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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch, LXIIII haubtstück,
teutschen pachte, auch der mithe. Allein die
teutsche pachtung ist von der römischen wohl zu
unterscheiden; wie dann Boehmer, zu Halle, schon
das gegenteil erwisen hat, in seinen zusammen ge-
druckten dissertationen über die pandecten T. III
ex.
s. 467 fg.

§ 4384

Das wort mithe hat mancherlei bedeutun-
gen; unter andern bedeute|t sie eine vergeltung des ge-
leisteten, oder des noch zu leistenden, mercedem
conuentam,
Haltaus sp. 1343 fg. Heuer wird
ebenfalls von der mithe gebrauchet. Die alten
sageten: hure, hauer; hauerlon bedeutet merce-
dem.
Hure-gut ist fundus elocatus.

§ 4385

Dahero die hure anzeiget: diejenige weibes-
person, welche iren leib für gelt verheuret. Jn den
teutschen landen waren die frauenhäuser; sihe mei-
ne neuen kleinen schriften, und den Ritter, von
dem kirchlichen zustande in Frankfurt. Sie hat-
ten iren vogt, und beschüzer wider das unrecht,
einen büttel oder schinder. Jm frauenhaus her-
bergete der henker, von Ludewig, in den gelehr-
ten anzeigen th. I s. 940, Orth von den Reichs-
messen in Frankfurt am Maine s. 517 fg. Hu-
ren-brüche
begreifen die sogenannten mulctas
scortationis,
Lünigs teutsches Reichsarchiv p.
gen. cons. II
s. 239. Ob dise den adelichen
|auch gebüren, hat Ge. Lud. Boehmer zu
Göttingen: de mulctis stuprorum send- und hu-
renbrüche etc. 1749 in 4t untersuchet. Die kan-
zelei-schreibart ist: unpflichten-strafe, unkeusch-
heits-strafe etc. Die hurentreiber heissen mere-

triciati,

III buch, LXIIII haubtſtuͤck,
teutſchen pachte, auch der mithe. Allein die
teutſche pachtung iſt von der roͤmiſchen wohl zu
unterſcheiden; wie dann Boehmer, zu Halle, ſchon
das gegenteil erwiſen hat, in ſeinen zuſammen ge-
druckten diſſertationen uͤber die pandecten T. III
ex.
ſ. 467 fg.

§ 4384

Das wort mithe hat mancherlei bedeutun-
gen; unter andern bedeute|t ſie eine vergeltung des ge-
leiſteten, oder des noch zu leiſtenden, mercedem
conuentam,
Haltaus ſp. 1343 fg. Heuer wird
ebenfalls von der mithe gebrauchet. Die alten
ſageten: hure, hauer; hauerlon bedeutet merce-
dem.
Hure-gut iſt fundus elocatus.

§ 4385

Dahero die hure anzeiget: diejenige weibes-
perſon, welche iren leib fuͤr gelt verheuret. Jn den
teutſchen landen waren die frauenhaͤuſer; ſihe mei-
ne neuen kleinen ſchriften, und den Ritter, von
dem kirchlichen zuſtande in Frankfurt. Sie hat-
ten iren vogt, und beſchuͤzer wider das unrecht,
einen buͤttel oder ſchinder. Jm frauenhaus her-
bergete der henker, von Ludewig, in den gelehr-
ten anzeigen th. I ſ. 940, Orth von den Reichs-
meſſen in Frankfurt am Maine ſ. 517 fg. Hu-
ren-bruͤche
begreifen die ſogenannten mulctas
ſcortationis,
Luͤnigs teutſches Reichsarchiv p.
gen. conſ. II
ſ. 239. Ob diſe den adelichen
|auch gebuͤren, hat Ge. Lud. Boehmer zu
Goͤttingen: de mulctis ſtuprorum ſend- und hu-
renbruͤche ꝛc. 1749 in 4t unterſuchet. Die kan-
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[1288/1312] III buch, LXIIII haubtſtuͤck, teutſchen pachte, auch der mithe. Allein die teutſche pachtung iſt von der roͤmiſchen wohl zu unterſcheiden; wie dann Boehmer, zu Halle, ſchon das gegenteil erwiſen hat, in ſeinen zuſammen ge- druckten diſſertationen uͤber die pandecten T. III ex. ſ. 467 fg. § 4384 Das wort mithe hat mancherlei bedeutun- gen; unter andern bedeute|t ſie eine vergeltung des ge- leiſteten, oder des noch zu leiſtenden, mercedem conuentam, Haltaus ſp. 1343 fg. Heuer wird ebenfalls von der mithe gebrauchet. Die alten ſageten: hure, hauer; hauerlon bedeutet merce- dem. Hure-gut iſt fundus elocatus. § 4385 Dahero die hure anzeiget: diejenige weibes- perſon, welche iren leib fuͤr gelt verheuret. Jn den teutſchen landen waren die frauenhaͤuſer; ſihe mei- ne neuen kleinen ſchriften, und den Ritter, von dem kirchlichen zuſtande in Frankfurt. Sie hat- ten iren vogt, und beſchuͤzer wider das unrecht, einen buͤttel oder ſchinder. Jm frauenhaus her- bergete der henker, von Ludewig, in den gelehr- ten anzeigen th. I ſ. 940, Orth von den Reichs- meſſen in Frankfurt am Maine ſ. 517 fg. Hu- ren-bruͤche begreifen die ſogenannten mulctas ſcortationis, Luͤnigs teutſches Reichsarchiv p. gen. conſ. II ſ. 239. Ob diſe den adelichen |auch gebuͤren, hat Ge. Lud. Boehmer zu Goͤttingen: de mulctis ſtuprorum ſend- und hu- renbruͤche ꝛc. 1749 in 4t unterſuchet. Die kan- zelei-ſchreibart iſt: unpflichten-ſtrafe, unkeuſch- heits-ſtrafe ꝛc. Die hurentreiber heiſſen mere- triciati,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1312>, abgerufen am 20.04.2024.