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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LVIII haubtstück,
§ 431
der todfall wird
verschidentlich
geuennet.
vom schuppis.

Das so genannte mortuarium wird auf man-
cherlei weise ausgedrucket (§ 431 des Iten th); es
heisset auch leibfall, haubtfall, trauerrecht, haubt-
erb- beutel- gut- recht- leibgelt, leibpfennig, toden-
zoll etc. Jn hessen-casselischen landen nam, nach
dem herkommen (§ 389), der landesfürst, wenn
der mann sturbe, das beste haubt von dessen nach-
gelassenen vih, und an einigen orten, bei ableiben
eines eheweibes, das beste kleid, welche von des
nachgelassenen ehegatten, oder erben um ein ge-
wisses stück geltes geteidiget wurde; dise gewon-
heit ist auch, wo sie hergebracht, nicht abge-
schaffet; vilmehr sollen dijenige, welche bei sich
eräugenden sterbefällen zu taidigen schuldig sind,
ungesäumet nach dem begräbnisse, bei strafe dop-
pelter zalung, von selbst sich bei jedes ortes be-
ambten ausgeben, und gebürende richtigkeit tref-
fen. Die beambte sollen, so oft sich ein zu taidi-
gender sterbefall zuträget, das dem landesfürsten
heimgefallene stück längstens 8 tage nach dem be-
gräbnisse taxiren lassen, und wofern die erbteidi-
ger zur entrichtung des wertes sich nicht verstehen
würden, das stück selbst jedesmal annemen, der
landesherrschaft zum besten an den meistbitenden
öffentlich verkauffen, und das dafür gebotene gelt,
nebst der doppelten strafe bei den saumhaften ein-
bringen, besage der (§ 389) angezogenen fürstli-
chen verordnung vom jare 1738, § 16, § 17.
Vom ursprunge des wortes: buleve sihe die
Braunschweigischen anzeigen auf das jar 1757,
s. 1069 fg. Jm Brisgau hat man zinßbare
bauergüter, welche schuppis, tschuppis etc heis-
sen, deren besizer insgemein dem herrn desselben
zugleich zum todfalle verbunden sind, Joh. Chri-

stian
LVIII haubtſtuͤck,
§ 431
der todfall wiꝛd
verſchidentlich
geuennet.
vom ſchuppis.

Das ſo genannte mortuarium wird auf man-
cherlei weiſe ausgedrucket (§ 431 des Iten th); es
heiſſet auch leibfall, haubtfall, trauerrecht, haubt-
erb- beutel- gut- recht- leibgelt, leibpfennig, toden-
zoll ꝛc. Jn heſſen-caſſeliſchen landen nam, nach
dem herkommen (§ 389), der landesfuͤrſt, wenn
der mann ſturbe, das beſte haubt von deſſen nach-
gelaſſenen vih, und an einigen orten, bei ableiben
eines eheweibes, das beſte kleid, welche von des
nachgelaſſenen ehegatten, oder erben um ein ge-
wiſſes ſtuͤck geltes geteidiget wurde; diſe gewon-
heit iſt auch, wo ſie hergebracht, nicht abge-
ſchaffet; vilmehr ſollen dijenige, welche bei ſich
eraͤugenden ſterbefaͤllen zu taidigen ſchuldig ſind,
ungeſaͤumet nach dem begraͤbniſſe, bei ſtrafe dop-
pelter zalung, von ſelbſt ſich bei jedes ortes be-
ambten ausgeben, und gebuͤrende richtigkeit tref-
fen. Die beambte ſollen, ſo oft ſich ein zu taidi-
gender ſterbefall zutraͤget, das dem landesfuͤrſten
heimgefallene ſtuͤck laͤngſtens 8 tage nach dem be-
graͤbniſſe taxiren laſſen, und wofern die erbteidi-
ger zur entrichtung des wertes ſich nicht verſtehen
wuͤrden, das ſtuͤck ſelbſt jedesmal annemen, der
landesherrſchaft zum beſten an den meiſtbitenden
oͤffentlich verkauffen, und das dafuͤr gebotene gelt,
nebſt der doppelten ſtrafe bei den ſaumhaften ein-
bringen, beſage der (§ 389) angezogenen fuͤrſtli-
chen verordnung vom jare 1738, § 16, § 17.
Vom urſprunge des wortes: buleve ſihe die
Braunſchweigiſchen anzeigen auf das jar 1757,
ſ. 1069 fg. Jm Brisgau hat man zinßbare
bauerguͤter, welche ſchuppis, tſchuppis ꝛc heiſ-
ſen, deren beſizer insgemein dem herrn deſſelben
zugleich zum todfalle verbunden ſind, Joh. Chri-

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[358/0382] LVIII haubtſtuͤck, § 431 Das ſo genannte mortuarium wird auf man- cherlei weiſe ausgedrucket (§ 431 des Iten th); es heiſſet auch leibfall, haubtfall, trauerrecht, haubt- erb- beutel- gut- recht- leibgelt, leibpfennig, toden- zoll ꝛc. Jn heſſen-caſſeliſchen landen nam, nach dem herkommen (§ 389), der landesfuͤrſt, wenn der mann ſturbe, das beſte haubt von deſſen nach- gelaſſenen vih, und an einigen orten, bei ableiben eines eheweibes, das beſte kleid, welche von des nachgelaſſenen ehegatten, oder erben um ein ge- wiſſes ſtuͤck geltes geteidiget wurde; diſe gewon- heit iſt auch, wo ſie hergebracht, nicht abge- ſchaffet; vilmehr ſollen dijenige, welche bei ſich eraͤugenden ſterbefaͤllen zu taidigen ſchuldig ſind, ungeſaͤumet nach dem begraͤbniſſe, bei ſtrafe dop- pelter zalung, von ſelbſt ſich bei jedes ortes be- ambten ausgeben, und gebuͤrende richtigkeit tref- fen. Die beambte ſollen, ſo oft ſich ein zu taidi- gender ſterbefall zutraͤget, das dem landesfuͤrſten heimgefallene ſtuͤck laͤngſtens 8 tage nach dem be- graͤbniſſe taxiren laſſen, und wofern die erbteidi- ger zur entrichtung des wertes ſich nicht verſtehen wuͤrden, das ſtuͤck ſelbſt jedesmal annemen, der landesherrſchaft zum beſten an den meiſtbitenden oͤffentlich verkauffen, und das dafuͤr gebotene gelt, nebſt der doppelten ſtrafe bei den ſaumhaften ein- bringen, beſage der (§ 389) angezogenen fuͤrſtli- chen verordnung vom jare 1738, § 16, § 17. Vom urſprunge des wortes: buleve ſihe die Braunſchweigiſchen anzeigen auf das jar 1757, ſ. 1069 fg. Jm Brisgau hat man zinßbare bauerguͤter, welche ſchuppis, tſchuppis ꝛc heiſ- ſen, deren beſizer insgemein dem herrn deſſelben zugleich zum todfalle verbunden ſind, Joh. Chri- ſtian

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/382>, abgerufen am 19.04.2024.