Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
III buch, XX haubtstück,
§ 3570
Heutige spile.

1) Minchiate, 2) du reversis, 3) das taroc,
4) das Whist. Solche beschreibet das natür-
liche zauberbuch, s. 19 fgg. th. I s. 160, 8v.

§ 3577
die lustbarkeit
des hofes.

Wir heissen zwar christen: wir amen aber den-
noch den Römern, als heiden, mit iren göttern
nach, wie die beschreibung des Bachusfestes von
1714 mit mererem veroffenbaret. Jch will nicht die
regeln des Abbe de la Trappe einfüren; ich hasse
aber die lüste eines Sardanapales. Die tätige
sittenlehre ist ein gescheides schauspil, dergleichen
wir vom Molliere, Gerardi im Theatre Italien, und
in den zusammengedruckten schauspilen des Gott-
scheds
haben. Jch bin kein Cato, ich schlage die
mittelstrasse ein. Jch seze voraus: die soldaten-lust.
Der herzog Ernst August zu Sachsen-Weimar
sagte zu mir: Mein vätter Wilhelm Ernst hilte
kaum eine, oder zwo compagnien; ich aber habe
regimenter zu pferd, und zu fusse. Zum scherze,
und zur lust sind sie zu teuer, und zum ernste zu
schwach. Friderich Wilhelm, könig in Preussen,
speisete bei einem grafen, welcher sehr auftischete.
Er sprach: Herr graf, das kan er besser, als ich,
denn ich muß täglich ein paarmal 100,000 men-
schen sättigen, das braucht er nicht.

§ 3578
erten der hof-
lustbarkeiten.

1) Die bauern wirtschaften, und hochzeiten.
Jm jar 1698 gab solche der Kaiser Leopold dem
Czaar Peter I, 300 standespersonen waren zuge-
gen. Der herzog zu Gotha gab in Altenburg eine
bauern-wirtschaft von 25 paaren, welche altenbur-
gisch gekleidet gingen, eine ganz besondere tracht in
Teutschlande. 2) Carneval. Der graf Ochsen-

stiern
III buch, XX haubtſtuͤck,
§ 3570
Heutige ſpile.

1) Minchiate, 2) du reverſis, 3) das taroc,
4) das Whiſt. Solche beſchreibet das natuͤr-
liche zauberbuch, ſ. 19 fgg. th. I ſ. 160, 8v.

§ 3577
die luſtbarkeit
des hofes.

Wir heiſſen zwar chriſten: wir amen aber den-
noch den Roͤmern, als heiden, mit iren goͤttern
nach, wie die beſchreibung des Bachusfeſtes von
1714 mit mererem veroffenbaret. Jch will nicht die
regeln des Abbé de la Trappe einfuͤren; ich haſſe
aber die luͤſte eines Sardanapales. Die taͤtige
ſittenlehre iſt ein geſcheides ſchauſpil, dergleichen
wir vom Molliere, Gerardi im Theatre Italien, und
in den zuſammengedruckten ſchauſpilen des Gott-
ſcheds
haben. Jch bin kein Cato, ich ſchlage die
mittelſtraſſe ein. Jch ſeze voraus: die ſoldaten-luſt.
Der herzog Ernſt Auguſt zu Sachſen-Weimar
ſagte zu mir: Mein vaͤtter Wilhelm Ernſt hilte
kaum eine, oder zwo compagnien; ich aber habe
regimenter zu pferd, und zu fuſſe. Zum ſcherze,
und zur luſt ſind ſie zu teuer, und zum ernſte zu
ſchwach. Friderich Wilhelm, koͤnig in Preuſſen,
ſpeiſete bei einem grafen, welcher ſehr auftiſchete.
Er ſprach: Herr graf, das kan er beſſer, als ich,
denn ich muß taͤglich ein paarmal 100,000 men-
ſchen ſaͤttigen, das braucht er nicht.

§ 3578
erten der hof-
luſtbarkeiten.

1) Die bauern wirtſchaften, und hochzeiten.
Jm jar 1698 gab ſolche der Kaiſer Leopold dem
Czaar Peter I, 300 ſtandesperſonen waren zuge-
gen. Der herzog zu Gotha gab in Altenburg eine
bauern-wirtſchaft von 25 paaren, welche altenbur-
giſch gekleidet gingen, eine ganz beſondere tracht in
Teutſchlande. 2) Carneval. Der graf Ochſen-

ſtiern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1232" n="1208"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">XX</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3570</head><lb/>
          <note place="left">Heutige &#x017F;pile.</note>
          <p>1) Minchiate, 2) du rever&#x017F;is, 3) das taroc,<lb/>
4) das Whi&#x017F;t. Solche be&#x017F;chreibet das natu&#x0364;r-<lb/>
liche zauberbuch, &#x017F;. 19 fgg. th. <hi rendition="#aq">I</hi> &#x017F;. 160, 8v.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3577</head><lb/>
          <note place="left">die lu&#x017F;tbarkeit<lb/>
des hofes.</note>
          <p>Wir hei&#x017F;&#x017F;en zwar chri&#x017F;ten: wir amen aber den-<lb/>
noch den Ro&#x0364;mern, als heiden, mit iren go&#x0364;ttern<lb/>
nach, wie die be&#x017F;chreibung des Bachusfe&#x017F;tes von<lb/>
1714 mit mererem veroffenbaret. Jch will nicht die<lb/>
regeln des <hi rendition="#aq">Abbé de la Trappe</hi> einfu&#x0364;ren; ich ha&#x017F;&#x017F;e<lb/>
aber die lu&#x0364;&#x017F;te eines Sardanapales. Die ta&#x0364;tige<lb/>
&#x017F;ittenlehre i&#x017F;t ein ge&#x017F;cheides &#x017F;chau&#x017F;pil, dergleichen<lb/>
wir vom <hi rendition="#aq">Molliere, Gerardi</hi> im <hi rendition="#aq">Theatre Italien,</hi> und<lb/>
in den zu&#x017F;ammengedruckten &#x017F;chau&#x017F;pilen des <hi rendition="#fr">Gott-<lb/>
&#x017F;cheds</hi> haben. Jch bin kein Cato, ich &#x017F;chlage die<lb/>
mittel&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e ein. Jch &#x017F;eze voraus: die &#x017F;oldaten-lu&#x017F;t.<lb/>
Der herzog Ern&#x017F;t Augu&#x017F;t zu Sach&#x017F;en-Weimar<lb/>
&#x017F;agte zu mir: Mein va&#x0364;tter Wilhelm Ern&#x017F;t hilte<lb/>
kaum eine, oder zwo compagnien; ich aber habe<lb/>
regimenter zu pferd, und zu fu&#x017F;&#x017F;e. Zum &#x017F;cherze,<lb/>
und zur lu&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;ie zu teuer, und zum ern&#x017F;te zu<lb/>
&#x017F;chwach. Friderich Wilhelm, ko&#x0364;nig in Preu&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;ete bei einem grafen, welcher &#x017F;ehr aufti&#x017F;chete.<lb/>
Er &#x017F;prach: Herr graf, das kan er be&#x017F;&#x017F;er, als ich,<lb/>
denn ich muß ta&#x0364;glich ein paarmal 100,000 men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;a&#x0364;ttigen, das braucht er nicht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 3578</head><lb/>
          <note place="left">erten der hof-<lb/>
lu&#x017F;tbarkeiten.</note>
          <p>1) <hi rendition="#fr">Die bauern wirt&#x017F;chaften, und hochzeiten.</hi><lb/>
Jm jar 1698 gab &#x017F;olche der Kai&#x017F;er Leopold dem<lb/>
Czaar Peter <hi rendition="#aq">I,</hi> 300 &#x017F;tandesper&#x017F;onen waren zuge-<lb/>
gen. Der herzog zu Gotha gab in Altenburg eine<lb/>
bauern-wirt&#x017F;chaft von 25 paaren, welche altenbur-<lb/>
gi&#x017F;ch gekleidet gingen, eine ganz be&#x017F;ondere tracht in<lb/>
Teut&#x017F;chlande. 2) <hi rendition="#fr">Carneval.</hi> Der graf Och&#x017F;en-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tiern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1208/1232] III buch, XX haubtſtuͤck, § 3570 1) Minchiate, 2) du reverſis, 3) das taroc, 4) das Whiſt. Solche beſchreibet das natuͤr- liche zauberbuch, ſ. 19 fgg. th. I ſ. 160, 8v. § 3577 Wir heiſſen zwar chriſten: wir amen aber den- noch den Roͤmern, als heiden, mit iren goͤttern nach, wie die beſchreibung des Bachusfeſtes von 1714 mit mererem veroffenbaret. Jch will nicht die regeln des Abbé de la Trappe einfuͤren; ich haſſe aber die luͤſte eines Sardanapales. Die taͤtige ſittenlehre iſt ein geſcheides ſchauſpil, dergleichen wir vom Molliere, Gerardi im Theatre Italien, und in den zuſammengedruckten ſchauſpilen des Gott- ſcheds haben. Jch bin kein Cato, ich ſchlage die mittelſtraſſe ein. Jch ſeze voraus: die ſoldaten-luſt. Der herzog Ernſt Auguſt zu Sachſen-Weimar ſagte zu mir: Mein vaͤtter Wilhelm Ernſt hilte kaum eine, oder zwo compagnien; ich aber habe regimenter zu pferd, und zu fuſſe. Zum ſcherze, und zur luſt ſind ſie zu teuer, und zum ernſte zu ſchwach. Friderich Wilhelm, koͤnig in Preuſſen, ſpeiſete bei einem grafen, welcher ſehr auftiſchete. Er ſprach: Herr graf, das kan er beſſer, als ich, denn ich muß taͤglich ein paarmal 100,000 men- ſchen ſaͤttigen, das braucht er nicht. § 3578 1) Die bauern wirtſchaften, und hochzeiten. Jm jar 1698 gab ſolche der Kaiſer Leopold dem Czaar Peter I, 300 ſtandesperſonen waren zuge- gen. Der herzog zu Gotha gab in Altenburg eine bauern-wirtſchaft von 25 paaren, welche altenbur- giſch gekleidet gingen, eine ganz beſondere tracht in Teutſchlande. 2) Carneval. Der graf Ochſen- ſtiern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1232
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1232>, abgerufen am 28.03.2024.