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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den testamenten.
sich bedachten, dahin zu gehen, und das irige un-
widerruflich wegzugeben. Das wort: testament,
hat allso mancherlei bedeutungen, 1) bei den Teut-
schen. Disem nach ist dasselbe 2) sovil, als ein
schenkungsbrif, hirnächst bedeutet b) testamentum
venditionis den kaufbrif, auch c) testimonium;
d) testari heisset sovil: als zeugen, zeugniß sagen;
e) testatio ist facultas disponendi episcopo concessa
in pios usus de quarta, vel nona parte bonorum.
Testator bedeutet auch einen intercessor, oder pa-
tron. Jvo ist der testator der juristen, dü Fresne
im gloss. mediae. latinit. II) Das testament unter
erlauchten personen, und zwar in rücksicht auf die
benennung. Nicht minder bedeutet das testament
sovil als ein bund. Weshalber das alte, und neue
testament der gnaden-bund, oder die heilsordnung
anzeiget. Jn den ripuarischen gesäzen begreifet
testament einen ieden contract; ausserdem wird
auch der segen des sterbenden dadurch angedeutet.
Jm engern sinne ist es eine justa declaratio volun-
tatis ad extremum vsque vitae halitum reuocabilis
de eo, quod quis post mortem suam de bonis suis
vult fieri,
und im engesten verstande wird es ge-
nommen: pro solemni ultima voluntate, wie es den
codicillen, oder andern leichtfeterlichen lezten wil-
len entgegen gesezet wird, von Neumann de he-
reditat. et successionibus principum.
Das testa-
ment ist nun entweder ernsthaft, oder scherzhaft, wie
der Graf Robert von Essex tat, welcher seine seele
Gott, sein herz der königin Elisabet, seine tapfer-
keit dem verzagten, und furchtsamen herzoge von
N., seinen rücken dem buckelichten Robert u. s. w.
vermachete. Man hat auch seltsame testamente.
Der Virgilius befal sein gedicht: die Aeneis mit
ihm zu verbrennen. Der Augustus untersagete
aber solches. Eduard Chamberlayne wollte ha-

ben:

von den teſtamenten.
ſich bedachten, dahin zu gehen, und das irige un-
widerruflich wegzugeben. Das wort: teſtament,
hat allſo mancherlei bedeutungen, 1) bei den Teut-
ſchen. Diſem nach iſt daſſelbe 2) ſovil, als ein
ſchenkungsbrif, hirnaͤchſt bedeutet b) teſtamentum
venditionis den kaufbrif, auch c) teſtimonium;
d) teſtari heiſſet ſovil: als zeugen, zeugniß ſagen;
e) teſtatio iſt facultas diſponendi epiſcopo conceſſa
in pios uſus de quarta, vel nona parte bonorum.
Teſtator bedeutet auch einen interceſſor, oder pa-
tron. Jvo iſt der teſtator der juriſten, duͤ Fresne
im glosſ. mediae. latinit. II) Das teſtament unter
erlauchten perſonen, und zwar in ruͤckſicht auf die
benennung. Nicht minder bedeutet das teſtament
ſovil als ein bund. Weshalber das alte, und neue
teſtament der gnaden-bund, oder die heilsordnung
anzeiget. Jn den ripuariſchen geſaͤzen begreifet
teſtament einen ieden contract; auſſerdem wird
auch der ſegen des ſterbenden dadurch angedeutet.
Jm engern ſinne iſt es eine juſta declaratio volun-
tatis ad extremum vſque vitae halitum reuocabilis
de eo, quod quis poſt mortem ſuam de bonis ſuis
vult fieri,
und im engeſten verſtande wird es ge-
nommen: pro ſolemni ultima voluntate, wie es den
codicillen, oder andern leichtfeterlichen lezten wil-
len entgegen geſezet wird, von Neumann de he-
reditat. et ſucceſſionibus principum.
Das teſta-
ment iſt nun entweder ernſthaft, oder ſcherzhaft, wie
der Graf Robert von Eſſex tat, welcher ſeine ſeele
Gott, ſein herz der koͤnigin Eliſabet, ſeine tapfer-
keit dem verzagten, und furchtſamen herzoge von
N., ſeinen ruͤcken dem buckelichten Robert u. ſ. w.
vermachete. Man hat auch ſeltſame teſtamente.
Der Virgilius befal ſein gedicht: die Aeneis mit
ihm zu verbrennen. Der Auguſtus unterſagete
aber ſolches. Eduard Chamberlayne wollte ha-

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[1005/1029] von den teſtamenten. ſich bedachten, dahin zu gehen, und das irige un- widerruflich wegzugeben. Das wort: teſtament, hat allſo mancherlei bedeutungen, 1) bei den Teut- ſchen. Diſem nach iſt daſſelbe 2) ſovil, als ein ſchenkungsbrif, hirnaͤchſt bedeutet b) teſtamentum venditionis den kaufbrif, auch c) teſtimonium; d) teſtari heiſſet ſovil: als zeugen, zeugniß ſagen; e) teſtatio iſt facultas diſponendi epiſcopo conceſſa in pios uſus de quarta, vel nona parte bonorum. Teſtator bedeutet auch einen interceſſor, oder pa- tron. Jvo iſt der teſtator der juriſten, duͤ Fresne im glosſ. mediae. latinit. II) Das teſtament unter erlauchten perſonen, und zwar in ruͤckſicht auf die benennung. Nicht minder bedeutet das teſtament ſovil als ein bund. Weshalber das alte, und neue teſtament der gnaden-bund, oder die heilsordnung anzeiget. Jn den ripuariſchen geſaͤzen begreifet teſtament einen ieden contract; auſſerdem wird auch der ſegen des ſterbenden dadurch angedeutet. Jm engern ſinne iſt es eine juſta declaratio volun- tatis ad extremum vſque vitae halitum reuocabilis de eo, quod quis poſt mortem ſuam de bonis ſuis vult fieri, und im engeſten verſtande wird es ge- nommen: pro ſolemni ultima voluntate, wie es den codicillen, oder andern leichtfeterlichen lezten wil- len entgegen geſezet wird, von Neumann de he- reditat. et ſucceſſionibus principum. Das teſta- ment iſt nun entweder ernſthaft, oder ſcherzhaft, wie der Graf Robert von Eſſex tat, welcher ſeine ſeele Gott, ſein herz der koͤnigin Eliſabet, ſeine tapfer- keit dem verzagten, und furchtſamen herzoge von N., ſeinen ruͤcken dem buckelichten Robert u. ſ. w. vermachete. Man hat auch ſeltſame teſtamente. Der Virgilius befal ſein gedicht: die Aeneis mit ihm zu verbrennen. Der Auguſtus unterſagete aber ſolches. Eduard Chamberlayne wollte ha- ben:

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1005. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1029>, abgerufen am 18.04.2024.