Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

II buch, XLI haubtstück,
Gottfr. Krause de eo, quod iustum est circa prae-
dia deserta,
Witt. 1724, von Leyser im specim.
443, med.
1, vol. VII, s. 48; allein dises will in
Teutschlande nicht angehen. Jn sachen Johan-
nes Beckers wider den Carl Ludewig Schenken,
zu Schweinsberg, wurde gesprochen: daß im zweif-
fel ein wüstes stück landes dem gerichts-lehn-oder
landesherrn gehöre. Jst dises in einer stadt-oder
dorf-gemarkung, worin kein edelmann erb- und
gerichtsherr ist, wird es zur stadt-oder dorfflure,
allmanden gezogen (§ 1649). Jn der Mark, Pom-
mern, im Mecklenburgischen bedeutet das wort:
kabel unter andern (§ 3391), bald einen wüsten
plaz, bald eine heide, teils eine waldung.

§ 1713
von den wan-
del- oder wech-
fel-wisen.

Die wisen sind mancherlei gattungen; dahin
gehören auch die sogenannte wandel oder wechsel-
wisen, welche bei erbschaftsteilungen, kaufen, pach-
ten, tauschen etc sürkommen (§ 4824 des 2ten th.),
Kärntische land-handfest 1610 fol., meine neue
kleine schriften, im 4ten stücke, abh. 2, s. 15 --
24, allwo man von den wandel-oder wechsel-wi-
sen, auch dem näherrechte deshalber, und den
gleichen abgiften ein rechtliches bedenken findet.
Jn den hisigen gegenden Ober-Hessens, Walde-
ckischen etc, gibet es vile fogenannte wandel-wisen;
wohlerwogen eine wise durchaus von gleicher güte
nicht allezeit ist; sondern etwa oben schlecht, un-
ten gut, u. s. w.; gleichwohl werden bei einer tei-
lung des geschwisters etc solche zerstückelt, und da-
mit die gleichheit ausrecht bleibe, belibet das ge-
schwister öfters die järliche wandelung, und sezet
solche auf unterschidliche art ins werk; der eine hat
dises jar das stück, der andere das künftige jar
das andere etc. Sotane wechsel unterstüzen bald

die

II buch, XLI haubtſtuͤck,
Gottfr. Krauſe de eo, quod iuſtum eſt circa prae-
dia deſerta,
Witt. 1724, von Leyſer im ſpecim.
443, med.
1, vol. VII, ſ. 48; allein diſes will in
Teutſchlande nicht angehen. Jn ſachen Johan-
nes Beckers wider den Carl Ludewig Schenken,
zu Schweinsberg, wurde geſprochen: daß im zweif-
fel ein wuͤſtes ſtuͤck landes dem gerichts-lehn-oder
landesherrn gehoͤre. Jſt diſes in einer ſtadt-oder
dorf-gemarkung, worin kein edelmann erb- und
gerichtsherr iſt, wird es zur ſtadt-oder dorfflure,
allmanden gezogen (§ 1649). Jn der Mark, Pom-
mern, im Mecklenburgiſchen bedeutet das wort:
kabel unter andern (§ 3391), bald einen wuͤſten
plaz, bald eine heide, teils eine waldung.

§ 1713
von den wan-
del- oder wech-
fel-wiſen.

Die wiſen ſind mancherlei gattungen; dahin
gehoͤren auch die ſogenannte wandel oder wechſel-
wiſen, welche bei erbſchaftsteilungen, kaufen, pach-
ten, tauſchen ꝛc ſuͤrkommen (§ 4824 des 2ten th.),
Kaͤrntiſche land-handfeſt 1610 fol., meine neue
kleine ſchriften, im 4ten ſtuͤcke, abh. 2, ſ. 15 —
24, allwo man von den wandel-oder wechſel-wi-
ſen, auch dem naͤherrechte deshalber, und den
gleichen abgiften ein rechtliches bedenken findet.
Jn den hiſigen gegenden Ober-Heſſens, Walde-
ckiſchen ꝛc, gibet es vile fogenannte wandel-wiſen;
wohlerwogen eine wiſe durchaus von gleicher guͤte
nicht allezeit iſt; ſondern etwa oben ſchlecht, un-
ten gut, u. ſ. w.; gleichwohl werden bei einer tei-
lung des geſchwiſters ꝛc ſolche zerſtuͤckelt, und da-
mit die gleichheit auſrecht bleibe, belibet das ge-
ſchwiſter oͤfters die jaͤrliche wandelung, und ſezet
ſolche auf unterſchidliche art ins werk; der eine hat
diſes jar das ſtuͤck, der andere das kuͤnftige jar
das andere ꝛc. Sotane wechſel unterſtuͤzen bald

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0766" n="742"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> buch, <hi rendition="#aq">XLI</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Gottfr. Krau&#x017F;e</hi><hi rendition="#aq">de eo, quod iu&#x017F;tum e&#x017F;t circa prae-<lb/>
dia de&#x017F;erta,</hi> Witt. 1724, <hi rendition="#fr">von Ley&#x017F;er</hi> im <hi rendition="#aq">&#x017F;pecim.<lb/>
443, med.</hi> 1, vol. <hi rendition="#aq">VII,</hi> &#x017F;. 48; allein di&#x017F;es will in<lb/>
Teut&#x017F;chlande nicht angehen. Jn &#x017F;achen Johan-<lb/>
nes Beckers wider den Carl Ludewig Schenken,<lb/>
zu Schweinsberg, wurde ge&#x017F;prochen: daß im zweif-<lb/>
fel ein wu&#x0364;&#x017F;tes &#x017F;tu&#x0364;ck landes dem gerichts-lehn-oder<lb/>
landesherrn geho&#x0364;re. J&#x017F;t di&#x017F;es in einer &#x017F;tadt-oder<lb/>
dorf-gemarkung, worin kein edelmann erb- und<lb/>
gerichtsherr i&#x017F;t, wird es zur &#x017F;tadt-oder dorfflure,<lb/>
allmanden gezogen (§ 1649). Jn der Mark, Pom-<lb/>
mern, im Mecklenburgi&#x017F;chen bedeutet das wort:<lb/><hi rendition="#fr">kabel</hi> unter andern (§ 3391), bald einen wu&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
plaz, bald eine heide, teils eine waldung.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 1713</head><lb/>
          <note place="left">von den wan-<lb/>
del- oder wech-<lb/>
fel-wi&#x017F;en.</note>
          <p>Die wi&#x017F;en &#x017F;ind mancherlei gattungen; dahin<lb/>
geho&#x0364;ren auch die &#x017F;ogenannte wandel oder wech&#x017F;el-<lb/>
wi&#x017F;en, welche bei erb&#x017F;chaftsteilungen, kaufen, pach-<lb/>
ten, tau&#x017F;chen &#xA75B;c &#x017F;u&#x0364;rkommen (§ 4824 des 2ten th.),<lb/>
Ka&#x0364;rnti&#x017F;che land-handfe&#x017F;t 1610 fol., meine neue<lb/>
kleine &#x017F;chriften, im 4ten &#x017F;tu&#x0364;cke, abh. 2, &#x017F;. 15 &#x2014;<lb/>
24, allwo man von den wandel-oder wech&#x017F;el-wi-<lb/>
&#x017F;en, auch dem na&#x0364;herrechte deshalber, und den<lb/>
gleichen abgiften ein rechtliches bedenken findet.<lb/>
Jn den hi&#x017F;igen gegenden Ober-He&#x017F;&#x017F;ens, Walde-<lb/>
cki&#x017F;chen &#xA75B;c, gibet es vile fogenannte wandel-wi&#x017F;en;<lb/>
wohlerwogen eine wi&#x017F;e durchaus von gleicher gu&#x0364;te<lb/>
nicht allezeit i&#x017F;t; &#x017F;ondern etwa oben &#x017F;chlecht, un-<lb/>
ten gut, u. &#x017F;. w.; gleichwohl werden bei einer tei-<lb/>
lung des ge&#x017F;chwi&#x017F;ters &#xA75B;c &#x017F;olche zer&#x017F;tu&#x0364;ckelt, und da-<lb/>
mit die gleichheit au&#x017F;recht bleibe, belibet das ge-<lb/>
&#x017F;chwi&#x017F;ter o&#x0364;fters die ja&#x0364;rliche wandelung, und &#x017F;ezet<lb/>
&#x017F;olche auf unter&#x017F;chidliche art ins werk; der eine hat<lb/>
di&#x017F;es jar das &#x017F;tu&#x0364;ck, der andere das ku&#x0364;nftige jar<lb/>
das andere &#xA75B;c. Sotane wech&#x017F;el unter&#x017F;tu&#x0364;zen bald<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[742/0766] II buch, XLI haubtſtuͤck, Gottfr. Krauſe de eo, quod iuſtum eſt circa prae- dia deſerta, Witt. 1724, von Leyſer im ſpecim. 443, med. 1, vol. VII, ſ. 48; allein diſes will in Teutſchlande nicht angehen. Jn ſachen Johan- nes Beckers wider den Carl Ludewig Schenken, zu Schweinsberg, wurde geſprochen: daß im zweif- fel ein wuͤſtes ſtuͤck landes dem gerichts-lehn-oder landesherrn gehoͤre. Jſt diſes in einer ſtadt-oder dorf-gemarkung, worin kein edelmann erb- und gerichtsherr iſt, wird es zur ſtadt-oder dorfflure, allmanden gezogen (§ 1649). Jn der Mark, Pom- mern, im Mecklenburgiſchen bedeutet das wort: kabel unter andern (§ 3391), bald einen wuͤſten plaz, bald eine heide, teils eine waldung. § 1713 Die wiſen ſind mancherlei gattungen; dahin gehoͤren auch die ſogenannte wandel oder wechſel- wiſen, welche bei erbſchaftsteilungen, kaufen, pach- ten, tauſchen ꝛc ſuͤrkommen (§ 4824 des 2ten th.), Kaͤrntiſche land-handfeſt 1610 fol., meine neue kleine ſchriften, im 4ten ſtuͤcke, abh. 2, ſ. 15 — 24, allwo man von den wandel-oder wechſel-wi- ſen, auch dem naͤherrechte deshalber, und den gleichen abgiften ein rechtliches bedenken findet. Jn den hiſigen gegenden Ober-Heſſens, Walde- ckiſchen ꝛc, gibet es vile fogenannte wandel-wiſen; wohlerwogen eine wiſe durchaus von gleicher guͤte nicht allezeit iſt; ſondern etwa oben ſchlecht, un- ten gut, u. ſ. w.; gleichwohl werden bei einer tei- lung des geſchwiſters ꝛc ſolche zerſtuͤckelt, und da- mit die gleichheit auſrecht bleibe, belibet das ge- ſchwiſter oͤfters die jaͤrliche wandelung, und ſezet ſolche auf unterſchidliche art ins werk; der eine hat diſes jar das ſtuͤck, der andere das kuͤnftige jar das andere ꝛc. Sotane wechſel unterſtuͤzen bald die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/766
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/766>, abgerufen am 19.04.2024.