Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

LV haubtstück,
und 4) einkommende leute, das ist, welche die luft
leibeigen gemachet hat.

§ 361
ob die leibeige-
ne von den
Slaven her-
kommen?

Wend ist der gemeine name; die Wenden
waren das machtigste, und stärkeste volk. Denn
darzu gehöreten die Russen, Polen, Böhmen, Un-
garn, Slavonier, Croaten, Mecklenburger, Pom-
mern, Lausizer, Schlesier etc. Die Teutsche hissen
sie Wenden, das ist, fremde. Slaven aber nen-
neten sie sich, das ist: homines generosi; Slav be-
deutet allso keinesweges einen leibeigenen, oder
sclaven, wie einige wollen; ob schon nicht zu leugnen
stehet: daß die Teutsche vile Slaven zu knechten
gemachet haben; iedoch folget nicht: deshalber
heisset slave ein knecht. Heinrich der loewe hat sie
überwunden. Die Halloren zu Halle, in Sachsen,
sind Sorben-wenden. Die Slaven waren ser un-
getreue leute, und die Wenden den Teutschen ver-
haßt, Dreyer in der sammlung vermischeter abhan-
delungen im IIIten th. s. 1162 fg. s. 1294 fg. s.
1320 fg. (4). Die Sachsen hat zwar Carl der
grosse anfänglich vilfältig zu leibeigenen gemachet,
und vile in andere lande versezet; nachher aber hat
er sie wider hergestellet, und inen die freiheit ge-
schenket, Potgieser s. 92.

§ 362
von den stufen
der leibeigen-
schaft.

Die stufen der leibeigenschaft äussern sich auf
eine dreifache art. Der härteste, und erste grad
findet sich in Böhmen, und Mähren etc. Der 2te,
oder gelindere grad ist in den mecklenburgischen,
westphalischen landen etc; die 3te, oder gelindeste
gattung hat man in Oberhessen etc (J. C. Palm)
entwurf des leibeigentums-rechtes überhaubt, und
insonderheit, wie selbiges in der grafschaft Hoia,

und

LV haubtſtuͤck,
und 4) einkommende leute, das iſt, welche die luft
leibeigen gemachet hat.

§ 361
ob die leibeige-
ne von den
Slaven her-
kommen?

Wend iſt der gemeine name; die Wenden
waren das machtigſte, und ſtaͤrkeſte volk. Denn
darzu gehoͤreten die Ruſſen, Polen, Boͤhmen, Un-
garn, Slavonier, Croaten, Mecklenburger, Pom-
mern, Lauſizer, Schleſier ꝛc. Die Teutſche hiſſen
ſie Wenden, das iſt, fremde. Slaven aber nen-
neten ſie ſich, das iſt: homines generoſi; Slav be-
deutet allſo keinesweges einen leibeigenen, oder
ſclaven, wie einige wollen; ob ſchon nicht zu leugnen
ſtehet: daß die Teutſche vile Slaven zu knechten
gemachet haben; iedoch folget nicht: deshalber
heiſſet ſlave ein knecht. Heinrich der loewe hat ſie
uͤberwunden. Die Halloren zu Halle, in Sachſen,
ſind Sorben-wenden. Die Slaven waren ſer un-
getreue leute, und die Wenden den Teutſchen ver-
haßt, Dreyer in der ſammlung vermiſcheter abhan-
delungen im IIIten th. ſ. 1162 fg. ſ. 1294 fg. ſ.
1320 fg. (4). Die Sachſen hat zwar Carl der
groſſe anfaͤnglich vilfaͤltig zu leibeigenen gemachet,
und vile in andere lande verſezet; nachher aber hat
er ſie wider hergeſtellet, und inen die freiheit ge-
ſchenket, Potgieſer ſ. 92.

§ 362
von den ſtufen
der leibeigen-
ſchaft.

Die ſtufen der leibeigenſchaft aͤuſſern ſich auf
eine dreifache art. Der haͤrteſte, und erſte grad
findet ſich in Boͤhmen, und Maͤhren ꝛc. Der 2te,
oder gelindere grad iſt in den mecklenburgiſchen,
weſtphaliſchen landen ꝛc; die 3te, oder gelindeſte
gattung hat man in Oberheſſen ꝛc (J. C. Palm)
entwurf des leibeigentums-rechtes uͤberhaubt, und
inſonderheit, wie ſelbiges in der grafſchaft Hoia,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0334" n="310"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LV</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
und 4) einkommende leute, das i&#x017F;t, welche die luft<lb/>
leibeigen gemachet hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 361</head><lb/>
          <note place="left">ob die leibeige-<lb/>
ne von den<lb/>
Slaven her-<lb/>
kommen?</note>
          <p><hi rendition="#fr">Wend</hi> i&#x017F;t der gemeine name; die Wenden<lb/>
waren das machtig&#x017F;te, und &#x017F;ta&#x0364;rke&#x017F;te volk. Denn<lb/>
darzu geho&#x0364;reten die Ru&#x017F;&#x017F;en, Polen, Bo&#x0364;hmen, Un-<lb/>
garn, Slavonier, Croaten, Mecklenburger, Pom-<lb/>
mern, Lau&#x017F;izer, Schle&#x017F;ier &#xA75B;c. Die Teut&#x017F;che hi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ie Wenden, das i&#x017F;t, fremde. Slaven aber nen-<lb/>
neten &#x017F;ie &#x017F;ich, das i&#x017F;t: homines genero&#x017F;i; Slav be-<lb/>
deutet all&#x017F;o keinesweges einen leibeigenen, oder<lb/>
&#x017F;claven, wie einige wollen; ob &#x017F;chon nicht zu leugnen<lb/>
&#x017F;tehet: daß die Teut&#x017F;che vile Slaven zu knechten<lb/>
gemachet haben; iedoch folget nicht: deshalber<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;lave ein knecht. Heinrich der loewe hat &#x017F;ie<lb/>
u&#x0364;berwunden. Die Halloren zu Halle, in Sach&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;ind Sorben-wenden. Die Slaven waren &#x017F;er un-<lb/>
getreue leute, und die Wenden den Teut&#x017F;chen ver-<lb/>
haßt, <hi rendition="#fr">Dreyer</hi> in der &#x017F;ammlung vermi&#x017F;cheter abhan-<lb/>
delungen im <hi rendition="#aq">III</hi>ten th. &#x017F;. 1162 fg. &#x017F;. 1294 fg. &#x017F;.<lb/>
1320 fg. (4). Die Sach&#x017F;en hat zwar Carl der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e anfa&#x0364;nglich vilfa&#x0364;ltig zu leibeigenen gemachet,<lb/>
und vile in andere lande ver&#x017F;ezet; nachher aber hat<lb/>
er &#x017F;ie wider herge&#x017F;tellet, und inen die freiheit ge-<lb/>
&#x017F;chenket, <hi rendition="#fr">Potgie&#x017F;er</hi> &#x017F;. 92.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 362</head><lb/>
          <note place="left">von den &#x017F;tufen<lb/>
der leibeigen-<lb/>
&#x017F;chaft.</note>
          <p>Die &#x017F;tufen der leibeigen&#x017F;chaft a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ich auf<lb/>
eine dreifache art. Der ha&#x0364;rte&#x017F;te, und er&#x017F;te grad<lb/>
findet &#x017F;ich in Bo&#x0364;hmen, und Ma&#x0364;hren &#xA75B;c. Der 2te,<lb/>
oder gelindere grad i&#x017F;t in den mecklenburgi&#x017F;chen,<lb/>
we&#x017F;tphali&#x017F;chen landen &#xA75B;c; die 3te, oder gelinde&#x017F;te<lb/>
gattung hat man in Oberhe&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c (<hi rendition="#fr">J. C. Palm</hi>)<lb/>
entwurf des leibeigentums-rechtes u&#x0364;berhaubt, und<lb/>
in&#x017F;onderheit, wie &#x017F;elbiges in der graf&#x017F;chaft Hoia,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0334] LV haubtſtuͤck, und 4) einkommende leute, das iſt, welche die luft leibeigen gemachet hat. § 361 Wend iſt der gemeine name; die Wenden waren das machtigſte, und ſtaͤrkeſte volk. Denn darzu gehoͤreten die Ruſſen, Polen, Boͤhmen, Un- garn, Slavonier, Croaten, Mecklenburger, Pom- mern, Lauſizer, Schleſier ꝛc. Die Teutſche hiſſen ſie Wenden, das iſt, fremde. Slaven aber nen- neten ſie ſich, das iſt: homines generoſi; Slav be- deutet allſo keinesweges einen leibeigenen, oder ſclaven, wie einige wollen; ob ſchon nicht zu leugnen ſtehet: daß die Teutſche vile Slaven zu knechten gemachet haben; iedoch folget nicht: deshalber heiſſet ſlave ein knecht. Heinrich der loewe hat ſie uͤberwunden. Die Halloren zu Halle, in Sachſen, ſind Sorben-wenden. Die Slaven waren ſer un- getreue leute, und die Wenden den Teutſchen ver- haßt, Dreyer in der ſammlung vermiſcheter abhan- delungen im IIIten th. ſ. 1162 fg. ſ. 1294 fg. ſ. 1320 fg. (4). Die Sachſen hat zwar Carl der groſſe anfaͤnglich vilfaͤltig zu leibeigenen gemachet, und vile in andere lande verſezet; nachher aber hat er ſie wider hergeſtellet, und inen die freiheit ge- ſchenket, Potgieſer ſ. 92. § 362 Die ſtufen der leibeigenſchaft aͤuſſern ſich auf eine dreifache art. Der haͤrteſte, und erſte grad findet ſich in Boͤhmen, und Maͤhren ꝛc. Der 2te, oder gelindere grad iſt in den mecklenburgiſchen, weſtphaliſchen landen ꝛc; die 3te, oder gelindeſte gattung hat man in Oberheſſen ꝛc (J. C. Palm) entwurf des leibeigentums-rechtes uͤberhaubt, und inſonderheit, wie ſelbiges in der grafſchaft Hoia, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/334
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/334>, abgerufen am 19.04.2024.