
bei stehen können. Der fürst kann solches von sel-
nem eigenen vermögen tun; hergegen geht es nicht
bei den lehnen und stamm-landen an. Der re-
gent muß die gedinge halten; Günther singet:
Sancta et plena suo, stant, regia pondere verba.
Carl V sprach: einem regenten stehe nichts weniger
an, als das versprechen nicht zu halten. Daher
wird er gelobet, daß er Dr. Luthern das sichere ge-
leit hilte. Siegmund wurde getadelt, daß er Jo-
hann Hussen solches nicht hilte. Disem nach muß
ein regent sein wort halten, gleich einem eide. Der
könig, Heinrich IIII, in Frankreich glaubete, es
wäre einem könige durchaus nicht anständig, sein
wort nicht zu halten. Der herr landgraf, Phi-
lipp zu Hessen, war gleicher gesinnung. Der

Teutsche

III buch, I haubtſtuͤck,
ſchuldner? Gibt er mir nichts dafuͤr an intereſſe; ſo
faͤllet die laſt auf den ſchuldner. Jch leihe dir et-
was. Du verdirbeſt, oder verlireſt die ſache;
muſt du mir den gemeinen wehrt erſtatten, oder
ſolches nach der affection mir vergnuͤgen? Nach be-
ſchaffenheit der gelehnten ſache wird die erſtattung
geſchaͤzet. Seze: es ſei ein erb-willkomm gewe-
ſen. Hir gehet es nach der affection.

§ 3496
wer gedinge
eingehen |koͤn-
ue?

Alle perſonen moͤgen gedinge ſtiften, welchen
ſolches |durch die natur, oder die geſaͤze, und rech-
te, oder obrigkeit nicht unterſaget iſt, Gottfr.
Dan. Hofmann
de ſpectando in conuentionibus
initio,
Tuͤb. 1765 § 14 fg. ſ. 13 fgg. Die pa-
cta claudicantia ſind nicht unbekannt, Simon
Peter Gaſſer
de pactis claudicant. Halle 1735, 4t.
Es muß einer ſeiner vernunft voͤllig maͤchtig, und
herr ſeines vermoͤgens ſeyn, auch ſeinen mann da-
bei ſtehen koͤnnen. Der fuͤrſt kann ſolches von ſel-
nem eigenen vermoͤgen tun; hergegen geht es nicht
bei den lehnen und ſtamm-landen an. Der re-
gent muß die gedinge halten; Guͤnther ſinget:
Sancta et plena ſuo, ſtant, regia pondere verba.
Carl V ſprach: einem regenten ſtehe nichts weniger
an, als das verſprechen nicht zu halten. Daher
wird er gelobet, daß er Dr. Luthern das ſichere ge-
leit hilte. Siegmund wurde getadelt, daß er Jo-
hann Huſſen ſolches nicht hilte. Diſem nach muß
ein regent ſein wort halten, gleich einem eide. Der
koͤnig, Heinrich IIII, in Frankreich glaubete, es
waͤre einem koͤnige durchaus nicht anſtaͤndig, ſein
wort nicht zu halten. Der herr landgraf, Phi-
lipp zu Heſſen, war gleicher geſinnung. Der

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[1178/1202] III buch, I haubtſtuͤck, ſchuldner? Gibt er mir nichts dafuͤr an intereſſe; ſo faͤllet die laſt auf den ſchuldner. Jch leihe dir et- was. Du verdirbeſt, oder verlireſt die ſache; muſt du mir den gemeinen wehrt erſtatten, oder ſolches nach der affection mir vergnuͤgen? Nach be- ſchaffenheit der gelehnten ſache wird die erſtattung geſchaͤzet. Seze: es ſei ein erb-willkomm gewe- ſen. Hir gehet es nach der affection. § 3496 Alle perſonen moͤgen gedinge ſtiften, welchen ſolches |durch die natur, oder die geſaͤze, und rech- te, oder obrigkeit nicht unterſaget iſt, Gottfr. Dan. Hofmann de ſpectando in conuentionibus initio, Tuͤb. 1765 § 14 fg. ſ. 13 fgg. Die pa- cta claudicantia ſind nicht unbekannt, Simon Peter Gaſſer de pactis claudicant. Halle 1735, 4t. Es muß einer ſeiner vernunft voͤllig maͤchtig, und herr ſeines vermoͤgens ſeyn, auch ſeinen mann da- bei ſtehen koͤnnen. Der fuͤrſt kann ſolches von ſel- nem eigenen vermoͤgen tun; hergegen geht es nicht bei den lehnen und ſtamm-landen an. Der re- gent muß die gedinge halten; Guͤnther ſinget: Sancta et plena ſuo, ſtant, regia pondere verba. Carl V ſprach: einem regenten ſtehe nichts weniger an, als das verſprechen nicht zu halten. Daher wird er gelobet, daß er Dr. Luthern das ſichere ge- leit hilte. Siegmund wurde getadelt, daß er Jo- hann Huſſen ſolches nicht hilte. Diſem nach muß ein regent ſein wort halten, gleich einem eide. Der koͤnig, Heinrich IIII, in Frankreich glaubete, es waͤre einem koͤnige durchaus nicht anſtaͤndig, ſein wort nicht zu halten. Der herr landgraf, Phi- lipp zu Heſſen, war gleicher geſinnung. Der Teutſche

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1202>, abgerufen am 29.03.2024.