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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CII h. von der gemeinschaft
cap. VII, VIII, XV, XLV, § XI, Cleffel am a. o. cap.
I, § XX, s. 56 fg., cap. 2, § 3, s. 84 fg., cap. X,
s. 349 fg., woraus die gemeinschaft des errunge-
nen entstand; anbei verbreitete sich diser, und im
schwabenspigel enthaltene brauch in vilen städten,
und denete sich auf alles vermögen, worunter sich
auch die stadt Basel, nach ausweise irer statuten,
befindet. Mann, und weib waren in Teutschlande
wie handels-compagnons; was einer erwarb, war
auch den andern gemein. Man zeigete dises auch
durch das sprüchwort an: mann, und weib sind in
gleicher gewar, oder mann, und weib ein leib. Da-
her im zweiffel ieden ehegatte die hälfte von demje-
nigen, was in der freien gebarung ist, als gemein-
schaftern gebüret. Denn dasjenige, was der ehe-
gatt nicht veräussern kan, darin kan er auch kein
miteigentum dem andern einräumen, z. e. in leh-
nen, leihen, stammgütern etc.; was aber die unbe-
schränketen vermächtnisse, erbschaften, auch die lehn-
und andere nuzungen belanget, welche in der freien
gebarung stehen, dise können in die gemeinschaft
gebracht werden.

§ 734
von der beson-
deren gemein-
schaft der gü-
ter.

Jn der teutschen rechtsgelahrheit ist ein unter-
schid zwischen der gänzlichen, und besonderen ge-
meinschaft, auch der errungenschaft (§ 729). Die
besondere beruhet in gewissen stücken, deren ein-
künften, capitalien etc., welche die eheleute unter ein-
ander für gemein erkläret, und deren eigentum un-
ter sich unzerzeilet haben, Engau am a. o. s. 24,
§ 43; wovon sich die errungenschaft unterscheidet,
als welche in einem unzerteileten eigentume dessen
sich äussert, was beide ehegatten wärender ehe ge-
winnen, Engau s. 28 § 52. Jn Schwaben
kömmt öfters eine zwischen den eheleuten abgeredete

ganz

CII h. von der gemeinſchaft
cap. VII, VIII, XV, XLV, § XI, Cleffel am a. o. cap.
I, § XX, ſ. 56 fg., cap. 2, § 3, ſ. 84 fg., cap. X,
ſ. 349 fg., woraus die gemeinſchaft des errunge-
nen entſtand; anbei verbreitete ſich diſer, und im
ſchwabenſpigel enthaltene brauch in vilen ſtaͤdten,
und denete ſich auf alles vermoͤgen, worunter ſich
auch die ſtadt Baſel, nach ausweiſe irer ſtatuten,
befindet. Mann, und weib waren in Teutſchlande
wie handels-compagnons; was einer erwarb, war
auch den andern gemein. Man zeigete diſes auch
durch das ſpruͤchwort an: mann, und weib ſind in
gleicher gewar, oder mann, und weib ein leib. Da-
her im zweiffel ieden ehegatte die haͤlfte von demje-
nigen, was in der freien gebarung iſt, als gemein-
ſchaftern gebuͤret. Denn dasjenige, was der ehe-
gatt nicht veraͤuſſern kan, darin kan er auch kein
miteigentum dem andern einraͤumen, z. e. in leh-
nen, leihen, ſtammguͤtern ꝛc.; was aber die unbe-
ſchraͤnketen vermaͤchtniſſe, erbſchaften, auch die lehn-
und andere nuzungen belanget, welche in der freien
gebarung ſtehen, diſe koͤnnen in die gemeinſchaft
gebracht werden.

§ 734
von der beſon-
deren gemein-
ſchaft der guͤ-
ter.

Jn der teutſchen rechtsgelahrheit iſt ein unter-
ſchid zwiſchen der gaͤnzlichen, und beſonderen ge-
meinſchaft, auch der errungenſchaft (§ 729). Die
beſondere beruhet in gewiſſen ſtuͤcken, deren ein-
kuͤnften, capitalien ꝛc., welche die eheleute unter ein-
ander fuͤr gemein erklaͤret, und deren eigentum un-
ter ſich unzerzeilet haben, Engau am a. o. ſ. 24,
§ 43; wovon ſich die errungenſchaft unterſcheidet,
als welche in einem unzerteileten eigentume deſſen
ſich aͤuſſert, was beide ehegatten waͤrender ehe ge-
winnen, Engau ſ. 28 § 52. Jn Schwaben
koͤmmt oͤfters eine zwiſchen den eheleuten abgeredete

ganz
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[438/0462] CII h. von der gemeinſchaft cap. VII, VIII, XV, XLV, § XI, Cleffel am a. o. cap. I, § XX, ſ. 56 fg., cap. 2, § 3, ſ. 84 fg., cap. X, ſ. 349 fg., woraus die gemeinſchaft des errunge- nen entſtand; anbei verbreitete ſich diſer, und im ſchwabenſpigel enthaltene brauch in vilen ſtaͤdten, und denete ſich auf alles vermoͤgen, worunter ſich auch die ſtadt Baſel, nach ausweiſe irer ſtatuten, befindet. Mann, und weib waren in Teutſchlande wie handels-compagnons; was einer erwarb, war auch den andern gemein. Man zeigete diſes auch durch das ſpruͤchwort an: mann, und weib ſind in gleicher gewar, oder mann, und weib ein leib. Da- her im zweiffel ieden ehegatte die haͤlfte von demje- nigen, was in der freien gebarung iſt, als gemein- ſchaftern gebuͤret. Denn dasjenige, was der ehe- gatt nicht veraͤuſſern kan, darin kan er auch kein miteigentum dem andern einraͤumen, z. e. in leh- nen, leihen, ſtammguͤtern ꝛc.; was aber die unbe- ſchraͤnketen vermaͤchtniſſe, erbſchaften, auch die lehn- und andere nuzungen belanget, welche in der freien gebarung ſtehen, diſe koͤnnen in die gemeinſchaft gebracht werden. § 734 Jn der teutſchen rechtsgelahrheit iſt ein unter- ſchid zwiſchen der gaͤnzlichen, und beſonderen ge- meinſchaft, auch der errungenſchaft (§ 729). Die beſondere beruhet in gewiſſen ſtuͤcken, deren ein- kuͤnften, capitalien ꝛc., welche die eheleute unter ein- ander fuͤr gemein erklaͤret, und deren eigentum un- ter ſich unzerzeilet haben, Engau am a. o. ſ. 24, § 43; wovon ſich die errungenſchaft unterſcheidet, als welche in einem unzerteileten eigentume deſſen ſich aͤuſſert, was beide ehegatten waͤrender ehe ge- winnen, Engau ſ. 28 § 52. Jn Schwaben koͤmmt oͤfters eine zwiſchen den eheleuten abgeredete ganz

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/462>, abgerufen am 19.04.2024.