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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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ehestiftungen, oder ehelichen.
s. 188 fgg., vol. 1. Dann im hause der Teutschen
sind 2 häubter, der vater, und die mutter; dise
füret auch, nach ires ehemannes ableiben, die herr-
schaft fort; anbenebst hatte sie den nüßbrauch von
allem (§ 740.). Die alte Teutsche haben nichts
wichtiges one der freunde raht getan; daher wer-
den auch noch selbige zu den öffentlichen verlöbnis-
sen, und weinkauffen in Teutschlande genommen.
Zu dem hatte der nächste anverwandte über die
braut, in ermangelung der aeltern, das mundium.
Der nächste verwandte des bräutigams, oder ein
dritter tat für ihn die anwerbung, und wenn er
das jawort erhilte; so hatte die sache ire richtigkeit,
und der feierliche weinkauf bestätiget nur diselbe
öffentlich. Denn, gleichwie bei einem handel eine
gewißmachung vorher gehen muß; so ist das ja-
wort, und die gebung auf die treue die gewißma-
chung bei einem weiberkaufe, oder einer verlobung.
Das jawort muß mit bewilligung der tochter, des
vaters, und der mutter geschehen; sind es leibeige-
ne; so ist des herrn gehelung nötig, und das her-
gebrachte, oder erforderliche an denselben für die
einwilligung zu bezalen (§ 376). Will ein eigen-
behöriger ausser landes sich verheiraten, wird ein
gleiches erfodert. Jm herzogtume Cleve, und der
grafschaft Mark sollen die adeliche töchter, welche
sich one der aeltern, und freunde raht verheiraten,
nichts von irer erbschaft erhalten, von Steinen im
VIIten stücke der westfälischen geschichte s. 1871,
§ 6, Herm. Ad. Grollmann de necessario paren-
tum et curatorum consensu in nuptiis liberorum in
ducatu cliuensi,
Giessen 1722.

§ 764

Besage der landesordnung der grafschaft Er-wie es in der
grafschaft Er-
bach gehalten
werden soll?

bach tit. 21, sollen die eheberedungen, und heiraten

mit

eheſtiftungen, oder ehelichen.
ſ. 188 fgg., vol. 1. Dann im hauſe der Teutſchen
ſind 2 haͤubter, der vater, und die mutter; diſe
fuͤret auch, nach ires ehemannes ableiben, die herr-
ſchaft fort; anbenebſt hatte ſie den nuͤßbrauch von
allem (§ 740.). Die alte Teutſche haben nichts
wichtiges one der freunde raht getan; daher wer-
den auch noch ſelbige zu den oͤffentlichen verloͤbniſ-
ſen, und weinkauffen in Teutſchlande genommen.
Zu dem hatte der naͤchſte anverwandte uͤber die
braut, in ermangelung der aeltern, das mundium.
Der naͤchſte verwandte des braͤutigams, oder ein
dritter tat fuͤr ihn die anwerbung, und wenn er
das jawort erhilte; ſo hatte die ſache ire richtigkeit,
und der feierliche weinkauf beſtaͤtiget nur diſelbe
oͤffentlich. Denn, gleichwie bei einem handel eine
gewißmachung vorher gehen muß; ſo iſt das ja-
wort, und die gebung auf die treue die gewißma-
chung bei einem weiberkaufe, oder einer verlobung.
Das jawort muß mit bewilligung der tochter, des
vaters, und der mutter geſchehen; ſind es leibeige-
ne; ſo iſt des herrn gehelung noͤtig, und das her-
gebrachte, oder erforderliche an denſelben fuͤr die
einwilligung zu bezalen (§ 376). Will ein eigen-
behoͤriger auſſer landes ſich verheiraten, wird ein
gleiches erfodert. Jm herzogtume Cleve, und der
grafſchaft Mark ſollen die adeliche toͤchter, welche
ſich one der aeltern, und freunde raht verheiraten,
nichts von irer erbſchaft erhalten, von Steinen im
VIIten ſtuͤcke der weſtfaͤliſchen geſchichte ſ. 1871,
§ 6, Herm. Ad. Grollmann de neceſſario paren-
tum et curatorum conſenſu in nuptiis liberorum in
ducatu cliuenſi,
Gieſſen 1722.

§ 764

Beſage der landesordnung der grafſchaft Er-wie es in der
grafſchaft Er-
bach gehalten
werden ſoll?

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[463/0487] eheſtiftungen, oder ehelichen. ſ. 188 fgg., vol. 1. Dann im hauſe der Teutſchen ſind 2 haͤubter, der vater, und die mutter; diſe fuͤret auch, nach ires ehemannes ableiben, die herr- ſchaft fort; anbenebſt hatte ſie den nuͤßbrauch von allem (§ 740.). Die alte Teutſche haben nichts wichtiges one der freunde raht getan; daher wer- den auch noch ſelbige zu den oͤffentlichen verloͤbniſ- ſen, und weinkauffen in Teutſchlande genommen. Zu dem hatte der naͤchſte anverwandte uͤber die braut, in ermangelung der aeltern, das mundium. Der naͤchſte verwandte des braͤutigams, oder ein dritter tat fuͤr ihn die anwerbung, und wenn er das jawort erhilte; ſo hatte die ſache ire richtigkeit, und der feierliche weinkauf beſtaͤtiget nur diſelbe oͤffentlich. Denn, gleichwie bei einem handel eine gewißmachung vorher gehen muß; ſo iſt das ja- wort, und die gebung auf die treue die gewißma- chung bei einem weiberkaufe, oder einer verlobung. Das jawort muß mit bewilligung der tochter, des vaters, und der mutter geſchehen; ſind es leibeige- ne; ſo iſt des herrn gehelung noͤtig, und das her- gebrachte, oder erforderliche an denſelben fuͤr die einwilligung zu bezalen (§ 376). Will ein eigen- behoͤriger auſſer landes ſich verheiraten, wird ein gleiches erfodert. Jm herzogtume Cleve, und der grafſchaft Mark ſollen die adeliche toͤchter, welche ſich one der aeltern, und freunde raht verheiraten, nichts von irer erbſchaft erhalten, von Steinen im VIIten ſtuͤcke der weſtfaͤliſchen geſchichte ſ. 1871, § 6, Herm. Ad. Grollmann de neceſſario paren- tum et curatorum conſenſu in nuptiis liberorum in ducatu cliuenſi, Gieſſen 1722. § 764 Beſage der landesordnung der grafſchaft Er- bach tit. 21, ſollen die eheberedungen, und heiraten mit wie es in der grafſchaft Er- bach gehalten werden ſoll?

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/487>, abgerufen am 18.04.2024.