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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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III buch, XX haubtstück,
scheerenschleifer; wiwohl nicht in disem spile; son-
dern bei einer andern lustbarkeit, besage des von
Canitz in seinen gedichten. 10) Das Kopfren-
nen.
Man stecket türkenköpfe auf, wornach mit
der lanze, mit dem pfeile, mit der pistole, und zulezt
mit dem tegen gerennet wird. 11) Lustlager.
Das kostbarste hilt 1730 der könig in Polen, Au-
gust II. Es wärete vom 30sten may, bis den 28
junius. Der könig in Preussen, und der damalige
kronprinz waren zugegen. Sihe die beschreibung
davon, in 4t, mit kupfern. 12) Masqueraden,
13) das nachtrennen, 14) das nachtschissen
nach der scheibe;
15) die aufzüge, 16) die Ope-
ra.
Gottsched ist ein feind davon. Man nennet
sie singspile. Zum spotte hat er in seinen schauspi-
len ein frauenzimmer eingefüret, welches nicht re-
det; sondern singet. Die singspile sind seit hun-
dert jaren in Jtalien üblich gewesen. Kaiser Leo-
pold war ein grosser libhaber davon; imgleichen
Carl VI; disem kostete eine opera 50000 fl. Kai-
ser Leopold liß huomo d'oro spilen; dise oper kostete
150000 fl. Die besoldung der operisten kostete
Leopolden 43702 fl. Carl VI gab einer sängerin
des jares 4 bis 6000 fl. Die kammer-music ko-
stete ihm 20000 fl. Die beschreibung des opern-
hauses zu Berlin, eines der prächtigsten gebäude,
sihe in der lebensbeschreibung könig Friderichs II,
von Moser im IIten teile des hofrechtes s. 576 fg,
Der grundstein wurde 1741 geleget. 17) Re-
doute.
Es ist ein plaz, worinnen man wärend
der fasten vermummet zusammen kömmt, um zu
tanzen, zu spilen, und zu sündigen. 18) Die schä-
ferei.
Hirvon sind die pastoralen, eine art sing-
spile, zu unterscheiden. 19) Das scheibenschüs-
sen.
Der schüz muß ins wasser schüssen, und den-
noch die scheibe treffen. Kaiser Carl VI verwen-

dete

III buch, XX haubtſtuͤck,
ſcheerenſchleifer; wiwohl nicht in diſem ſpile; ſon-
dern bei einer andern luſtbarkeit, beſage des von
Canitz in ſeinen gedichten. 10) Das Kopfren-
nen.
Man ſtecket tuͤrkenkoͤpfe auf, wornach mit
der lanze, mit dem pfeile, mit der piſtole, und zulezt
mit dem tegen gerennet wird. 11) Luſtlager.
Das koſtbarſte hilt 1730 der koͤnig in Polen, Au-
guſt II. Es waͤrete vom 30ſten may, bis den 28
junius. Der koͤnig in Preuſſen, und der damalige
kronprinz waren zugegen. Sihe die beſchreibung
davon, in 4t, mit kupfern. 12) Maſqueraden,
13) das nachtrennen, 14) das nachtſchiſſen
nach der ſcheibe;
15) die aufzuͤge, 16) die Ope-
ra.
Gottſched iſt ein feind davon. Man nennet
ſie ſingſpile. Zum ſpotte hat er in ſeinen ſchauſpi-
len ein frauenzimmer eingefuͤret, welches nicht re-
det; ſondern ſinget. Die ſingſpile ſind ſeit hun-
dert jaren in Jtalien uͤblich geweſen. Kaiſer Leo-
pold war ein groſſer libhaber davon; imgleichen
Carl VI; diſem koſtete eine opera 50000 fl. Kai-
ſer Leopold liß huomo d’oro ſpilen; diſe oper koſtete
150000 fl. Die beſoldung der operiſten koſtete
Leopolden 43702 fl. Carl VI gab einer ſaͤngerin
des jares 4 bis 6000 fl. Die kammer-muſic ko-
ſtete ihm 20000 fl. Die beſchreibung des opern-
hauſes zu Berlin, eines der praͤchtigſten gebaͤude,
ſihe in der lebensbeſchreibung koͤnig Friderichs II,
von Moſer im IIten teile des hofrechtes ſ. 576 fg,
Der grundſtein wurde 1741 geleget. 17) Re-
doute.
Es iſt ein plaz, worinnen man waͤrend
der faſten vermummet zuſammen koͤmmt, um zu
tanzen, zu ſpilen, und zu ſuͤndigen. 18) Die ſchaͤ-
ferei.
Hirvon ſind die paſtoralen, eine art ſing-
ſpile, zu unterſcheiden. 19) Das ſcheibenſchuͤſ-
ſen.
Der ſchuͤz muß ins waſſer ſchuͤſſen, und den-
noch die ſcheibe treffen. Kaiſer Carl VI verwen-

dete
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[1210/1234] III buch, XX haubtſtuͤck, ſcheerenſchleifer; wiwohl nicht in diſem ſpile; ſon- dern bei einer andern luſtbarkeit, beſage des von Canitz in ſeinen gedichten. 10) Das Kopfren- nen. Man ſtecket tuͤrkenkoͤpfe auf, wornach mit der lanze, mit dem pfeile, mit der piſtole, und zulezt mit dem tegen gerennet wird. 11) Luſtlager. Das koſtbarſte hilt 1730 der koͤnig in Polen, Au- guſt II. Es waͤrete vom 30ſten may, bis den 28 junius. Der koͤnig in Preuſſen, und der damalige kronprinz waren zugegen. Sihe die beſchreibung davon, in 4t, mit kupfern. 12) Maſqueraden, 13) das nachtrennen, 14) das nachtſchiſſen nach der ſcheibe; 15) die aufzuͤge, 16) die Ope- ra. Gottſched iſt ein feind davon. Man nennet ſie ſingſpile. Zum ſpotte hat er in ſeinen ſchauſpi- len ein frauenzimmer eingefuͤret, welches nicht re- det; ſondern ſinget. Die ſingſpile ſind ſeit hun- dert jaren in Jtalien uͤblich geweſen. Kaiſer Leo- pold war ein groſſer libhaber davon; imgleichen Carl VI; diſem koſtete eine opera 50000 fl. Kai- ſer Leopold liß huomo d’oro ſpilen; diſe oper koſtete 150000 fl. Die beſoldung der operiſten koſtete Leopolden 43702 fl. Carl VI gab einer ſaͤngerin des jares 4 bis 6000 fl. Die kammer-muſic ko- ſtete ihm 20000 fl. Die beſchreibung des opern- hauſes zu Berlin, eines der praͤchtigſten gebaͤude, ſihe in der lebensbeſchreibung koͤnig Friderichs II, von Moſer im IIten teile des hofrechtes ſ. 576 fg, Der grundſtein wurde 1741 geleget. 17) Re- doute. Es iſt ein plaz, worinnen man waͤrend der faſten vermummet zuſammen koͤmmt, um zu tanzen, zu ſpilen, und zu ſuͤndigen. 18) Die ſchaͤ- ferei. Hirvon ſind die paſtoralen, eine art ſing- ſpile, zu unterſcheiden. 19) Das ſcheibenſchuͤſ- ſen. Der ſchuͤz muß ins waſſer ſchuͤſſen, und den- noch die ſcheibe treffen. Kaiſer Carl VI verwen- dete

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1234>, abgerufen am 23.04.2024.