Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

von den verjärungen.
wenn man dadurch sicher im besize seyn wollte,
nämlich, ob derjenige, welcher etwas veräusserte,
auch die gewalt, und das recht darzu hatte? Casp.
Klock
im cons. X n. 632 s. 254 T. I Denn was
nicht veräussert werden kan, mag auch nicht verjä-
ret werden; die güter sind entweder stammlehne,
oder stammlande, und stammgüter bei dem herrn-
stande, und adel, oder kirchengüter etc; jene können
wider den willen des lehnherrens nicht veräussert
werden, und wenn es dennoch one gehelung des
lehnherrns geschihet; stehet dem lehnherrn die ver-
järung nicht im wege, II F. 40, II F. 55, kaiserl.
wahlcapitulation art. X § 3, Mascov de iure feu-
dorum
Leipz. 1754, 8v, cap. VIIII § 14 fg. f. 163
fgg., noch den agnaten bei den one iren vorbewust
verkaufeten stammgütern (§ 2886 des 2ten th.),
Klock im cons. VI n. 158 fg. vol. II, Hommel am
a. o. s. 87 fg. § 13, und 427 fg. § 31, wie in sa-
chen der von Veltheim allhir erkannt worden ist.
Jn Curland, Mecklenburg etc kan ein leibeigener
seine freiheit, vermittels der verjärung, nicht erlan-
gen. Sonst aber kan ein leibeigener wohl, ver-
möge der verjärung, frei werden; die zeiten aber
hirzu sind sehr unterschiden, und beruhen bald auf
den erlangeten privilegien der städte (§ 203 § 393),
bald auf den landes- und stadtgesäzen.

§ 2874

Das teutsche recht gehet vom römischen rechtevon den abwei-
chungen des
teutschen rech-
tes vom römi-
schen rechte.

bei der verjärung in verschidenen stücken ab; in
betracht 1) die römische praescription nur einen be-
helf (exception) darreichet; der Teutschen verjärung
aber auch eine klage an hand gibet, und einen zum
herrn, auch eigentümer machet; nicht minder sie an
statt des titels dinet, Klock im cons 44 n. 63;
imgleichen ich den andern mit seiner angeblichen zu-

rückfo-

von den verjaͤrungen.
wenn man dadurch ſicher im beſize ſeyn wollte,
naͤmlich, ob derjenige, welcher etwas veraͤuſſerte,
auch die gewalt, und das recht darzu hatte? Caſp.
Klock
im conſ. X n. 632 ſ. 254 T. I Denn was
nicht veraͤuſſert werden kan, mag auch nicht verjaͤ-
ret werden; die guͤter ſind entweder ſtammlehne,
oder ſtammlande, und ſtammguͤter bei dem herrn-
ſtande, und adel, oder kirchenguͤter ꝛc; jene koͤnnen
wider den willen des lehnherrens nicht veraͤuſſert
werden, und wenn es dennoch one gehelung des
lehnherrns geſchihet; ſtehet dem lehnherrn die ver-
jaͤrung nicht im wege, II F. 40, II F. 55, kaiſerl.
wahlcapitulation art. X § 3, Maſcov de iure feu-
dorum
Leipz. 1754, 8v, cap. VIIII § 14 fg. f. 163
fgg., noch den agnaten bei den one iren vorbewuſt
verkaufeten ſtammguͤtern (§ 2886 des 2ten th.),
Klock im conſ. VI n. 158 fg. vol. II, Hommel am
a. o. ſ. 87 fg. § 13, und 427 fg. § 31, wie in ſa-
chen der von Veltheim allhir erkannt worden iſt.
Jn Curland, Mecklenburg ꝛc kan ein leibeigener
ſeine freiheit, vermittels der verjaͤrung, nicht erlan-
gen. Sonſt aber kan ein leibeigener wohl, ver-
moͤge der verjaͤrung, frei werden; die zeiten aber
hirzu ſind ſehr unterſchiden, und beruhen bald auf
den erlangeten privilegien der ſtaͤdte (§ 203 § 393),
bald auf den landes- und ſtadtgeſaͤzen.

§ 2874

Das teutſche recht gehet vom roͤmiſchen rechtevon den abwei-
chungen des
teutſchen rech-
tes vom roͤmi-
ſchen rechte.

bei der verjaͤrung in verſchidenen ſtuͤcken ab; in
betracht 1) die roͤmiſche praeſcription nur einen be-
helf (exception) darreichet; der Teutſchen verjaͤrung
aber auch eine klage an hand gibet, und einen zum
herrn, auch eigentuͤmer machet; nicht minder ſie an
ſtatt des titels dinet, Klock im conſ 44 n. 63;
imgleichen ich den andern mit ſeiner angeblichen zu-

ruͤckfo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1011" n="987"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den verja&#x0364;rungen.</hi></fw><lb/>
wenn man dadurch &#x017F;icher im be&#x017F;ize &#x017F;eyn wollte,<lb/>
na&#x0364;mlich, ob derjenige, welcher etwas vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erte,<lb/>
auch die gewalt, und das recht darzu hatte? <hi rendition="#fr">Ca&#x017F;p.<lb/>
Klock</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;. X</hi> n. 632 &#x017F;. 254 <hi rendition="#aq">T. I</hi> Denn was<lb/>
nicht vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert werden kan, mag auch nicht verja&#x0364;-<lb/>
ret werden; die gu&#x0364;ter &#x017F;ind entweder &#x017F;tammlehne,<lb/>
oder &#x017F;tammlande, und &#x017F;tammgu&#x0364;ter bei dem herrn-<lb/>
&#x017F;tande, und adel, oder kirchengu&#x0364;ter &#xA75B;c; jene ko&#x0364;nnen<lb/>
wider den willen des lehnherrens nicht vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
werden, und wenn es dennoch one gehelung des<lb/>
lehnherrns ge&#x017F;chihet; &#x017F;tehet dem lehnherrn die ver-<lb/>
ja&#x0364;rung nicht im wege, <hi rendition="#aq">II F. 40, II F.</hi> 55, kai&#x017F;erl.<lb/>
wahlcapitulation art. <hi rendition="#aq">X</hi> § 3, <hi rendition="#fr">Ma&#x017F;cov</hi> <hi rendition="#aq">de iure feu-<lb/>
dorum</hi> Leipz. 1754, 8v, cap. <hi rendition="#aq">VIIII</hi> § 14 fg. f. 163<lb/>
fgg., noch den agnaten bei den one iren vorbewu&#x017F;t<lb/>
verkaufeten &#x017F;tammgu&#x0364;tern (§ 2886 des 2ten th.),<lb/><hi rendition="#fr">Klock</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;. VI</hi> n. 158 fg. <hi rendition="#aq">vol. II,</hi> <hi rendition="#fr">Hommel</hi> am<lb/>
a. o. &#x017F;. 87 fg. § 13, und 427 fg. § 31, wie in &#x017F;a-<lb/>
chen der von Veltheim allhir erkannt worden i&#x017F;t.<lb/>
Jn Curland, Mecklenburg &#xA75B;c kan ein leibeigener<lb/>
&#x017F;eine freiheit, vermittels der verja&#x0364;rung, nicht erlan-<lb/>
gen. Son&#x017F;t aber kan ein leibeigener wohl, ver-<lb/>
mo&#x0364;ge der verja&#x0364;rung, frei werden; die zeiten aber<lb/>
hirzu &#x017F;ind &#x017F;ehr unter&#x017F;chiden, und beruhen bald auf<lb/>
den erlangeten privilegien der &#x017F;ta&#x0364;dte (§ 203 § 393),<lb/>
bald auf den landes- und &#x017F;tadtge&#x017F;a&#x0364;zen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 2874</head><lb/>
          <p>Das teut&#x017F;che recht gehet vom ro&#x0364;mi&#x017F;chen rechte<note place="right">von den abwei-<lb/>
chungen des<lb/>
teut&#x017F;chen rech-<lb/>
tes vom ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen rechte.</note><lb/>
bei der verja&#x0364;rung in ver&#x017F;chidenen &#x017F;tu&#x0364;cken ab; in<lb/>
betracht 1) die ro&#x0364;mi&#x017F;che prae&#x017F;cription nur einen be-<lb/>
helf (exception) darreichet; der Teut&#x017F;chen verja&#x0364;rung<lb/>
aber auch eine klage an hand gibet, und einen zum<lb/>
herrn, auch eigentu&#x0364;mer machet; nicht minder &#x017F;ie an<lb/>
&#x017F;tatt des titels dinet, <hi rendition="#fr">Klock</hi> im <hi rendition="#aq">con&#x017F;</hi> 44 n. 63;<lb/>
imgleichen ich den andern mit &#x017F;einer angeblichen zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;ckfo-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[987/1011] von den verjaͤrungen. wenn man dadurch ſicher im beſize ſeyn wollte, naͤmlich, ob derjenige, welcher etwas veraͤuſſerte, auch die gewalt, und das recht darzu hatte? Caſp. Klock im conſ. X n. 632 ſ. 254 T. I Denn was nicht veraͤuſſert werden kan, mag auch nicht verjaͤ- ret werden; die guͤter ſind entweder ſtammlehne, oder ſtammlande, und ſtammguͤter bei dem herrn- ſtande, und adel, oder kirchenguͤter ꝛc; jene koͤnnen wider den willen des lehnherrens nicht veraͤuſſert werden, und wenn es dennoch one gehelung des lehnherrns geſchihet; ſtehet dem lehnherrn die ver- jaͤrung nicht im wege, II F. 40, II F. 55, kaiſerl. wahlcapitulation art. X § 3, Maſcov de iure feu- dorum Leipz. 1754, 8v, cap. VIIII § 14 fg. f. 163 fgg., noch den agnaten bei den one iren vorbewuſt verkaufeten ſtammguͤtern (§ 2886 des 2ten th.), Klock im conſ. VI n. 158 fg. vol. II, Hommel am a. o. ſ. 87 fg. § 13, und 427 fg. § 31, wie in ſa- chen der von Veltheim allhir erkannt worden iſt. Jn Curland, Mecklenburg ꝛc kan ein leibeigener ſeine freiheit, vermittels der verjaͤrung, nicht erlan- gen. Sonſt aber kan ein leibeigener wohl, ver- moͤge der verjaͤrung, frei werden; die zeiten aber hirzu ſind ſehr unterſchiden, und beruhen bald auf den erlangeten privilegien der ſtaͤdte (§ 203 § 393), bald auf den landes- und ſtadtgeſaͤzen. § 2874 Das teutſche recht gehet vom roͤmiſchen rechte bei der verjaͤrung in verſchidenen ſtuͤcken ab; in betracht 1) die roͤmiſche praeſcription nur einen be- helf (exception) darreichet; der Teutſchen verjaͤrung aber auch eine klage an hand gibet, und einen zum herrn, auch eigentuͤmer machet; nicht minder ſie an ſtatt des titels dinet, Klock im conſ 44 n. 63; imgleichen ich den andern mit ſeiner angeblichen zu- ruͤckfo- von den abwei- chungen des teutſchen rech- tes vom roͤmi- ſchen rechte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1011
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1011>, abgerufen am 28.03.2024.