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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den leibeigenen bauern.
schläget, wird ein guts- und leibherrlicher wille
vermutet; mithin bedarf es dißfalls einer legiti-
mation zur sache nicht, Osnabr. eigentl. ordn cap.
XIIII, § 3, 4, s. 44, die Münsterische hofspra-
che § 8, meine alte kleine schriften des 2ten ban-
des Vtes stück, cap. V, § 41, s. 146, Giessen
1746, 8v.

§ 368

Ein leibeigener hat dem halßherrn die erbhul-vom besazungs-
rechte.

digung, oder erbpflicht zu leisten, daß er leib, und
gut, auch seine kinder nicht verändern, noch dem
leibherrn abschweiffig, noch flüchtig; sondern treu,
hold, und mit frondinst, leibsteuer, pann, fällen,
geläsen, gewärtig seyn, auch leib, und gut, weib,
und kinder, welche leibeigen wären, nicht verän-
dern wolle. Vermittels diser zusage muß er am
orte verbleiben, und wenn er durchgehet, kan er
wider zurück gefodert werden; die gerechtsame:
flüchtige leibeigene, welche one willen der leibes-
herrschaft entflohen sind, zurück zu fodern, heisset
das besazungsrecht, von besezen, mit arrest be-
legen, oder besaz, besazung, d. i. arrest, evictio,
vindicatio, Potgieser s. 522, s. 845, Haltaus
unter den worten: besazung, und besezung, re-
pertorium iur. priu.
s. 616 fg. Jm grunde Seel-
bach wird dises recht ebenfalls von den landes-
herrschaften behaubtet, auch sollen daselbst die
kinder, und junge leute ausser landes in dinste sich
nicht begeben. Wenn nun der leibeigene vindici-
ret wird; so gehöret dem herrn, auch alles, was
der leibeigene im andern orte, wo er sich heim-
lich hinbegeben, erworben hat, mit zurück zu so-
dern, z. e. in der Lausiz etc. Wofern aber die leib-
eigenschaft wider den herrn verjäret ist, z. e. nach
30 jaren etc, da der eigengehörige abwesend gewe-

sen

von den leibeigenen bauern.
ſchlaͤget, wird ein guts- und leibherrlicher wille
vermutet; mithin bedarf es dißfalls einer legiti-
mation zur ſache nicht, Osnabr. eigentl. ordn cap.
XIIII, § 3, 4, ſ. 44, die Muͤnſteriſche hofſpra-
che § 8, meine alte kleine ſchriften des 2ten ban-
des Vtes ſtuͤck, cap. V, § 41, ſ. 146, Gieſſen
1746, 8v.

§ 368

Ein leibeigener hat dem halßherrn die erbhul-vom beſazungs-
rechte.

digung, oder erbpflicht zu leiſten, daß er leib, und
gut, auch ſeine kinder nicht veraͤndern, noch dem
leibherrn abſchweiffig, noch fluͤchtig; ſondern treu,
hold, und mit frondinſt, leibſteuer, pann, faͤllen,
gelaͤſen, gewaͤrtig ſeyn, auch leib, und gut, weib,
und kinder, welche leibeigen waͤren, nicht veraͤn-
dern wolle. Vermittels diſer zuſage muß er am
orte verbleiben, und wenn er durchgehet, kan er
wider zuruͤck gefodert werden; die gerechtſame:
fluͤchtige leibeigene, welche one willen der leibes-
herrſchaft entflohen ſind, zuruͤck zu fodern, heiſſet
das beſazungsrecht, von beſezen, mit arreſt be-
legen, oder beſaz, beſazung, d. i. arreſt, evictio,
vindicatio, Potgieſer ſ. 522, ſ. 845, Haltaus
unter den worten: beſazung, und beſezung, re-
pertorium iur. priu.
ſ. 616 fg. Jm grunde Seel-
bach wird diſes recht ebenfalls von den landes-
herrſchaften behaubtet, auch ſollen daſelbſt die
kinder, und junge leute auſſer landes in dinſte ſich
nicht begeben. Wenn nun der leibeigene vindici-
ret wird; ſo gehoͤret dem herrn, auch alles, was
der leibeigene im andern orte, wo er ſich heim-
lich hinbegeben, erworben hat, mit zuruͤck zu ſo-
dern, z. e. in der Lauſiz ꝛc. Wofern aber die leib-
eigenſchaft wider den herrn verjaͤret iſt, z. e. nach
30 jaren ꝛc, da der eigengehoͤrige abweſend gewe-

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[315/0339] von den leibeigenen bauern. ſchlaͤget, wird ein guts- und leibherrlicher wille vermutet; mithin bedarf es dißfalls einer legiti- mation zur ſache nicht, Osnabr. eigentl. ordn cap. XIIII, § 3, 4, ſ. 44, die Muͤnſteriſche hofſpra- che § 8, meine alte kleine ſchriften des 2ten ban- des Vtes ſtuͤck, cap. V, § 41, ſ. 146, Gieſſen 1746, 8v. § 368 Ein leibeigener hat dem halßherrn die erbhul- digung, oder erbpflicht zu leiſten, daß er leib, und gut, auch ſeine kinder nicht veraͤndern, noch dem leibherrn abſchweiffig, noch fluͤchtig; ſondern treu, hold, und mit frondinſt, leibſteuer, pann, faͤllen, gelaͤſen, gewaͤrtig ſeyn, auch leib, und gut, weib, und kinder, welche leibeigen waͤren, nicht veraͤn- dern wolle. Vermittels diſer zuſage muß er am orte verbleiben, und wenn er durchgehet, kan er wider zuruͤck gefodert werden; die gerechtſame: fluͤchtige leibeigene, welche one willen der leibes- herrſchaft entflohen ſind, zuruͤck zu fodern, heiſſet das beſazungsrecht, von beſezen, mit arreſt be- legen, oder beſaz, beſazung, d. i. arreſt, evictio, vindicatio, Potgieſer ſ. 522, ſ. 845, Haltaus unter den worten: beſazung, und beſezung, re- pertorium iur. priu. ſ. 616 fg. Jm grunde Seel- bach wird diſes recht ebenfalls von den landes- herrſchaften behaubtet, auch ſollen daſelbſt die kinder, und junge leute auſſer landes in dinſte ſich nicht begeben. Wenn nun der leibeigene vindici- ret wird; ſo gehoͤret dem herrn, auch alles, was der leibeigene im andern orte, wo er ſich heim- lich hinbegeben, erworben hat, mit zuruͤck zu ſo- dern, z. e. in der Lauſiz ꝛc. Wofern aber die leib- eigenſchaft wider den herrn verjaͤret iſt, z. e. nach 30 jaren ꝛc, da der eigengehoͤrige abweſend gewe- ſen vom beſazungs- rechte.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/339>, abgerufen am 28.03.2024.