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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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vom wittume, und leibgedinge.
Der Mecklenburgischen adelichen witbe gehöret die
farniß zur hälfte von dem, was der mann hinter-
lässet; der lehnsfolger aber zihet das gelt, besage
der Meckl. pol. o. Tornov de feudis Meckl. cap. 3
sect.
1 § 40, von Nettelba de vidua nob. Meckl.
§ 5 s. 7, § 19 fg. s. 21 fg. Die Kurmärkische
witbe hat fast eben das recht, Kohl über die ver-
ordnung Joachims I Kurfürstens zu Brandenburg,
s. 201 fgg, Hofmann über eben dise verordnung
s. 32 fgg. s. 45 s. 46. Die pommerische, und
bremische witbe genüsset das gnaden-jar, den wit-
tum, die morgengabe etc, inhalts des bremischen
ritter-rechtes tit. 3, Schwarz in der pommerischen
lehnhistori s. 819, s. 913 fg. s. 930.

Hundert und eilftes haubtstück
von der andern ehe.
§ 830

Bei den Teutschen hat man die grösseste feind-vom hasse der
Teutschen wi-
der die andere
ehe.

schaft wider die andere ehe gehabt; beson-
ders aber, wenn schon kinder aus der ersten ehe
vorhanden waren. Weshalber sich auch in den
heidnischen zeiten die witbe mit irem ehemanne ver-
brennen liß. Das sprüchwort lautete: stifvater,
stifmutter; stifmutter, stifvater, Eisenhart von
den sprüchwörtern s. 151, gistvater, giftmutter,
Cleffel am a. o. cap. 1 § 19 s. 62 fg. Derohal-
ben spricht das teutsche recht wider die 2te ehe, und
die bedingung: wenn die witbe nicht wider heira-
ten würde, ist den teutschen rechten nach, für giltig
zu achten. Obschon einige selbige für unerlaubet
halten wollen, aus dem falschen grunde: weil der
Teutsche sehr zum ehelichen leben geneigt wäre;
allein dises ist ein fehlschluß. Der Teutsche libet

zwar
J i 4

vom wittume, und leibgedinge.
Der Mecklenburgiſchen adelichen witbe gehoͤret die
farniß zur haͤlfte von dem, was der mann hinter-
laͤſſet; der lehnsfolger aber zihet das gelt, beſage
der Meckl. pol. o. Tornov de feudis Meckl. cap. 3
ſect.
1 § 40, von Nettelba de vidua nob. Meckl.
§ 5 ſ. 7, § 19 fg. ſ. 21 fg. Die Kurmaͤrkiſche
witbe hat faſt eben das recht, Kohl uͤber die ver-
ordnung Joachims I Kurfuͤrſtens zu Brandenburg,
ſ. 201 fgg, Hofmann uͤber eben diſe verordnung
ſ. 32 fgg. ſ. 45 ſ. 46. Die pommeriſche, und
bremiſche witbe genuͤſſet das gnaden-jar, den wit-
tum, die morgengabe ꝛc, inhalts des bremiſchen
ritter-rechtes tit. 3, Schwarz in der pommeriſchen
lehnhiſtori ſ. 819, ſ. 913 fg. ſ. 930.

Hundert und eilftes haubtſtuͤck
von der andern ehe.
§ 830

Bei den Teutſchen hat man die groͤſſeſte feind-vom haſſe der
Teutſchen wi-
der die andere
ehe.

ſchaft wider die andere ehe gehabt; beſon-
ders aber, wenn ſchon kinder aus der erſten ehe
vorhanden waren. Weshalber ſich auch in den
heidniſchen zeiten die witbe mit irem ehemanne ver-
brennen liß. Das ſpruͤchwort lautete: ſtifvater,
ſtifmutter; ſtifmutter, ſtifvater, Eiſenhart von
den ſpruͤchwoͤrtern ſ. 151, giſtvater, giftmutter,
Cleffel am a. o. cap. 1 § 19 ſ. 62 fg. Derohal-
ben ſpricht das teutſche recht wider die 2te ehe, und
die bedingung: wenn die witbe nicht wider heira-
ten wuͤrde, iſt den teutſchen rechten nach, fuͤr giltig
zu achten. Obſchon einige ſelbige fuͤr unerlaubet
halten wollen, aus dem falſchen grunde: weil der
Teutſche ſehr zum ehelichen leben geneigt waͤre;
allein diſes iſt ein fehlſchluß. Der Teutſche libet

zwar
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[503/0527] vom wittume, und leibgedinge. Der Mecklenburgiſchen adelichen witbe gehoͤret die farniß zur haͤlfte von dem, was der mann hinter- laͤſſet; der lehnsfolger aber zihet das gelt, beſage der Meckl. pol. o. Tornov de feudis Meckl. cap. 3 ſect. 1 § 40, von Nettelba de vidua nob. Meckl. § 5 ſ. 7, § 19 fg. ſ. 21 fg. Die Kurmaͤrkiſche witbe hat faſt eben das recht, Kohl uͤber die ver- ordnung Joachims I Kurfuͤrſtens zu Brandenburg, ſ. 201 fgg, Hofmann uͤber eben diſe verordnung ſ. 32 fgg. ſ. 45 ſ. 46. Die pommeriſche, und bremiſche witbe genuͤſſet das gnaden-jar, den wit- tum, die morgengabe ꝛc, inhalts des bremiſchen ritter-rechtes tit. 3, Schwarz in der pommeriſchen lehnhiſtori ſ. 819, ſ. 913 fg. ſ. 930. Hundert und eilftes haubtſtuͤck von der andern ehe. § 830 Bei den Teutſchen hat man die groͤſſeſte feind- ſchaft wider die andere ehe gehabt; beſon- ders aber, wenn ſchon kinder aus der erſten ehe vorhanden waren. Weshalber ſich auch in den heidniſchen zeiten die witbe mit irem ehemanne ver- brennen liß. Das ſpruͤchwort lautete: ſtifvater, ſtifmutter; ſtifmutter, ſtifvater, Eiſenhart von den ſpruͤchwoͤrtern ſ. 151, giſtvater, giftmutter, Cleffel am a. o. cap. 1 § 19 ſ. 62 fg. Derohal- ben ſpricht das teutſche recht wider die 2te ehe, und die bedingung: wenn die witbe nicht wider heira- ten wuͤrde, iſt den teutſchen rechten nach, fuͤr giltig zu achten. Obſchon einige ſelbige fuͤr unerlaubet halten wollen, aus dem falſchen grunde: weil der Teutſche ſehr zum ehelichen leben geneigt waͤre; allein diſes iſt ein fehlſchluß. Der Teutſche libet zwar vom haſſe der Teutſchen wi- der die andere ehe. J i 4

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/527>, abgerufen am 29.03.2024.