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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, XXXIII haubtstück,
wein augenblicklich versüsset, und liblich machet,
ein weisses pülverlein zum boden des fasses stürzet,
und dem weine eine schöne farbe gibet, machet ihn
auch trinkbar. Die ursache der wirkung der glät-
te im weine ist dise: das süsse des saturni in
der glätte nimmt die säure des weines an sich;
die metallischen teilchen stürzet sie zu boden des fas-
ses. Sobald aber das des opermentes, wel-
ches an sich sehr subtil, und vom alcali des unge-
löscheten kalkes noch mehr erhöhet, und ausgewi-
ckelt ist, zum verfälscheten weine kömmt; so ver-
einiget es sich wegen der verwandschaft mit dem
e metallico saturnino der glätte; und da in diser
noch eine verborgene säure liget; hingegen in der
opermentischen auflösung ein flüchtiges alcali vor-
handen; so bringen dise beide mit den zwenen
vereiniget, entweder eine rote, oder schwarzrote,
oder schwarze sarbe herfür, und stürzen die irdi-
schen und bleiteile auf den grund.

§ 1473
vom blei-zucker
u. dessen schad-
lichkeit.

Des blei-zuckers (salis, oder sacchari saturni)
bedinen sich die weinverfälscher ebenfalls. Er be-
stehet: aus der concentrirten säure des essigs, da
nämlich das vorher im essig zugleich mit vorhanden
gewesene wasser davon ist, und in sotaner säure
einige subtile teile vom ganzen körperlichen blei auf-
gelöset, und mit eingemischet sind. Die art, wie
solcher bereitet wird, lehret der Neumann am a.
o. s. 201. Es ist aber dessen innerlicher gebrauch
eben so schädlich, als der silberglätte, und füret er
ein beispil an, wie ein weinhändler die sauren, und
verdorbenen weine mit silberglätte süsse gemachet,
auch mit flüssigem bleizucker, oder darmit vermi-
scheten weine eine menge, und villeicht etliche tau-
send menschen ums leben, oder doch um ire ge-

sund-

II buch, XXXIII haubtſtuͤck,
wein augenblicklich verſuͤſſet, und liblich machet,
ein weiſſes puͤlverlein zum boden des faſſes ſtuͤrzet,
und dem weine eine ſchoͤne farbe gibet, machet ihn
auch trinkbar. Die urſache der wirkung der glaͤt-
te im weine iſt diſe: das ſuͤſſe des 🜍 ſaturni in
der glaͤtte nimmt die ſaͤure des weines an ſich;
die metalliſchen teilchen ſtuͤrzet ſie zu boden des faſ-
ſes. Sobald aber das 🜍 des opermentes, wel-
ches an ſich ſehr ſubtil, und vom alcali des unge-
loͤſcheten kalkes noch mehr erhoͤhet, und ausgewi-
ckelt iſt, zum verfaͤlſcheten weine koͤmmt; ſo ver-
einiget es ſich wegen der verwandſchaft mit dem
🜍e metallico ſaturnino der glaͤtte; und da in diſer
noch eine verborgene ſaͤure liget; hingegen in der
opermentiſchen aufloͤſung ein fluͤchtiges alcali vor-
handen; ſo bringen diſe beide mit den zwenen 🜍
vereiniget, entweder eine rote, oder ſchwarzrote,
oder ſchwarze ſarbe herfuͤr, und ſtuͤrzen die irdi-
ſchen und bleiteile auf den grund.

§ 1473
vom blei-zucker
u. deſſen ſchad-
lichkeit.

Des blei-zuckers (ſalis, oder ſacchari ſaturni)
bedinen ſich die weinverfaͤlſcher ebenfalls. Er be-
ſtehet: aus der concentrirten ſaͤure des eſſigs, da
naͤmlich das vorher im eſſig zugleich mit vorhanden
geweſene waſſer davon iſt, und in ſotaner ſaͤure
einige ſubtile teile vom ganzen koͤrperlichen blei auf-
geloͤſet, und mit eingemiſchet ſind. Die art, wie
ſolcher bereitet wird, lehret der Neumann am a.
o. ſ. 201. Es iſt aber deſſen innerlicher gebrauch
eben ſo ſchaͤdlich, als der ſilberglaͤtte, und fuͤret er
ein beiſpil an, wie ein weinhaͤndler die ſauren, und
verdorbenen weine mit ſilberglaͤtte ſuͤſſe gemachet,
auch mit fluͤſſigem bleizucker, oder darmit vermi-
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ſend menſchen ums leben, oder doch um ire ge-

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[712/0736] II buch, XXXIII haubtſtuͤck, wein augenblicklich verſuͤſſet, und liblich machet, ein weiſſes puͤlverlein zum boden des faſſes ſtuͤrzet, und dem weine eine ſchoͤne farbe gibet, machet ihn auch trinkbar. Die urſache der wirkung der glaͤt- te im weine iſt diſe: das ſuͤſſe des 🜍 ſaturni in der glaͤtte nimmt die ſaͤure des weines an ſich; die metalliſchen teilchen ſtuͤrzet ſie zu boden des faſ- ſes. Sobald aber das 🜍 des opermentes, wel- ches an ſich ſehr ſubtil, und vom alcali des unge- loͤſcheten kalkes noch mehr erhoͤhet, und ausgewi- ckelt iſt, zum verfaͤlſcheten weine koͤmmt; ſo ver- einiget es ſich wegen der verwandſchaft mit dem 🜍e metallico ſaturnino der glaͤtte; und da in diſer noch eine verborgene ſaͤure liget; hingegen in der opermentiſchen aufloͤſung ein fluͤchtiges alcali vor- handen; ſo bringen diſe beide mit den zwenen 🜍 vereiniget, entweder eine rote, oder ſchwarzrote, oder ſchwarze ſarbe herfuͤr, und ſtuͤrzen die irdi- ſchen und bleiteile auf den grund. § 1473 Des blei-zuckers (ſalis, oder ſacchari ſaturni) bedinen ſich die weinverfaͤlſcher ebenfalls. Er be- ſtehet: aus der concentrirten ſaͤure des eſſigs, da naͤmlich das vorher im eſſig zugleich mit vorhanden geweſene waſſer davon iſt, und in ſotaner ſaͤure einige ſubtile teile vom ganzen koͤrperlichen blei auf- geloͤſet, und mit eingemiſchet ſind. Die art, wie ſolcher bereitet wird, lehret der Neumann am a. o. ſ. 201. Es iſt aber deſſen innerlicher gebrauch eben ſo ſchaͤdlich, als der ſilberglaͤtte, und fuͤret er ein beiſpil an, wie ein weinhaͤndler die ſauren, und verdorbenen weine mit ſilberglaͤtte ſuͤſſe gemachet, auch mit fluͤſſigem bleizucker, oder darmit vermi- ſcheten weine eine menge, und villeicht etliche tau- ſend menſchen ums leben, oder doch um ire ge- ſund-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/736>, abgerufen am 29.03.2024.