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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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II buch, LXXXV haubtstück,
stammtafel,
den beweis der
fourche de
tronc
nicht zu
füren.
ber von Oesterreiche. Hergegen ist Ferdinand I,
von dem die gabel des stammes herrürete. Sein
bruder Carl V, und er, machten eine zwissel, der
Franzos nennet sie fourche de tronc. Hessen hat
seine stammherren an Heinrichen dem kinde; land-
graf Philippsen I söne aber machen die gabel des
stammes, das ist, diser landgraf ist der nächste
stammherr. Will nun Cassel Darmstadt erben;
so muß es die zwissel des stammes (fourche de
tronc
) erweisen; und so hinwider Darmstadt ge-
gen Cassel, d. i. wer erben will, muß dartun, er
stamme auch vom nächsten stipite communi ab.

Unterscheid zwischen bluterbe, und
stammerbe.

Jnhalts des ostfränkischen, und westrichischen
rechtes, auch französischen, erbet man nicht aus
dem geblüte. Es ist nicht genug: ich bin ein bluts-
freund; sondern ich muß zeigen, daß ich von dem
gemeinen nächsten stammvater abstamme. Kurz:
ich, und der verstorbene müssen den nächsten gemei-
nen stammvater zugleich haben. Wer demnach
erben will, muß zeigen, daß er mit dem verstorbe-
nen, oder erblasser einen gemeinen, und nächsten
stammvater habe. Dises verstand man am Kur-
Pfälzischen hofe damals nicht, und daher war das
urteil wider den Rheingrafen den ostfränkischen
rechten, wie auch den westrichischen, und lothrin-
gischen, nicht gemäß. Patricks vorrede zu Kre-
mers diplomatischen beiträgen 1756 in 8v.

Salmischer und Rheingräflicher
erbfolge-streit.

Die Wild- und Rheingrafen machen drei linien
aus, nämlich Salm, Creweiler, und Stein, so-
dann Daun. Daun ist ausgestorben. Salm

will

II buch, LXXXV haubtſtuͤck,
ſtammtafel,
den beweis der
fourche de
tronc
nicht zu
fuͤren.
ber von Oeſterreiche. Hergegen iſt Ferdinand I,
von dem die gabel des ſtammes herruͤrete. Sein
bruder Carl V, und er, machten eine zwiſſel, der
Franzos nennet ſie fourche de tronc. Heſſen hat
ſeine ſtammherren an Heinrichen dem kinde; land-
graf Philippſen I ſoͤne aber machen die gabel des
ſtammes, das iſt, diſer landgraf iſt der naͤchſte
ſtammherr. Will nun Caſſel Darmſtadt erben;
ſo muß es die zwiſſel des ſtammes (fourche de
tronc
) erweiſen; und ſo hinwider Darmſtadt ge-
gen Caſſel, d. i. wer erben will, muß dartun, er
ſtamme auch vom naͤchſten ſtipite communi ab.

Unterſcheid zwiſchen bluterbe, und
ſtammerbe.

Jnhalts des oſtfraͤnkiſchen, und weſtrichiſchen
rechtes, auch franzoͤſiſchen, erbet man nicht aus
dem gebluͤte. Es iſt nicht genug: ich bin ein bluts-
freund; ſondern ich muß zeigen, daß ich von dem
gemeinen naͤchſten ſtammvater abſtamme. Kurz:
ich, und der verſtorbene muͤſſen den naͤchſten gemei-
nen ſtammvater zugleich haben. Wer demnach
erben will, muß zeigen, daß er mit dem verſtorbe-
nen, oder erblaſſer einen gemeinen, und naͤchſten
ſtammvater habe. Diſes verſtand man am Kur-
Pfaͤlziſchen hofe damals nicht, und daher war das
urteil wider den Rheingrafen den oſtfraͤnkiſchen
rechten, wie auch den weſtrichiſchen, und lothrin-
giſchen, nicht gemaͤß. Patricks vorrede zu Kre-
mers diplomatiſchen beitraͤgen 1756 in 8v.

Salmiſcher und Rheingraͤflicher
erbfolge-ſtreit.

Die Wild- und Rheingrafen machen drei linien
aus, naͤmlich Salm, Creweiler, und Stein, ſo-
dann Daun. Daun iſt ausgeſtorben. Salm

will
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[1108/1132] II buch, LXXXV haubtſtuͤck, ber von Oeſterreiche. Hergegen iſt Ferdinand I, von dem die gabel des ſtammes herruͤrete. Sein bruder Carl V, und er, machten eine zwiſſel, der Franzos nennet ſie fourche de tronc. Heſſen hat ſeine ſtammherren an Heinrichen dem kinde; land- graf Philippſen I ſoͤne aber machen die gabel des ſtammes, das iſt, diſer landgraf iſt der naͤchſte ſtammherr. Will nun Caſſel Darmſtadt erben; ſo muß es die zwiſſel des ſtammes (fourche de tronc) erweiſen; und ſo hinwider Darmſtadt ge- gen Caſſel, d. i. wer erben will, muß dartun, er ſtamme auch vom naͤchſten ſtipite communi ab. ſtammtafel, den beweis der fourche de tronc nicht zu fuͤren. Unterſcheid zwiſchen bluterbe, und ſtammerbe. Jnhalts des oſtfraͤnkiſchen, und weſtrichiſchen rechtes, auch franzoͤſiſchen, erbet man nicht aus dem gebluͤte. Es iſt nicht genug: ich bin ein bluts- freund; ſondern ich muß zeigen, daß ich von dem gemeinen naͤchſten ſtammvater abſtamme. Kurz: ich, und der verſtorbene muͤſſen den naͤchſten gemei- nen ſtammvater zugleich haben. Wer demnach erben will, muß zeigen, daß er mit dem verſtorbe- nen, oder erblaſſer einen gemeinen, und naͤchſten ſtammvater habe. Diſes verſtand man am Kur- Pfaͤlziſchen hofe damals nicht, und daher war das urteil wider den Rheingrafen den oſtfraͤnkiſchen rechten, wie auch den weſtrichiſchen, und lothrin- giſchen, nicht gemaͤß. Patricks vorrede zu Kre- mers diplomatiſchen beitraͤgen 1756 in 8v. Salmiſcher und Rheingraͤflicher erbfolge-ſtreit. Die Wild- und Rheingrafen machen drei linien aus, naͤmlich Salm, Creweiler, und Stein, ſo- dann Daun. Daun iſt ausgeſtorben. Salm will

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1132>, abgerufen am 24.04.2024.