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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXVII h. von der anwünsch. der kinder.
Paull wendete seinem natürlichen sone: Peter Aloi-
sius, die länder Parma, und Piacenza 1545 unter
dem titel eines herzogtumes zu, welches grossen wi-
derspruch veranlasset, Heinecc in vermischeten an-
merkungen und rechtlichen gutachten, Berlin 1742,
gr. 8v, s. 19 fg. § 2 fg.

Hundert und sibenzehntes haubtstück
von der anwünschung der kinder
(adoption) etc.
§ 890

Die ganz alte Teutsche wußten von derjenigen
adoption, wie sie die Römer hatten, nichts,
um sein vermögen dadurch an andere zu bringen.
Jren nachlaß konnten sie durch gedinge, und auf
andere art andern zuwenden. Waren ire güter
stamm-gut, oder lehne, so half die römische ado-
ption nichts; so lange noch erben, und lehnfolger
oder der lehnherr vorhanden waren. Bei den
bauern, welche leihgüter inhaben, hilft sie auch
nichts, one einwilligung des leih-herrns. Zu dem
war die teutsche ehe langsam unfruchtbar; sondern
die kinder erschinen merenteils, wie weinreben, um
den tisch (§ 90 des 1ten th.). Die unfruchtbar-
keit der eheweiber sahen sie nicht gern, Cleffel am
a. o. cap. 2 § 1 s. 75 fg. 92. Das castriren
war inen verhasst, gleichwie die castraten selbst,
Cleffel s. 165. Jnzwischen kam doch bei den
Teutschen eine art von der adoption auf, da man
einen entweder zum freunde erwälete, oder ihm sonst
zeichen seiner achtung zu erkennen gab, und ihm et-
was schenkete. Bei den barbaren geschah sie wohl
durch aufschneiden der ader, und da man dem an-
dern das blut zu trinken gab, wie dem könige Lude-

wig,

CXVII h. von der anwuͤnſch. der kinder.
Paull wendete ſeinem natuͤrlichen ſone: Peter Aloi-
ſius, die laͤnder Parma, und Piacenza 1545 unter
dem titel eines herzogtumes zu, welches groſſen wi-
derſpruch veranlaſſet, Heinecc in vermiſcheten an-
merkungen und rechtlichen gutachten, Berlin 1742,
gr. 8v, ſ. 19 fg. § 2 fg.

Hundert und ſibenzehntes haubtſtuͤck
von der anwuͤnſchung der kinder
(adoption) ꝛc.
§ 890

Die ganz alte Teutſche wußten von derjenigen
adoption, wie ſie die Roͤmer hatten, nichts,
um ſein vermoͤgen dadurch an andere zu bringen.
Jren nachlaß konnten ſie durch gedinge, und auf
andere art andern zuwenden. Waren ire guͤter
ſtamm-gut, oder lehne, ſo half die roͤmiſche ado-
ption nichts; ſo lange noch erben, und lehnfolger
oder der lehnherr vorhanden waren. Bei den
bauern, welche leihguͤter inhaben, hilft ſie auch
nichts, one einwilligung des leih-herrns. Zu dem
war die teutſche ehe langſam unfruchtbar; ſondern
die kinder erſchinen merenteils, wie weinreben, um
den tiſch (§ 90 des 1ten th.). Die unfruchtbar-
keit der eheweiber ſahen ſie nicht gern, Cleffel am
a. o. cap. 2 § 1 ſ. 75 fg. 92. Das caſtriren
war inen verhaſſt, gleichwie die caſtraten ſelbſt,
Cleffel ſ. 165. Jnzwiſchen kam doch bei den
Teutſchen eine art von der adoption auf, da man
einen entweder zum freunde erwaͤlete, oder ihm ſonſt
zeichen ſeiner achtung zu erkennen gab, und ihm et-
was ſchenkete. Bei den barbaren geſchah ſie wohl
durch aufſchneiden der ader, und da man dem an-
dern das blut zu trinken gab, wie dem koͤnige Lude-

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[527/0551] CXVII h. von der anwuͤnſch. der kinder. Paull wendete ſeinem natuͤrlichen ſone: Peter Aloi- ſius, die laͤnder Parma, und Piacenza 1545 unter dem titel eines herzogtumes zu, welches groſſen wi- derſpruch veranlaſſet, Heinecc in vermiſcheten an- merkungen und rechtlichen gutachten, Berlin 1742, gr. 8v, ſ. 19 fg. § 2 fg. Hundert und ſibenzehntes haubtſtuͤck von der anwuͤnſchung der kinder (adoption) ꝛc. § 890 Die ganz alte Teutſche wußten von derjenigen adoption, wie ſie die Roͤmer hatten, nichts, um ſein vermoͤgen dadurch an andere zu bringen. Jren nachlaß konnten ſie durch gedinge, und auf andere art andern zuwenden. Waren ire guͤter ſtamm-gut, oder lehne, ſo half die roͤmiſche ado- ption nichts; ſo lange noch erben, und lehnfolger oder der lehnherr vorhanden waren. Bei den bauern, welche leihguͤter inhaben, hilft ſie auch nichts, one einwilligung des leih-herrns. Zu dem war die teutſche ehe langſam unfruchtbar; ſondern die kinder erſchinen merenteils, wie weinreben, um den tiſch (§ 90 des 1ten th.). Die unfruchtbar- keit der eheweiber ſahen ſie nicht gern, Cleffel am a. o. cap. 2 § 1 ſ. 75 fg. 92. Das caſtriren war inen verhaſſt, gleichwie die caſtraten ſelbſt, Cleffel ſ. 165. Jnzwiſchen kam doch bei den Teutſchen eine art von der adoption auf, da man einen entweder zum freunde erwaͤlete, oder ihm ſonſt zeichen ſeiner achtung zu erkennen gab, und ihm et- was ſchenkete. Bei den barbaren geſchah ſie wohl durch aufſchneiden der ader, und da man dem an- dern das blut zu trinken gab, wie dem koͤnige Lude- wig,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/551>, abgerufen am 25.04.2024.