Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

vom weine, bire, brantew., broih. etc.
wurf von den polizei-anstalten s. 36 fg. Der
geist gehet nun entweder in das geblüt, oder nicht.
Ersteres geschihet bei den ungarischen, italienischen
weinen; lezteres aber bei dem rheingauer; folglich
sind erstere zu meiden; gestalt dann ein Teutscher
sich bei ausländischen weinen langsam wohl be-
findet; daher brauchet er diselben behutsam, und
in möglichster sparsamkeit. Dijenige weine, wel-
che salzige, und proportionirliche gleiche teile ha-
ben, heissen lüftige weine. Wo aber bloß vile
spirituose, jedoch mit salzigten teilen nicht sattsam
versehene weine sich vorfinden; nennet man sie
dumme, oder stumme weine. Wer kein wein-
verständiger ist, begnüget sich, ausser den rheini-
schen, und moselischen landen, mit den übrigen
landweinen. Ein kenner aber trinket, jedoch mit
unterschide, was im Rheingau wächset. Wem
ein mereres von den weinen zu lesen belibet, kan
des Marpergers kaufmanns-magazin, und das
oeconomische lexicon nachsehen.

§ 1470

Der regent ist verbunden: für abwendungvon den pflich-
ten der polizei
wegen der wei-
ne, und wein-
schenken.

dessen, was zum nachteile der gesundheit gereichen
mag, fürsorge zu tragen. Der ehemalige geschick-
te, und vernünftige Helmstädtische lehrer der po-
litic: Heinrich Arnisaeus im Iten th., Iten b.,
9ten haubtst. der politic, hat dises allschon gezei-
get; anbeneben der Elias Fridr. Heister, (ein
son des berümten arztes dises namens) de princi-
pum circa sanitatem subditorum,
1738, mit me-
rerem dargetan. Die besichtigung der apothe-
ken ist zu disem ende weißlich eingefüret; allein di-
ses gehet nur auf die fürsorge wegen der kranken,
damit dise ire verlorene gesundheit wider erlangen.
Hergegen ist die aufsicht über das getränk, inson-

der-
Y y 2

vom weine, bire, brantew., broih. ꝛc.
wurf von den polizei-anſtalten ſ. 36 fg. Der
geiſt gehet nun entweder in das gebluͤt, oder nicht.
Erſteres geſchihet bei den ungariſchen, italieniſchen
weinen; lezteres aber bei dem rheingauer; folglich
ſind erſtere zu meiden; geſtalt dann ein Teutſcher
ſich bei auslaͤndiſchen weinen langſam wohl be-
findet; daher brauchet er diſelben behutſam, und
in moͤglichſter ſparſamkeit. Dijenige weine, wel-
che ſalzige, und proportionirliche gleiche teile ha-
ben, heiſſen luͤftige weine. Wo aber bloß vile
ſpirituoſe, jedoch mit ſalzigten teilen nicht ſattſam
verſehene weine ſich vorfinden; nennet man ſie
dumme, oder ſtumme weine. Wer kein wein-
verſtaͤndiger iſt, begnuͤget ſich, auſſer den rheini-
ſchen, und moſeliſchen landen, mit den uͤbrigen
landweinen. Ein kenner aber trinket, jedoch mit
unterſchide, was im Rheingau waͤchſet. Wem
ein mereres von den weinen zu leſen belibet, kan
des Marpergers kaufmanns-magazin, und das
oeconomiſche lexicon nachſehen.

§ 1470

Der regent iſt verbunden: fuͤr abwendungvon den pflich-
ten der polizei
wegen der wei-
ne, und wein-
ſchenken.

deſſen, was zum nachteile der geſundheit gereichen
mag, fuͤrſorge zu tragen. Der ehemalige geſchick-
te, und vernuͤnftige Helmſtaͤdtiſche lehrer der po-
litic: Heinrich Arniſaeus im Iten th., Iten b.,
9ten haubtſt. der politic, hat diſes allſchon gezei-
get; anbeneben der Elias Fridr. Heiſter, (ein
ſon des beruͤmten arztes diſes namens) de princi-
pum circa ſanitatem ſubditorum,
1738, mit me-
rerem dargetan. Die beſichtigung der apothe-
ken iſt zu diſem ende weißlich eingefuͤret; allein di-
ſes gehet nur auf die fuͤrſorge wegen der kranken,
damit diſe ire verlorene geſundheit wider erlangen.
Hergegen iſt die aufſicht uͤber das getraͤnk, inſon-

der-
Y y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0731" n="707"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom weine, bire, brantew., broih. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
wurf von den polizei-an&#x017F;talten &#x017F;. 36 fg. Der<lb/>
gei&#x017F;t gehet nun entweder in das geblu&#x0364;t, oder nicht.<lb/>
Er&#x017F;teres ge&#x017F;chihet bei den ungari&#x017F;chen, italieni&#x017F;chen<lb/>
weinen; lezteres aber bei dem rheingauer; folglich<lb/>
&#x017F;ind er&#x017F;tere zu meiden; ge&#x017F;talt dann ein Teut&#x017F;cher<lb/>
&#x017F;ich bei ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen weinen lang&#x017F;am wohl be-<lb/>
findet; daher brauchet er di&#x017F;elben behut&#x017F;am, und<lb/>
in mo&#x0364;glich&#x017F;ter &#x017F;par&#x017F;amkeit. Dijenige weine, wel-<lb/>
che &#x017F;alzige, und proportionirliche gleiche teile ha-<lb/>
ben, hei&#x017F;&#x017F;en lu&#x0364;ftige weine. Wo aber bloß vile<lb/>
&#x017F;pirituo&#x017F;e, jedoch mit &#x017F;alzigten teilen nicht &#x017F;att&#x017F;am<lb/>
ver&#x017F;ehene weine &#x017F;ich vorfinden; nennet man &#x017F;ie<lb/>
dumme, oder &#x017F;tumme weine. Wer kein wein-<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger i&#x017F;t, begnu&#x0364;get &#x017F;ich, au&#x017F;&#x017F;er den rheini-<lb/>
&#x017F;chen, und mo&#x017F;eli&#x017F;chen landen, mit den u&#x0364;brigen<lb/>
landweinen. Ein kenner aber trinket, jedoch mit<lb/>
unter&#x017F;chide, was im Rheingau wa&#x0364;ch&#x017F;et. Wem<lb/>
ein mereres von den weinen zu le&#x017F;en belibet, kan<lb/>
des <hi rendition="#fr">Marpergers</hi> kaufmanns-magazin, und das<lb/>
oeconomi&#x017F;che lexicon nach&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 1470</head><lb/>
          <p>Der regent i&#x017F;t verbunden: fu&#x0364;r abwendung<note place="right">von den pflich-<lb/>
ten der polizei<lb/>
wegen der wei-<lb/>
ne, und wein-<lb/>
&#x017F;chenken.</note><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, was zum nachteile der ge&#x017F;undheit gereichen<lb/>
mag, fu&#x0364;r&#x017F;orge zu tragen. Der ehemalige ge&#x017F;chick-<lb/>
te, und vernu&#x0364;nftige Helm&#x017F;ta&#x0364;dti&#x017F;che lehrer der po-<lb/>
litic: <hi rendition="#fr">Heinrich Arni&#x017F;aeus</hi> im <hi rendition="#aq">I</hi>ten th., <hi rendition="#aq">I</hi>ten b.,<lb/>
9ten haubt&#x017F;t. der politic, hat di&#x017F;es all&#x017F;chon gezei-<lb/>
get; anbeneben der <hi rendition="#fr">Elias Fridr. Hei&#x017F;ter,</hi> (ein<lb/>
&#x017F;on des beru&#x0364;mten arztes di&#x017F;es namens) <hi rendition="#aq">de princi-<lb/>
pum circa &#x017F;anitatem &#x017F;ubditorum,</hi> 1738, mit me-<lb/>
rerem dargetan. Die be&#x017F;ichtigung der apothe-<lb/>
ken i&#x017F;t zu di&#x017F;em ende weißlich eingefu&#x0364;ret; allein di-<lb/>
&#x017F;es gehet nur auf die fu&#x0364;r&#x017F;orge wegen der kranken,<lb/>
damit di&#x017F;e ire verlorene ge&#x017F;undheit wider erlangen.<lb/>
Hergegen i&#x017F;t die auf&#x017F;icht u&#x0364;ber das getra&#x0364;nk, in&#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[707/0731] vom weine, bire, brantew., broih. ꝛc. wurf von den polizei-anſtalten ſ. 36 fg. Der geiſt gehet nun entweder in das gebluͤt, oder nicht. Erſteres geſchihet bei den ungariſchen, italieniſchen weinen; lezteres aber bei dem rheingauer; folglich ſind erſtere zu meiden; geſtalt dann ein Teutſcher ſich bei auslaͤndiſchen weinen langſam wohl be- findet; daher brauchet er diſelben behutſam, und in moͤglichſter ſparſamkeit. Dijenige weine, wel- che ſalzige, und proportionirliche gleiche teile ha- ben, heiſſen luͤftige weine. Wo aber bloß vile ſpirituoſe, jedoch mit ſalzigten teilen nicht ſattſam verſehene weine ſich vorfinden; nennet man ſie dumme, oder ſtumme weine. Wer kein wein- verſtaͤndiger iſt, begnuͤget ſich, auſſer den rheini- ſchen, und moſeliſchen landen, mit den uͤbrigen landweinen. Ein kenner aber trinket, jedoch mit unterſchide, was im Rheingau waͤchſet. Wem ein mereres von den weinen zu leſen belibet, kan des Marpergers kaufmanns-magazin, und das oeconomiſche lexicon nachſehen. § 1470 Der regent iſt verbunden: fuͤr abwendung deſſen, was zum nachteile der geſundheit gereichen mag, fuͤrſorge zu tragen. Der ehemalige geſchick- te, und vernuͤnftige Helmſtaͤdtiſche lehrer der po- litic: Heinrich Arniſaeus im Iten th., Iten b., 9ten haubtſt. der politic, hat diſes allſchon gezei- get; anbeneben der Elias Fridr. Heiſter, (ein ſon des beruͤmten arztes diſes namens) de princi- pum circa ſanitatem ſubditorum, 1738, mit me- rerem dargetan. Die beſichtigung der apothe- ken iſt zu diſem ende weißlich eingefuͤret; allein di- ſes gehet nur auf die fuͤrſorge wegen der kranken, damit diſe ire verlorene geſundheit wider erlangen. Hergegen iſt die aufſicht uͤber das getraͤnk, inſon- der- von den pflich- ten der polizei wegen der wei- ne, und wein- ſchenken. Y y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/731
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/731>, abgerufen am 25.04.2024.