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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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des teutsch. rechtes, dessen nohtwend. etc.
get worden ist. Dargegen träget nichts für: daß
man von den ältesten zeiten die gesäze der Teut-
schen aufzuweisen nicht vermöge; sintemal genug,
und offenbar ist: daß die Teutsche ire sitten, und
gewonheiten gehabt haben, Freiherr von Sen-
kenberg
de iure obseru. & consuet. Giessen 1743,
4t, s. 10 fg. Joh. Heumann de iuris germ. ge-
nio recte internoscendo T. II exercit.;
anbenebst
ein unterschid zwischen dem jure scripto, et non
scripto feste stehet, wie bekannt ist; gleichwohl gibet
auch ein non scriptum jus eine gattung der rechte
ab, Freiherr von Harprecht im staats-archive des
K. R. Kammergerichtes th. I s. 88 § 153, und
th. II s. 79 § 79, Casp. Heinr. Horn de praero-
gatiua morum Germ. in concursu cum legibus re-
ceptis,
Witt. 1702, 4t; solchemnach kan das älte-
ste teutsche recht, wie billig, zum lezteren gerechnet
werden. Woraus sich also erbricht: daß es ein
teutsches recht gebe. Hirzu kommen noch die
teutsche Reichssazungen, Reichsabschide etc von
mancherlei arten, wovon im § 12, und § 53 gehan-
delt wird, welche heute zu tage das öffentlich ver-
kündete recht des teutschen Reichs ausmachen.
Jm übrigen sehe man des Herm. Conringe abh.
de origine iuris Germ. in seinen werken T. VI
s. 77 fgg. in des Christ. Gottfr. Hofmanns spe-
cimen coniecturarum politico-iurid. de origine le-
gum Germ.
Leipz. 1715, 4t. Das teutsche recht
ist nicht allein in das gemeine, sondern auch in das
besondere, und ganz besondere, staats- und privat-
recht einzuteilen. Das staatsrecht ist vom pri-
vatrechte unterschiden.

§ 2

Es gibet ein teutsches staats- und privatrechtdas daseyn
des teutschen
privat-rechtes
wird durch bei-

(§ 1). Dises lässet sich des teutschen privat-
rechtes halber noch weiter wahrnehmen, wenn man

nur
A 2

des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc.
get worden iſt. Dargegen traͤget nichts fuͤr: daß
man von den aͤlteſten zeiten die geſaͤze der Teut-
ſchen aufzuweiſen nicht vermoͤge; ſintemal genug,
und offenbar iſt: daß die Teutſche ire ſitten, und
gewonheiten gehabt haben, Freiherr von Sen-
kenberg
de iure obſeru. & conſuet. Gieſſen 1743,
4t, ſ. 10 fg. Joh. Heumann de iuris germ. ge-
nio recte internoſcendo T. II exercit.;
anbenebſt
ein unterſchid zwiſchen dem jure ſcripto, et non
ſcripto feſte ſtehet, wie bekannt iſt; gleichwohl gibet
auch ein non ſcriptum jus eine gattung der rechte
ab, Freiherr von Harprecht im ſtaats-archive des
K. R. Kammergerichtes th. I ſ. 88 § 153, und
th. II ſ. 79 § 79, Caſp. Heinr. Horn de praero-
gatiua morum Germ. in concurſu cum legibus re-
ceptis,
Witt. 1702, 4t; ſolchemnach kan das aͤlte-
ſte teutſche recht, wie billig, zum lezteren gerechnet
werden. Woraus ſich alſo erbricht: daß es ein
teutſches recht gebe. Hirzu kommen noch die
teutſche Reichsſazungen, Reichsabſchide ꝛc von
mancherlei arten, wovon im § 12, und § 53 gehan-
delt wird, welche heute zu tage das oͤffentlich ver-
kuͤndete recht des teutſchen Reichs ausmachen.
Jm uͤbrigen ſehe man des Herm. Conringe abh.
de origine iuris Germ. in ſeinen werken T. VI
ſ. 77 fgg. in des Chriſt. Gottfr. Hofmanns ſpe-
cimen coniecturarum politico-iurid. de origine le-
gum Germ.
Leipz. 1715, 4t. Das teutſche recht
iſt nicht allein in das gemeine, ſondern auch in das
beſondere, und ganz beſondere, ſtaats- und privat-
recht einzuteilen. Das ſtaatsrecht iſt vom pri-
vatrechte unterſchiden.

§ 2

Es gibet ein teutſches ſtaats- und privatrechtdas daſeyn
des teutſchen
privat-rechtes
wird durch bei-

(§ 1). Diſes laͤſſet ſich des teutſchen privat-
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[3/0027] des teutſch. rechtes, deſſen nohtwend. ꝛc. get worden iſt. Dargegen traͤget nichts fuͤr: daß man von den aͤlteſten zeiten die geſaͤze der Teut- ſchen aufzuweiſen nicht vermoͤge; ſintemal genug, und offenbar iſt: daß die Teutſche ire ſitten, und gewonheiten gehabt haben, Freiherr von Sen- kenberg de iure obſeru. & conſuet. Gieſſen 1743, 4t, ſ. 10 fg. Joh. Heumann de iuris germ. ge- nio recte internoſcendo T. II exercit.; anbenebſt ein unterſchid zwiſchen dem jure ſcripto, et non ſcripto feſte ſtehet, wie bekannt iſt; gleichwohl gibet auch ein non ſcriptum jus eine gattung der rechte ab, Freiherr von Harprecht im ſtaats-archive des K. R. Kammergerichtes th. I ſ. 88 § 153, und th. II ſ. 79 § 79, Caſp. Heinr. Horn de praero- gatiua morum Germ. in concurſu cum legibus re- ceptis, Witt. 1702, 4t; ſolchemnach kan das aͤlte- ſte teutſche recht, wie billig, zum lezteren gerechnet werden. Woraus ſich alſo erbricht: daß es ein teutſches recht gebe. Hirzu kommen noch die teutſche Reichsſazungen, Reichsabſchide ꝛc von mancherlei arten, wovon im § 12, und § 53 gehan- delt wird, welche heute zu tage das oͤffentlich ver- kuͤndete recht des teutſchen Reichs ausmachen. Jm uͤbrigen ſehe man des Herm. Conringe abh. de origine iuris Germ. in ſeinen werken T. VI ſ. 77 fgg. in des Chriſt. Gottfr. Hofmanns ſpe- cimen coniecturarum politico-iurid. de origine le- gum Germ. Leipz. 1715, 4t. Das teutſche recht iſt nicht allein in das gemeine, ſondern auch in das beſondere, und ganz beſondere, ſtaats- und privat- recht einzuteilen. Das ſtaatsrecht iſt vom pri- vatrechte unterſchiden. § 2 Es gibet ein teutſches ſtaats- und privatrecht (§ 1). Diſes laͤſſet ſich des teutſchen privat- rechtes halber noch weiter wahrnehmen, wenn man nur das daſeyn des teutſchen privat-rechtes wird durch bei- A 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/27>, abgerufen am 29.03.2024.