Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
LX h. von den fürgesezten der dörfer,
§ 440
von dem hain-
graben, bann-
zäunen, und
deren fürste-
hern.

Bevor der landfride zu stande kam, waren die
dörfer für den plackereien nicht sicher. Daher
wurden graben herum, mit einem erhabenen dam-
me gezogen, worauf man häcken pflanzete, oder mit
einer laube umzog, welche heimgraben, auch bann-
zäune hissen, z. e. Melbach, in der Wetterau etc in
der gegend Diez, im Nassauischen etc. Dise gra-
ben hatten bei iedem dorfe einen aufseher, welche
als die sicherheit des dorfes demselben anvertrauet
war, und gleichsam als ein dorfcommandant zu
betrachten stunde, welchen man burgmeister hiß,
woraus burgemeister entstanden ist. Disemnach
ist ein unterscheid zwischen burgmeister, und bürger-
meister. Er hiß auch hainberge, (§ 356), insge-
mein haimberger, das ist: verteidiger des haines.
Das wort: bannzaun hat mancherlei bedeutun-
gen, als 1) einen grenz-zaun, welchen nimand be-
schädigen darf, Frisch im teutsch-lat. wörterbuch,
1te th. s. 58, auch bei einigen orten wird die gren-
ze des dorfherrns, und des herrn ausser dem dorfe
durch dergleichen zaun von einander geschiden; 2)
einen gerichts-zaun, hoheits-zaun, zum zeichen, wie
weit die gerichtsbarkeit gehe, 3) wo der bannzaun
keine grenze zwischen einer andern herrschaft, oder
dorfschaft anzeiget, ist derselbe so vil, als die sicher-
heit ums dorf, an statt der mauer, und leistet dem
dorfe solchen nuz, wie eine so genannte landwere,
4) eine durch den zaun bemerkte gegend (sepimen-
tum bannale), baierisch. landr. tit. 25 art. 1,
Fritsch de iure hortor. vol. II opusc. s. 84 § 34),
worin sich nimand schlagen darf, wie man dann
hirin den burgen nachgeamet hat, als welche iren
burgfriden oder district haben, welcher der burg-
bann heisset. Aus dem worte: bannzaun flüsset

im
LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer,
§ 440
von dem hain-
graben, bann-
zaͤunen, und
deren fuͤrſte-
hern.

Bevor der landfride zu ſtande kam, waren die
doͤrfer fuͤr den plackereien nicht ſicher. Daher
wurden graben herum, mit einem erhabenen dam-
me gezogen, worauf man haͤcken pflanzete, oder mit
einer laube umzog, welche heimgraben, auch bann-
zaͤune hiſſen, z. e. Melbach, in der Wetterau ꝛc in
der gegend Diez, im Naſſauiſchen ꝛc. Diſe gra-
ben hatten bei iedem dorfe einen aufſeher, welche
als die ſicherheit des dorfes demſelben anvertrauet
war, und gleichſam als ein dorfcommandant zu
betrachten ſtunde, welchen man burgmeiſter hiß,
woraus burgemeiſter entſtanden iſt. Diſemnach
iſt ein unterſcheid zwiſchen burgmeiſter, und buͤrger-
meiſter. Er hiß auch hainberge, (§ 356), insge-
mein haimberger, das iſt: verteidiger des haines.
Das wort: bannzaun hat mancherlei bedeutun-
gen, als 1) einen grenz-zaun, welchen nimand be-
ſchaͤdigen darf, Friſch im teutſch-lat. woͤrterbuch,
1te th. ſ. 58, auch bei einigen orten wird die gren-
ze des dorfherrns, und des herrn auſſer dem dorfe
durch dergleichen zaun von einander geſchiden; 2)
einen gerichts-zaun, hoheits-zaun, zum zeichen, wie
weit die gerichtsbarkeit gehe, 3) wo der bannzaun
keine grenze zwiſchen einer andern herrſchaft, oder
dorfſchaft anzeiget, iſt derſelbe ſo vil, als die ſicher-
heit ums dorf, an ſtatt der mauer, und leiſtet dem
dorfe ſolchen nuz, wie eine ſo genannte landwere,
4) eine durch den zaun bemerkte gegend (ſepimen-
tum bannale), baieriſch. landr. tit. 25 art. 1,
Fritſch de iure hortor. vol. II opuſc. ſ. 84 § 34),
worin ſich nimand ſchlagen darf, wie man dann
hirin den burgen nachgeamet hat, als welche iren
burgfriden oder diſtrict haben, welcher der burg-
bann heiſſet. Aus dem worte: bannzaun fluͤſſet

im
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0388" n="364"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LX</hi> h. von den fu&#x0364;rge&#x017F;ezten der do&#x0364;rfer,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 440</head><lb/>
          <note place="left">von dem hain-<lb/>
graben, bann-<lb/>
za&#x0364;unen, und<lb/>
deren fu&#x0364;r&#x017F;te-<lb/>
hern.</note>
          <p>Bevor der landfride zu &#x017F;tande kam, waren die<lb/>
do&#x0364;rfer fu&#x0364;r den plackereien nicht &#x017F;icher. Daher<lb/>
wurden graben herum, mit einem erhabenen dam-<lb/>
me gezogen, worauf man ha&#x0364;cken pflanzete, oder mit<lb/>
einer laube umzog, welche heimgraben, auch bann-<lb/>
za&#x0364;une hi&#x017F;&#x017F;en, z. e. Melbach, in der Wetterau &#xA75B;c in<lb/>
der gegend Diez, im Na&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;chen &#xA75B;c. Di&#x017F;e gra-<lb/>
ben hatten bei iedem dorfe einen auf&#x017F;eher, welche<lb/>
als die &#x017F;icherheit des dorfes dem&#x017F;elben anvertrauet<lb/>
war, und gleich&#x017F;am als ein dorfcommandant zu<lb/>
betrachten &#x017F;tunde, welchen man burgmei&#x017F;ter hiß,<lb/>
woraus burgemei&#x017F;ter ent&#x017F;tanden i&#x017F;t. Di&#x017F;emnach<lb/>
i&#x017F;t ein unter&#x017F;cheid zwi&#x017F;chen burgmei&#x017F;ter, und bu&#x0364;rger-<lb/>
mei&#x017F;ter. Er hiß auch hainberge, (§ 356), insge-<lb/>
mein haimberger, das i&#x017F;t: verteidiger des haines.<lb/>
Das wort: <hi rendition="#fr">bannzaun</hi> hat mancherlei bedeutun-<lb/>
gen, als 1) einen grenz-zaun, welchen nimand be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digen darf, <hi rendition="#fr">Fri&#x017F;ch</hi> im teut&#x017F;ch-lat. wo&#x0364;rterbuch,<lb/>
1te th. &#x017F;. 58, auch bei einigen orten wird die gren-<lb/>
ze des dorfherrns, und des herrn au&#x017F;&#x017F;er dem dorfe<lb/>
durch dergleichen zaun von einander ge&#x017F;chiden; 2)<lb/>
einen gerichts-zaun, hoheits-zaun, zum zeichen, wie<lb/>
weit die gerichtsbarkeit gehe, 3) wo der bannzaun<lb/>
keine grenze zwi&#x017F;chen einer andern herr&#x017F;chaft, oder<lb/>
dorf&#x017F;chaft anzeiget, i&#x017F;t der&#x017F;elbe &#x017F;o vil, als die &#x017F;icher-<lb/>
heit ums dorf, an &#x017F;tatt der mauer, und lei&#x017F;tet dem<lb/>
dorfe &#x017F;olchen nuz, wie eine &#x017F;o genannte landwere,<lb/>
4) eine durch den zaun bemerkte gegend (&#x017F;epimen-<lb/>
tum bannale), baieri&#x017F;ch. landr. tit. 25 <hi rendition="#aq">art.</hi> 1,<lb/><hi rendition="#fr">Frit&#x017F;ch</hi> <hi rendition="#aq">de iure hortor.</hi> vol. <hi rendition="#aq">II opu&#x017F;c.</hi> &#x017F;. 84 § 34),<lb/>
worin &#x017F;ich nimand &#x017F;chlagen darf, wie man dann<lb/>
hirin den burgen nachgeamet hat, als welche iren<lb/>
burgfriden oder di&#x017F;trict haben, welcher der burg-<lb/>
bann hei&#x017F;&#x017F;et. Aus dem worte: bannzaun flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">im</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0388] LX h. von den fuͤrgeſezten der doͤrfer, § 440 Bevor der landfride zu ſtande kam, waren die doͤrfer fuͤr den plackereien nicht ſicher. Daher wurden graben herum, mit einem erhabenen dam- me gezogen, worauf man haͤcken pflanzete, oder mit einer laube umzog, welche heimgraben, auch bann- zaͤune hiſſen, z. e. Melbach, in der Wetterau ꝛc in der gegend Diez, im Naſſauiſchen ꝛc. Diſe gra- ben hatten bei iedem dorfe einen aufſeher, welche als die ſicherheit des dorfes demſelben anvertrauet war, und gleichſam als ein dorfcommandant zu betrachten ſtunde, welchen man burgmeiſter hiß, woraus burgemeiſter entſtanden iſt. Diſemnach iſt ein unterſcheid zwiſchen burgmeiſter, und buͤrger- meiſter. Er hiß auch hainberge, (§ 356), insge- mein haimberger, das iſt: verteidiger des haines. Das wort: bannzaun hat mancherlei bedeutun- gen, als 1) einen grenz-zaun, welchen nimand be- ſchaͤdigen darf, Friſch im teutſch-lat. woͤrterbuch, 1te th. ſ. 58, auch bei einigen orten wird die gren- ze des dorfherrns, und des herrn auſſer dem dorfe durch dergleichen zaun von einander geſchiden; 2) einen gerichts-zaun, hoheits-zaun, zum zeichen, wie weit die gerichtsbarkeit gehe, 3) wo der bannzaun keine grenze zwiſchen einer andern herrſchaft, oder dorfſchaft anzeiget, iſt derſelbe ſo vil, als die ſicher- heit ums dorf, an ſtatt der mauer, und leiſtet dem dorfe ſolchen nuz, wie eine ſo genannte landwere, 4) eine durch den zaun bemerkte gegend (ſepimen- tum bannale), baieriſch. landr. tit. 25 art. 1, Fritſch de iure hortor. vol. II opuſc. ſ. 84 § 34), worin ſich nimand ſchlagen darf, wie man dann hirin den burgen nachgeamet hat, als welche iren burgfriden oder diſtrict haben, welcher der burg- bann heiſſet. Aus dem worte: bannzaun fluͤſſet im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/388
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/388>, abgerufen am 28.03.2024.