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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II b., XLVI h. von dem eigentume,
einige wänen wollen. Das strandrecht, und die
grundruhr sind eigentlich nicht einerlei. Das ufer,
oder gestade gibet zu mancherlei gerechtsamen an-
laß, Silv. Jac. Dankelmann de iure riparum,
Heidelb. 1671, 4t.

Von der specification.
§ 1852

Die römische lehre hat der Teutsche nicht; son-
dern er gehet hirin schlechtweg nach der billigkeit.
Wenn allso die sonderung geschehen kan, ist sie
aufzulegen; kan aber selbige nicht erfolgen; so
muß ein anderes geschaffet, oder die materi beza-
let werden.

Vom bauen auf fremden grunde.
§ 1853

Wenn einer auf des andern plaz bauet, so
sihet man: ob der herr des plazes selbigen entra-
ten kan, oder nicht? Jst das erste, so wird er an-
geschlagen, oder geschäzet, und der überbauende
muß ihn bezalen; ist aber das lezte; so muß der
überbauende wider abbrechen, welches auf das
gutdünken des richters ankömmt. Das abbre-
chen ging ehedem wohl leicht an, da die Teutsche
ire hütten auf 4 pfäle, oder säulen sezeten, und
sie mit stroh, erde, oder schilff etc bedecketen. Jn
den alten zeiten war es allso etwas seltenes, ein
steinernes haus (kenmate) in Teutschlande zu ha-
ben. Will aber der eigentümer des grundes den
bau behalten, welchen ich auf seinen boden gesezet
habe, muß er mich bezalen, wie die schäzung aus-
gefallen ist. Bei den römischen leihen, und den
lehnen in Sachsen hat das römische recht plaz; da-
hingegen stehet dasselbe bei den teutschen lehnen,

und

II b., XLVI h. von dem eigentume,
einige waͤnen wollen. Das ſtrandrecht, und die
grundruhr ſind eigentlich nicht einerlei. Das ufer,
oder geſtade gibet zu mancherlei gerechtſamen an-
laß, Silv. Jac. Dankelmann de iure riparum,
Heidelb. 1671, 4t.

Von der ſpecification.
§ 1852

Die roͤmiſche lehre hat der Teutſche nicht; ſon-
dern er gehet hirin ſchlechtweg nach der billigkeit.
Wenn allſo die ſonderung geſchehen kan, iſt ſie
aufzulegen; kan aber ſelbige nicht erfolgen; ſo
muß ein anderes geſchaffet, oder die materi beza-
let werden.

Vom bauen auf fremden grunde.
§ 1853

Wenn einer auf des andern plaz bauet, ſo
ſihet man: ob der herr des plazes ſelbigen entra-
ten kan, oder nicht? Jſt das erſte, ſo wird er an-
geſchlagen, oder geſchaͤzet, und der uͤberbauende
muß ihn bezalen; iſt aber das lezte; ſo muß der
uͤberbauende wider abbrechen, welches auf das
gutduͤnken des richters ankoͤmmt. Das abbre-
chen ging ehedem wohl leicht an, da die Teutſche
ire huͤtten auf 4 pfaͤle, oder ſaͤulen ſezeten, und
ſie mit ſtroh, erde, oder ſchilff ꝛc bedecketen. Jn
den alten zeiten war es allſo etwas ſeltenes, ein
ſteinernes haus (kenmate) in Teutſchlande zu ha-
ben. Will aber der eigentuͤmer des grundes den
bau behalten, welchen ich auf ſeinen boden geſezet
habe, muß er mich bezalen, wie die ſchaͤzung aus-
gefallen iſt. Bei den roͤmiſchen leihen, und den
lehnen in Sachſen hat das roͤmiſche recht plaz; da-
hingegen ſtehet daſſelbe bei den teutſchen lehnen,

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[802/0826] II b., XLVI h. von dem eigentume, einige waͤnen wollen. Das ſtrandrecht, und die grundruhr ſind eigentlich nicht einerlei. Das ufer, oder geſtade gibet zu mancherlei gerechtſamen an- laß, Silv. Jac. Dankelmann de iure riparum, Heidelb. 1671, 4t. Von der ſpecification. § 1852 Die roͤmiſche lehre hat der Teutſche nicht; ſon- dern er gehet hirin ſchlechtweg nach der billigkeit. Wenn allſo die ſonderung geſchehen kan, iſt ſie aufzulegen; kan aber ſelbige nicht erfolgen; ſo muß ein anderes geſchaffet, oder die materi beza- let werden. Vom bauen auf fremden grunde. § 1853 Wenn einer auf des andern plaz bauet, ſo ſihet man: ob der herr des plazes ſelbigen entra- ten kan, oder nicht? Jſt das erſte, ſo wird er an- geſchlagen, oder geſchaͤzet, und der uͤberbauende muß ihn bezalen; iſt aber das lezte; ſo muß der uͤberbauende wider abbrechen, welches auf das gutduͤnken des richters ankoͤmmt. Das abbre- chen ging ehedem wohl leicht an, da die Teutſche ire huͤtten auf 4 pfaͤle, oder ſaͤulen ſezeten, und ſie mit ſtroh, erde, oder ſchilff ꝛc bedecketen. Jn den alten zeiten war es allſo etwas ſeltenes, ein ſteinernes haus (kenmate) in Teutſchlande zu ha- ben. Will aber der eigentuͤmer des grundes den bau behalten, welchen ich auf ſeinen boden geſezet habe, muß er mich bezalen, wie die ſchaͤzung aus- gefallen iſt. Bei den roͤmiſchen leihen, und den lehnen in Sachſen hat das roͤmiſche recht plaz; da- hingegen ſtehet daſſelbe bei den teutſchen lehnen, und

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/826>, abgerufen am 29.03.2024.