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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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u. obervormund., auch krigisch. vorm.
ren öfters disen namen, Hamburg. ger. o. th. III
tit. VI § 5.

§ 962

Ehedem, als den blutsverwandten, und nächstenvon den ent-
schuldigungen
wider die vor-
mundschaften.

schwertmagen die nüßbräuchliche vormundschaft
zukam, haben sie wohl nicht leicht sich dargegen ent-
schuldiget; vilmehr sie zweifelsone dergleichen vor-
mundschaften gern angenommen. Nachdem aber
die kaiserliche rechte in Teutschlande eingefüret
wurden, welche die vormundschaften umsonst gefü-
ret haben wollten; entschuldigten sich selbige öf-
ters; wozu aber rechtmäßige ursachen erfodert wer-
den; R. pol. o. 1577 tit. 32 § 1. Woraus sich
wohl abnemen lässet: daß vom anfange, da die
Teutsche onedem nimanden zur vormundschaft ge-
zwungen haben, die entschuldigungen selten bei inen
fürgekommen seyn werden, Gottlob Aug Jeni-
chen
de excusat. tut. et curat. Giessen 1755 § 3 fg.
s. 4 fg. Und wenn sie auch schon dergleichen aus
erheblichen ursachen fürgebracht haben; so sind sie
auf die billigkeit, und gesunde vernunft gegründet
gewesen. Solchemnach lassen sich wohl nicht al-
lein nohtwendige; sondern auch freiwillige entschul-
digungen begreiffen; fürnämlich aber lissen die
Teutsche die feinde des vaters zur vormundschaft
nicht. Sie hatten im sprüchworte: wer des va-
ters feind ist, muß auch des sones feind seyn, und
wer des vaters freund ist, wird auch des sones
freund seyn, von Neumann s. 265 fg. § 465, s.
299 fg. Andere ursachen werden in des Joh.
Aug. Hellfelds abh.
de excusationibus tutorum vel
curatorum volunt. et necess.,
in der Struvischen
iurispr. her. th. VI cap. 3 s. 102 fgg., und bei dem
Jenichen am a. o. bemerket. Diweil aber den
angebornen freunden, und verwandten, vorzüglich

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u. obervormund., auch krigiſch. vorm.
ren oͤfters diſen namen, Hamburg. ger. o. th. III
tit. VI § 5.

§ 962

Ehedem, als den blutsverwandten, und naͤchſtenvon den ent-
ſchuldigungen
wider die vor-
mundſchaften.

ſchwertmagen die nuͤßbraͤuchliche vormundſchaft
zukam, haben ſie wohl nicht leicht ſich dargegen ent-
ſchuldiget; vilmehr ſie zweifelsone dergleichen vor-
mundſchaften gern angenommen. Nachdem aber
die kaiſerliche rechte in Teutſchlande eingefuͤret
wurden, welche die vormundſchaften umſonſt gefuͤ-
ret haben wollten; entſchuldigten ſich ſelbige oͤf-
ters; wozu aber rechtmaͤßige urſachen erfodert wer-
den; R. pol. o. 1577 tit. 32 § 1. Woraus ſich
wohl abnemen laͤſſet: daß vom anfange, da die
Teutſche onedem nimanden zur vormundſchaft ge-
zwungen haben, die entſchuldigungen ſelten bei inen
fuͤrgekommen ſeyn werden, Gottlob Aug Jeni-
chen
de excuſat. tut. et curat. Gieſſen 1755 § 3 fg.
ſ. 4 fg. Und wenn ſie auch ſchon dergleichen aus
erheblichen urſachen fuͤrgebracht haben; ſo ſind ſie
auf die billigkeit, und geſunde vernunft gegruͤndet
geweſen. Solchemnach laſſen ſich wohl nicht al-
lein nohtwendige; ſondern auch freiwillige entſchul-
digungen begreiffen; fuͤrnaͤmlich aber liſſen die
Teutſche die feinde des vaters zur vormundſchaft
nicht. Sie hatten im ſpruͤchworte: wer des va-
ters feind iſt, muß auch des ſones feind ſeyn, und
wer des vaters freund iſt, wird auch des ſones
freund ſeyn, von Neumann ſ. 265 fg. § 465, ſ.
299 fg. Andere urſachen werden in des Joh.
Aug. Hellfelds abh.
de excuſationibus tutorum vel
curatorum volunt. et neceſſ.,
in der Struviſchen
iurispr. her. th. VI cap. 3 ſ. 102 fgg., und bei dem
Jenichen am a. o. bemerket. Diweil aber den
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[563/0587] u. obervormund., auch krigiſch. vorm. ren oͤfters diſen namen, Hamburg. ger. o. th. III tit. VI § 5. § 962 Ehedem, als den blutsverwandten, und naͤchſten ſchwertmagen die nuͤßbraͤuchliche vormundſchaft zukam, haben ſie wohl nicht leicht ſich dargegen ent- ſchuldiget; vilmehr ſie zweifelsone dergleichen vor- mundſchaften gern angenommen. Nachdem aber die kaiſerliche rechte in Teutſchlande eingefuͤret wurden, welche die vormundſchaften umſonſt gefuͤ- ret haben wollten; entſchuldigten ſich ſelbige oͤf- ters; wozu aber rechtmaͤßige urſachen erfodert wer- den; R. pol. o. 1577 tit. 32 § 1. Woraus ſich wohl abnemen laͤſſet: daß vom anfange, da die Teutſche onedem nimanden zur vormundſchaft ge- zwungen haben, die entſchuldigungen ſelten bei inen fuͤrgekommen ſeyn werden, Gottlob Aug Jeni- chen de excuſat. tut. et curat. Gieſſen 1755 § 3 fg. ſ. 4 fg. Und wenn ſie auch ſchon dergleichen aus erheblichen urſachen fuͤrgebracht haben; ſo ſind ſie auf die billigkeit, und geſunde vernunft gegruͤndet geweſen. Solchemnach laſſen ſich wohl nicht al- lein nohtwendige; ſondern auch freiwillige entſchul- digungen begreiffen; fuͤrnaͤmlich aber liſſen die Teutſche die feinde des vaters zur vormundſchaft nicht. Sie hatten im ſpruͤchworte: wer des va- ters feind iſt, muß auch des ſones feind ſeyn, und wer des vaters freund iſt, wird auch des ſones freund ſeyn, von Neumann ſ. 265 fg. § 465, ſ. 299 fg. Andere urſachen werden in des Joh. Aug. Hellfelds abh. de excuſationibus tutorum vel curatorum volunt. et neceſſ., in der Struviſchen iurispr. her. th. VI cap. 3 ſ. 102 fgg., und bei dem Jenichen am a. o. bemerket. Diweil aber den angebornen freunden, und verwandten, vorzuͤglich bei von den ent- ſchuldigungen wider die vor- mundſchaften. N n 2

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/587>, abgerufen am 24.04.2024.