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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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wasenmeistern, oder schindern.
tragen; mithin kan kein landsässiger von adel einen
wasenmeister bestellen.

§ 1011

Jnhalts einer fürstl. hessen-casselischen verord-wie es bei vih-
seuchen mit
dem verrecke-
ten vih zu hal-
ten ist?

nung vom 28sten octobr. 1716 wird bei vihseuchen
das eingraben des verreckten vihes mit der haut 5
ellen tif einem jeden erlaubet; iedoch soll dasselbe
nach geendigtem vihsterben auch wider unterblei-
ben, und die wasenmeister sollen bei dem, was sie
iedes ortes hergebracht haben, auch iren etwa ha-
benden privilegien ungehmdert gelassen werden; es
sollte auch, was den wasenmeistern, und abdeckern,
nachdem diselbe weder haut, noch fett von derglei-
chen verreckten vih zu genüssen, oder sich dessen im
geringsten anzumassen haben, von jedem stücke ge-
reichet werden solle, und was sonst noch nötig er-
achtet werden möchte, darüber hat fernere verord-
nung ins land ergehen sollen. Solchemnach kan
dem wasenmeister für seine dabei habende arbeit
wohl etwas von obrigkeits wegen bestimmet wer-
den; wofern aber die untertanen sotanes ein-
scharren ires verreckten vihes selbst verrichten, darf
der abdecker von inen nichts begeren, Hofmann
im entwurfe von polizeianstalten § 49 (x) s. 97.

§ 1014

Der angstmann muß auf befel, und verlangenvon des schin-
ders grausa-
men verrich-
tungen.

der obrigkeit, auch richter, jeweilen harte verrich-
tungen tun, als 1) das foltern. Dises geschihet
etliche male vom anfange vor dem angriffe mit har-
ten worten, bedrohungen, vorzeigung der instru-
menten etc; wenn dises nichts hilft; so sezet er den
inquisiten in den marterstul, kleidet ihn aus etc; 2)
das aushauen geschihet, ordentlicher weise allso:
dem missetäter werden die hände entweder auf den
rücken, oder vorne zusammen gebunden; demnächst

durch
III. Teil. R r

waſenmeiſtern, oder ſchindern.
tragen; mithin kan kein landſaͤſſiger von adel einen
waſenmeiſter beſtellen.

§ 1011

Jnhalts einer fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen verord-wie es bei vih-
ſeuchen mit
dem verrecke-
ten vih zu hal-
ten iſt?

nung vom 28ſten octobr. 1716 wird bei vihſeuchen
das eingraben des verreckten vihes mit der haut 5
ellen tif einem jeden erlaubet; iedoch ſoll daſſelbe
nach geendigtem vihſterben auch wider unterblei-
ben, und die waſenmeiſter ſollen bei dem, was ſie
iedes ortes hergebracht haben, auch iren etwa ha-
benden privilegien ungehmdert gelaſſen werden; es
ſollte auch, was den waſenmeiſtern, und abdeckern,
nachdem diſelbe weder haut, noch fett von derglei-
chen verreckten vih zu genuͤſſen, oder ſich deſſen im
geringſten anzumaſſen haben, von jedem ſtuͤcke ge-
reichet werden ſolle, und was ſonſt noch noͤtig er-
achtet werden moͤchte, daruͤber hat fernere verord-
nung ins land ergehen ſollen. Solchemnach kan
dem waſenmeiſter fuͤr ſeine dabei habende arbeit
wohl etwas von obrigkeits wegen beſtimmet wer-
den; wofern aber die untertanen ſotanes ein-
ſcharren ires verreckten vihes ſelbſt verrichten, darf
der abdecker von inen nichts begeren, Hofmann
im entwurfe von polizeianſtalten § 49 (x) ſ. 97.

§ 1014

Der angſtmann muß auf befel, und verlangenvon des ſchin-
ders grauſa-
men verrich-
tungen.

der obrigkeit, auch richter, jeweilen harte verrich-
tungen tun, als 1) das foltern. Diſes geſchihet
etliche male vom anfange vor dem angriffe mit har-
ten worten, bedrohungen, vorzeigung der inſtru-
menten ꝛc; wenn diſes nichts hilft; ſo ſezet er den
inquiſiten in den marterſtul, kleidet ihn aus ꝛc; 2)
das aushauen geſchihet, ordentlicher weiſe allſo:
dem miſſetaͤter werden die haͤnde entweder auf den
ruͤcken, oder vorne zuſammen gebunden; demnaͤchſt

durch
III. Teil. R r
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[625/0649] waſenmeiſtern, oder ſchindern. tragen; mithin kan kein landſaͤſſiger von adel einen waſenmeiſter beſtellen. § 1011 Jnhalts einer fuͤrſtl. heſſen-caſſeliſchen verord- nung vom 28ſten octobr. 1716 wird bei vihſeuchen das eingraben des verreckten vihes mit der haut 5 ellen tif einem jeden erlaubet; iedoch ſoll daſſelbe nach geendigtem vihſterben auch wider unterblei- ben, und die waſenmeiſter ſollen bei dem, was ſie iedes ortes hergebracht haben, auch iren etwa ha- benden privilegien ungehmdert gelaſſen werden; es ſollte auch, was den waſenmeiſtern, und abdeckern, nachdem diſelbe weder haut, noch fett von derglei- chen verreckten vih zu genuͤſſen, oder ſich deſſen im geringſten anzumaſſen haben, von jedem ſtuͤcke ge- reichet werden ſolle, und was ſonſt noch noͤtig er- achtet werden moͤchte, daruͤber hat fernere verord- nung ins land ergehen ſollen. Solchemnach kan dem waſenmeiſter fuͤr ſeine dabei habende arbeit wohl etwas von obrigkeits wegen beſtimmet wer- den; wofern aber die untertanen ſotanes ein- ſcharren ires verreckten vihes ſelbſt verrichten, darf der abdecker von inen nichts begeren, Hofmann im entwurfe von polizeianſtalten § 49 (x) ſ. 97. wie es bei vih- ſeuchen mit dem verrecke- ten vih zu hal- ten iſt? § 1014 Der angſtmann muß auf befel, und verlangen der obrigkeit, auch richter, jeweilen harte verrich- tungen tun, als 1) das foltern. Diſes geſchihet etliche male vom anfange vor dem angriffe mit har- ten worten, bedrohungen, vorzeigung der inſtru- menten ꝛc; wenn diſes nichts hilft; ſo ſezet er den inquiſiten in den marterſtul, kleidet ihn aus ꝛc; 2) das aushauen geſchihet, ordentlicher weiſe allſo: dem miſſetaͤter werden die haͤnde entweder auf den ruͤcken, oder vorne zuſammen gebunden; demnaͤchſt durch von des ſchin- ders grauſa- men verrich- tungen. III. Teil. R r

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/649>, abgerufen am 29.03.2024.