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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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VI h. vom zustande der Teutschen
adel in Teutschlande, Hannover 1754, 4t. s. 44.
s. 48, s. 98 (e) s. 102, s. 396, *, von Gudenus
im IIten th. des cod. diplom., s. 1085, weshalber
auch die soldaten ehedem knechte genennt worden
sind. Hiraus ist das knecht-gelt entsprossen,
Hert de apanag. § XXIII, Haltaus am a. o. sp.
1105, 1106. Die beambte wurden auch vormals
ambtsknechte genennet, wie die alte Hessische ver-
ordnungen ausweissen. Man hatte land- und
krigsknechte etc. Der leibeigenen, und gemiteten,
auch herrenlosen knechte, dahir nicht zu gedenken.
Die unverheiratete weibespersonen, welche nicht
geschwächet worden waren, hisen mägde, hernach
jungfern etc, Müllers statscabinet. Sie gingen
mit fligenden haaren, daher hatte man die weibes-
personen in capillis, et extra capillos. Bei ver-
schidenen teutschen völkern, besonders bei den Bur-
gundiern, wurde in ansehung der erbfolgen auf die
töchter, welche in casa, und in capillis waren, ge-
sehen. Dijenige, welche verheiratet waren, his-
sen beratene; hergegen die in capillis und in casa,
wurden unberatene töchter benennet, oder kinder,
welche noch in der were, wehre waren, welche den
abgesonderten, abgefundenen entgegen gesezet wer-
den, Dreyer in der sammlung vermischter abhan-
delungen Iter th. s. 93 -- 106. Hirzu kommen
noch: die erbtöchter, meine neue kleine schriften, im
1ten bande s. 678 s. 679, des Schannats samm-
lung alter documenten, th. 1, s. 161, Haltaus sp.
384, 385, unter erbtochter; imgleichen die erb-
jungfern. Jn der juristischen schreibart nennen
wir eine geschwächete ledige weibesperson eine dir-
ne, Wachter sp. 293. Sonst war es eine ge-
meine benennung der weibespersonen, Wachter
am a. o. Wenn sich eine lüderlich auffüret, heis-
set sie eine freche dirne in der gerichts-schreibart.

Ehe-

VI h. vom zuſtande der Teutſchen
adel in Teutſchlande, Hannover 1754, 4t. ſ. 44.
ſ. 48, ſ. 98 (e) ſ. 102, ſ. 396, *, von Gudenus
im IIten th. des cod. diplom., ſ. 1085, weshalber
auch die ſoldaten ehedem knechte genennt worden
ſind. Hiraus iſt das knecht-gelt entſproſſen,
Hert de apanag. § XXIII, Haltaus am a. o. ſp.
1105, 1106. Die beambte wurden auch vormals
ambtsknechte genennet, wie die alte Heſſiſche ver-
ordnungen ausweiſſen. Man hatte land- und
krigsknechte ꝛc. Der leibeigenen, und gemiteten,
auch herrenloſen knechte, dahir nicht zu gedenken.
Die unverheiratete weibesperſonen, welche nicht
geſchwaͤchet worden waren, hiſen maͤgde, hernach
jungfern ꝛc, Muͤllers ſtatscabinet. Sie gingen
mit fligenden haaren, daher hatte man die weibes-
perſonen in capillis, et extra capillos. Bei ver-
ſchidenen teutſchen voͤlkern, beſonders bei den Bur-
gundiern, wurde in anſehung der erbfolgen auf die
toͤchter, welche in caſa, und in capillis waren, ge-
ſehen. Dijenige, welche verheiratet waren, hiſ-
ſen beratene; hergegen die in capillis und in caſa,
wurden unberatene toͤchter benennet, oder kinder,
welche noch in der were, wehre waren, welche den
abgeſonderten, abgefundenen entgegen geſezet wer-
den, Dreyer in der ſammlung vermiſchter abhan-
delungen Iter th. ſ. 93 — 106. Hirzu kommen
noch: die erbtoͤchter, meine neue kleine ſchriften, im
1ten bande ſ. 678 ſ. 679, des Schannats ſamm-
lung alter documenten, th. 1, ſ. 161, Haltaus ſp.
384, 385, unter erbtochter; imgleichen die erb-
jungfern. Jn der juriſtiſchen ſchreibart nennen
wir eine geſchwaͤchete ledige weibesperſon eine dir-
ne, Wachter ſp. 293. Sonſt war es eine ge-
meine benennung der weibesperſonen, Wachter
am a. o. Wenn ſich eine luͤderlich auffuͤret, heiſ-
ſet ſie eine freche dirne in der gerichts-ſchreibart.

Ehe-
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[84/0108] VI h. vom zuſtande der Teutſchen adel in Teutſchlande, Hannover 1754, 4t. ſ. 44. ſ. 48, ſ. 98 (e) ſ. 102, ſ. 396, *, von Gudenus im IIten th. des cod. diplom., ſ. 1085, weshalber auch die ſoldaten ehedem knechte genennt worden ſind. Hiraus iſt das knecht-gelt entſproſſen, Hert de apanag. § XXIII, Haltaus am a. o. ſp. 1105, 1106. Die beambte wurden auch vormals ambtsknechte genennet, wie die alte Heſſiſche ver- ordnungen ausweiſſen. Man hatte land- und krigsknechte ꝛc. Der leibeigenen, und gemiteten, auch herrenloſen knechte, dahir nicht zu gedenken. Die unverheiratete weibesperſonen, welche nicht geſchwaͤchet worden waren, hiſen maͤgde, hernach jungfern ꝛc, Muͤllers ſtatscabinet. Sie gingen mit fligenden haaren, daher hatte man die weibes- perſonen in capillis, et extra capillos. Bei ver- ſchidenen teutſchen voͤlkern, beſonders bei den Bur- gundiern, wurde in anſehung der erbfolgen auf die toͤchter, welche in caſa, und in capillis waren, ge- ſehen. Dijenige, welche verheiratet waren, hiſ- ſen beratene; hergegen die in capillis und in caſa, wurden unberatene toͤchter benennet, oder kinder, welche noch in der were, wehre waren, welche den abgeſonderten, abgefundenen entgegen geſezet wer- den, Dreyer in der ſammlung vermiſchter abhan- delungen Iter th. ſ. 93 — 106. Hirzu kommen noch: die erbtoͤchter, meine neue kleine ſchriften, im 1ten bande ſ. 678 ſ. 679, des Schannats ſamm- lung alter documenten, th. 1, ſ. 161, Haltaus ſp. 384, 385, unter erbtochter; imgleichen die erb- jungfern. Jn der juriſtiſchen ſchreibart nennen wir eine geſchwaͤchete ledige weibesperſon eine dir- ne, Wachter ſp. 293. Sonſt war es eine ge- meine benennung der weibesperſonen, Wachter am a. o. Wenn ſich eine luͤderlich auffuͤret, heiſ- ſet ſie eine freche dirne in der gerichts-ſchreibart. Ehe-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/108>, abgerufen am 23.04.2024.