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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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VI buch, I haubtstück,
b) das Lauenburgische; 3) das Lothringische, wel-
ches aber zertrümmert worden. Lothringen stand
hernach unterm kaiserlichen hofgerichte; | 4) das
Schwäbische (§ 6102 fgg. des 2ten th.). Jn
Ober-Sachsen war das hofgericht zu Altenburg.
Jn Franken, das zu Wimpfen, und Rotenburg an
der Tauber. Jn Schwaben das zu Zürch, und
Rotweil. Jn Nider-Sachsen, d. i. Westphalen,
waren die hofgerichte zu Dortmund, und Lauen-
burg. Jn Baiern das zu Landshut. Jn Oester-
reiche das zu Wien. Dises sind die muhtmassun-
gen des Freiherrn von Senkenberg, s. 22 § 14 von
der kaiserlichen höchsten gerichtbarkeit.

§ 4949
Noch zu meldende gerichte.

Das zentgericht, oder centgericht (§ 6131 fgg.
des 2ten th.), Haltaus sp. 2149. Eigentlich heis-
set zent: der teil von einer grafschaft. Man nen-
net sie desenas, und teutsch zenten. Zent bedeutet
auch die flur, oder die gemarkung einer stadt, eines
schlosses, oder klosters etc; auch heisset zent iurisdi-
ctio per regionem.
Allso ward das ambt Bat-
tenberg, im Hessen-Darmstädtischen, mit seinem
umfange eine zent ehedem. Merenteils bedeutet es
die peinliche gerichtbarkeit, blutgericht. Hiraus
ist ersprossen: das zentding, man saget auch: zent-
gericht, welches bald die bürgerliche, bald die
peinliche gerichtbarkeit hatte. Nicht minder be-
deutet zent den ort des gerichtes. Zentbare fälle
sind die vorbehaltenen des peinlichen gerichtes.
Bei disen gerichten hat man zentgrafen. Sie hat-
ten nicht einerlei gewalt, bald merere, bald weni-
gere, Haltaus sp. 2151. Jeweilen bedeutet: zent
in den alten zeiten auch so vil: als die landes-
hoheit. Das vertaidigungs-gericht. Sihe

den

VI buch, I haubtſtuͤck,
b) das Lauenburgiſche; 3) das Lothringiſche, wel-
ches aber zertruͤmmert worden. Lothringen ſtand
hernach unterm kaiſerlichen hofgerichte; | 4) das
Schwaͤbiſche (§ 6102 fgg. des 2ten th.). Jn
Ober-Sachſen war das hofgericht zu Altenburg.
Jn Franken, das zu Wimpfen, und Rotenburg an
der Tauber. Jn Schwaben das zu Zuͤrch, und
Rotweil. Jn Nider-Sachſen, d. i. Weſtphalen,
waren die hofgerichte zu Dortmund, und Lauen-
burg. Jn Baiern das zu Landshut. Jn Oeſter-
reiche das zu Wien. Diſes ſind die muhtmaſſun-
gen des Freiherrn von Senkenberg, ſ. 22 § 14 von
der kaiſerlichen hoͤchſten gerichtbarkeit.

§ 4949
Noch zu meldende gerichte.

Das zentgericht, oder centgericht (§ 6131 fgg.
des 2ten th.), Haltaus ſp. 2149. Eigentlich heiſ-
ſet zent: der teil von einer grafſchaft. Man nen-
net ſie deſenas, und teutſch zenten. Zent bedeutet
auch die flur, oder die gemarkung einer ſtadt, eines
ſchloſſes, oder kloſters ꝛc; auch heiſſet zent iurisdi-
ctio per regionem.
Allſo ward das ambt Bat-
tenberg, im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen, mit ſeinem
umfange eine zent ehedem. Merenteils bedeutet es
die peinliche gerichtbarkeit, blutgericht. Hiraus
iſt erſproſſen: das zentding, man ſaget auch: zent-
gericht, welches bald die buͤrgerliche, bald die
peinliche gerichtbarkeit hatte. Nicht minder be-
deutet zent den ort des gerichtes. Zentbare faͤlle
ſind die vorbehaltenen des peinlichen gerichtes.
Bei diſen gerichten hat man zentgrafen. Sie hat-
ten nicht einerlei gewalt, bald merere, bald weni-
gere, Haltaus ſp. 2151. Jeweilen bedeutet: zent
in den alten zeiten auch ſo vil: als die landes-
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[1356/1380] VI buch, I haubtſtuͤck, b) das Lauenburgiſche; 3) das Lothringiſche, wel- ches aber zertruͤmmert worden. Lothringen ſtand hernach unterm kaiſerlichen hofgerichte; | 4) das Schwaͤbiſche (§ 6102 fgg. des 2ten th.). Jn Ober-Sachſen war das hofgericht zu Altenburg. Jn Franken, das zu Wimpfen, und Rotenburg an der Tauber. Jn Schwaben das zu Zuͤrch, und Rotweil. Jn Nider-Sachſen, d. i. Weſtphalen, waren die hofgerichte zu Dortmund, und Lauen- burg. Jn Baiern das zu Landshut. Jn Oeſter- reiche das zu Wien. Diſes ſind die muhtmaſſun- gen des Freiherrn von Senkenberg, ſ. 22 § 14 von der kaiſerlichen hoͤchſten gerichtbarkeit. § 4949 Noch zu meldende gerichte. Das zentgericht, oder centgericht (§ 6131 fgg. des 2ten th.), Haltaus ſp. 2149. Eigentlich heiſ- ſet zent: der teil von einer grafſchaft. Man nen- net ſie deſenas, und teutſch zenten. Zent bedeutet auch die flur, oder die gemarkung einer ſtadt, eines ſchloſſes, oder kloſters ꝛc; auch heiſſet zent iurisdi- ctio per regionem. Allſo ward das ambt Bat- tenberg, im Heſſen-Darmſtaͤdtiſchen, mit ſeinem umfange eine zent ehedem. Merenteils bedeutet es die peinliche gerichtbarkeit, blutgericht. Hiraus iſt erſproſſen: das zentding, man ſaget auch: zent- gericht, welches bald die buͤrgerliche, bald die peinliche gerichtbarkeit hatte. Nicht minder be- deutet zent den ort des gerichtes. Zentbare faͤlle ſind die vorbehaltenen des peinlichen gerichtes. Bei diſen gerichten hat man zentgrafen. Sie hat- ten nicht einerlei gewalt, bald merere, bald weni- gere, Haltaus ſp. 2151. Jeweilen bedeutet: zent in den alten zeiten auch ſo vil: als die landes- hoheit. Das vertaidigungs-gericht. Sihe den

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1380>, abgerufen am 19.04.2024.