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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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übergeb. und anschl. der grundst.
den üblich, meine abh. de iure deuolut. cap. 4,
§ 6, s. 43 fgg,. Haltaus unter dem worte: leib-
zucht
sp. 1250 fg., Moeller am a. o. § 5. § 7, s.
4 fgg., § 22, s. 15 fg. Er ist auch bei den erblei-
hen jeweilen zuläßlich. Jn Kur-Sachsen ist
1681 verordnet: daß kein nachteiliger auszug,
zum abbruche des lehngeltes verstattet werden solle,
Lünig im corp. iur. feud. germ. II, s. 649.

§ 758

Der überlebende ehegatte, oder noch beidersei-die ältern kön-
nen einen sol-
chen anschlag
machen.

tige aeltern vermögen, nach maßgebung der teut-
schen rechte, einen anschlag der güter zu unterne-
men; gestalt derselbe nicht allein zum besten des
landes, sondern auch zur verhütung der verteilung
abzwecket; folglich politische absichten hat; daher
ihn die landesgesäze unterstüzen, sihe den entwurf
der hessischen landordnung der herren landgrafen
zu Hessen vom jare 1574, cap. 28, die angezogene
Moellerische abhandelung § 2 fgg., und § 46 s.
33 fgg. Disemnach hat der anschlag seinen recht-
mässigen grund, und seine rechte, welche verschi-
dentlich sind; gestalt dann einem landesherrn sehr
vil daran gelegen ist, daß die teilung der bauerhö-
fe, und güter verhütet werde. Daher müssen eben
die güter leidlich, das ist, unter dem werte, aber
nicht über den wert angeschlagen, und das übrige
geschwister, auch kinder, abgefunden werden, da-
mit die güter beisammen bleiben, um die öffentli-
chen lasten, abgaben, und dinste mit gespanne er-
tragen zu können. Derohalben ist der aeltern an-
schlag der güter zugleich mit einer art der abfin-
dung der kinder verknüpfet, zum besten des landes,
und zur beförderung des narungsstandes; mithin
müssen sich die übrige kinder solchen gefallen lassen,
und können ihn auf keine weise, mit bestande der

teut-
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uͤbergeb. und anſchl. der grundſt.
den uͤblich, meine abh. de iure deuolut. cap. 4,
§ 6, ſ. 43 fgg,. Haltaus unter dem worte: leib-
zucht
ſp. 1250 fg., Moeller am a. o. § 5. § 7, ſ.
4 fgg., § 22, ſ. 15 fg. Er iſt auch bei den erblei-
hen jeweilen zulaͤßlich. Jn Kur-Sachſen iſt
1681 verordnet: daß kein nachteiliger auszug,
zum abbruche des lehngeltes verſtattet werden ſolle,
Luͤnig im corp. iur. feud. germ. II, ſ. 649.

§ 758

Der uͤberlebende ehegatte, oder noch beiderſei-die aͤltern koͤn-
nen einen ſol-
chen anſchlag
machen.

tige aeltern vermoͤgen, nach maßgebung der teut-
ſchen rechte, einen anſchlag der guͤter zu unterne-
men; geſtalt derſelbe nicht allein zum beſten des
landes, ſondern auch zur verhuͤtung der verteilung
abzwecket; folglich politiſche abſichten hat; daher
ihn die landesgeſaͤze unterſtuͤzen, ſihe den entwurf
der heſſiſchen landordnung der herren landgrafen
zu Heſſen vom jare 1574, cap. 28, die angezogene
Moelleriſche abhandelung § 2 fgg., und § 46 ſ.
33 fgg. Diſemnach hat der anſchlag ſeinen recht-
maͤſſigen grund, und ſeine rechte, welche verſchi-
dentlich ſind; geſtalt dann einem landesherrn ſehr
vil daran gelegen iſt, daß die teilung der bauerhoͤ-
fe, und guͤter verhuͤtet werde. Daher muͤſſen eben
die guͤter leidlich, das iſt, unter dem werte, aber
nicht uͤber den wert angeſchlagen, und das uͤbrige
geſchwiſter, auch kinder, abgefunden werden, da-
mit die guͤter beiſammen bleiben, um die oͤffentli-
chen laſten, abgaben, und dinſte mit geſpanne er-
tragen zu koͤnnen. Derohalben iſt der aeltern an-
ſchlag der guͤter zugleich mit einer art der abfin-
dung der kinder verknuͤpfet, zum beſten des landes,
und zur befoͤrderung des narungsſtandes; mithin
muͤſſen ſich die uͤbrige kinder ſolchen gefallen laſſen,
und koͤnnen ihn auf keine weiſe, mit beſtande der

teut-
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[457/0481] uͤbergeb. und anſchl. der grundſt. den uͤblich, meine abh. de iure deuolut. cap. 4, § 6, ſ. 43 fgg,. Haltaus unter dem worte: leib- zucht ſp. 1250 fg., Moeller am a. o. § 5. § 7, ſ. 4 fgg., § 22, ſ. 15 fg. Er iſt auch bei den erblei- hen jeweilen zulaͤßlich. Jn Kur-Sachſen iſt 1681 verordnet: daß kein nachteiliger auszug, zum abbruche des lehngeltes verſtattet werden ſolle, Luͤnig im corp. iur. feud. germ. II, ſ. 649. § 758 Der uͤberlebende ehegatte, oder noch beiderſei- tige aeltern vermoͤgen, nach maßgebung der teut- ſchen rechte, einen anſchlag der guͤter zu unterne- men; geſtalt derſelbe nicht allein zum beſten des landes, ſondern auch zur verhuͤtung der verteilung abzwecket; folglich politiſche abſichten hat; daher ihn die landesgeſaͤze unterſtuͤzen, ſihe den entwurf der heſſiſchen landordnung der herren landgrafen zu Heſſen vom jare 1574, cap. 28, die angezogene Moelleriſche abhandelung § 2 fgg., und § 46 ſ. 33 fgg. Diſemnach hat der anſchlag ſeinen recht- maͤſſigen grund, und ſeine rechte, welche verſchi- dentlich ſind; geſtalt dann einem landesherrn ſehr vil daran gelegen iſt, daß die teilung der bauerhoͤ- fe, und guͤter verhuͤtet werde. Daher muͤſſen eben die guͤter leidlich, das iſt, unter dem werte, aber nicht uͤber den wert angeſchlagen, und das uͤbrige geſchwiſter, auch kinder, abgefunden werden, da- mit die guͤter beiſammen bleiben, um die oͤffentli- chen laſten, abgaben, und dinſte mit geſpanne er- tragen zu koͤnnen. Derohalben iſt der aeltern an- ſchlag der guͤter zugleich mit einer art der abfin- dung der kinder verknuͤpfet, zum beſten des landes, und zur befoͤrderung des narungsſtandes; mithin muͤſſen ſich die uͤbrige kinder ſolchen gefallen laſſen, und koͤnnen ihn auf keine weiſe, mit beſtande der teut- die aͤltern koͤn- nen einen ſol- chen anſchlag machen. F f 5

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/481>, abgerufen am 28.03.2024.