Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
III buch, LVIII haubtstück,
§ 4234

Fürbiten bedeutet, unter andern, ius protimi-
seos,
den vorkauf.

§ 4235

Fürbitige güter. Dadurch verstehet man die
pachtgüter, welche der bauer zu lehn hat. An di-
sen hat der gutsherr das fürbiten, oder den vorkauf
(jus protimiseos). Sonst kömmt auch hirbei für:
die beschuddung, losung, das zugrecht, die teillo-
sung, zinßlosung etc.

§ 4236
vom vorkaufe
bei wochen-
märkten.

Erstlich kaufen die einwoner der stadt die eß-
waaren; 2) wenn deren zeit um ist, z. e. in Jena
um 9 uhr, alsdann haben den vorkauf die bäcker
am getraide. Um 11 uhr wird der wisch wegge-
tan: alsdann dürfen alle benachbarte bauern aus
dem holzlande getraide kaufen (§ 4234 § 4235 des
2ten th.). Jn Marburg sind die zeiten hirzu auch
bestimmet.

§ 4237
vom markt-
preisse.

Der marktpreiß bedeutet, was zu selbiger zeit
die sache gilt; was kauf und lauf ist, von Engel-
brecht
obs. XX s. 116 fg. Der marktpreiß ist ein
geringerer wehrt, als sonst die sachen verkaufet
werden. Es ist mir ein fall vorgekommen, da ei-
ner getraide verkaufet hatte, nach dem marktpreise
in Friedberg. Der käufer zalete nicht; der preiß
fil, und er wollte demnach, vermöge des izigen ge-
ringern preises, bezalen. Man verwiß ihn auf die
markischäzungsbrife selbiger zeit, als der kauf ge-
schlossen war. Die marktbrife werden gedrucket.

§ 4238
von der mark-
lossung.

Man muß mark, und markt nicht vermischen.
Die alte sageten: marca, marrha, marchia; ein di-

strict
III buch, LVIII haubtſtuͤck,
§ 4234

Fuͤrbiten bedeutet, unter andern, ius protimi-
ſeos,
den vorkauf.

§ 4235

Fuͤrbitige guͤter. Dadurch verſtehet man die
pachtguͤter, welche der bauer zu lehn hat. An di-
ſen hat der gutsherr das fuͤrbiten, oder den vorkauf
(jus protimiſeos). Sonſt koͤmmt auch hirbei fuͤr:
die beſchuddung, loſung, das zugrecht, die teillo-
ſung, zinßloſung ꝛc.

§ 4236
vom vorkaufe
bei wochen-
maͤrkten.

Erſtlich kaufen die einwoner der ſtadt die eß-
waaren; 2) wenn deren zeit um iſt, z. e. in Jena
um 9 uhr, alsdann haben den vorkauf die baͤcker
am getraide. Um 11 uhr wird der wiſch wegge-
tan: alsdann duͤrfen alle benachbarte bauern aus
dem holzlande getraide kaufen (§ 4234 § 4235 des
2ten th.). Jn Marburg ſind die zeiten hirzu auch
beſtimmet.

§ 4237
vom markt-
preiſſe.

Der marktpreiß bedeutet, was zu ſelbiger zeit
die ſache gilt; was kauf und lauf iſt, von Engel-
brecht
obſ. XX ſ. 116 fg. Der marktpreiß iſt ein
geringerer wehrt, als ſonſt die ſachen verkaufet
werden. Es iſt mir ein fall vorgekommen, da ei-
ner getraide verkaufet hatte, nach dem marktpreiſe
in Friedberg. Der kaͤufer zalete nicht; der preiß
fil, und er wollte demnach, vermoͤge des izigen ge-
ringern preiſes, bezalen. Man verwiß ihn auf die
markiſchaͤzungsbrife ſelbiger zeit, als der kauf ge-
ſchloſſen war. Die marktbrife werden gedrucket.

§ 4238
von der mark-
loſſung.

Man muß mark, und markt nicht vermiſchen.
Die alte ſageten: marca, marrha, marchia; ein di-

ſtrict
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f1300" n="1276"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi> buch, <hi rendition="#aq">LVIII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4234</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rbiten</hi> bedeutet, unter andern, <hi rendition="#aq">ius protimi-<lb/>
&#x017F;eos,</hi> den vorkauf.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4235</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rbitige gu&#x0364;ter.</hi> Dadurch ver&#x017F;tehet man die<lb/>
pachtgu&#x0364;ter, welche der bauer zu lehn hat. An di-<lb/>
&#x017F;en hat der gutsherr das fu&#x0364;rbiten, oder den vorkauf<lb/>
(jus protimi&#x017F;eos). Son&#x017F;t ko&#x0364;mmt auch hirbei fu&#x0364;r:<lb/>
die be&#x017F;chuddung, lo&#x017F;ung, das zugrecht, die teillo-<lb/>
&#x017F;ung, zinßlo&#x017F;ung &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4236</head><lb/>
          <note place="left">vom vorkaufe<lb/>
bei wochen-<lb/>
ma&#x0364;rkten.</note>
          <p>Er&#x017F;tlich kaufen die einwoner der &#x017F;tadt die eß-<lb/>
waaren; 2) wenn deren zeit um i&#x017F;t, z. e. in Jena<lb/>
um 9 uhr, alsdann haben den vorkauf die ba&#x0364;cker<lb/>
am getraide. Um 11 uhr wird der wi&#x017F;ch wegge-<lb/>
tan: alsdann du&#x0364;rfen alle benachbarte bauern aus<lb/>
dem holzlande getraide kaufen (§ 4234 § 4235 des<lb/>
2ten th.). Jn Marburg &#x017F;ind die zeiten hirzu auch<lb/>
be&#x017F;timmet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4237</head><lb/>
          <note place="left">vom markt-<lb/>
prei&#x017F;&#x017F;e.</note>
          <p>Der marktpreiß bedeutet, was zu &#x017F;elbiger zeit<lb/>
die &#x017F;ache gilt; was kauf und lauf i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">von Engel-<lb/>
brecht</hi> <hi rendition="#aq">ob&#x017F;. XX</hi> &#x017F;. 116 fg. Der marktpreiß i&#x017F;t ein<lb/>
geringerer wehrt, als &#x017F;on&#x017F;t die &#x017F;achen verkaufet<lb/>
werden. Es i&#x017F;t mir ein fall vorgekommen, da ei-<lb/>
ner getraide verkaufet hatte, nach dem marktprei&#x017F;e<lb/>
in Friedberg. Der ka&#x0364;ufer zalete nicht; der preiß<lb/>
fil, und er wollte demnach, vermo&#x0364;ge des izigen ge-<lb/>
ringern prei&#x017F;es, bezalen. Man verwiß ihn auf die<lb/>
marki&#x017F;cha&#x0364;zungsbrife &#x017F;elbiger zeit, als der kauf ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war. Die marktbrife werden gedrucket.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4238</head><lb/>
          <note place="left">von der mark-<lb/>
lo&#x017F;&#x017F;ung.</note>
          <p>Man muß mark, und markt nicht vermi&#x017F;chen.<lb/>
Die alte &#x017F;ageten: <hi rendition="#aq">marca, marrha, marchia;</hi> ein di-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;trict</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1276/1300] III buch, LVIII haubtſtuͤck, § 4234 Fuͤrbiten bedeutet, unter andern, ius protimi- ſeos, den vorkauf. § 4235 Fuͤrbitige guͤter. Dadurch verſtehet man die pachtguͤter, welche der bauer zu lehn hat. An di- ſen hat der gutsherr das fuͤrbiten, oder den vorkauf (jus protimiſeos). Sonſt koͤmmt auch hirbei fuͤr: die beſchuddung, loſung, das zugrecht, die teillo- ſung, zinßloſung ꝛc. § 4236 Erſtlich kaufen die einwoner der ſtadt die eß- waaren; 2) wenn deren zeit um iſt, z. e. in Jena um 9 uhr, alsdann haben den vorkauf die baͤcker am getraide. Um 11 uhr wird der wiſch wegge- tan: alsdann duͤrfen alle benachbarte bauern aus dem holzlande getraide kaufen (§ 4234 § 4235 des 2ten th.). Jn Marburg ſind die zeiten hirzu auch beſtimmet. § 4237 Der marktpreiß bedeutet, was zu ſelbiger zeit die ſache gilt; was kauf und lauf iſt, von Engel- brecht obſ. XX ſ. 116 fg. Der marktpreiß iſt ein geringerer wehrt, als ſonſt die ſachen verkaufet werden. Es iſt mir ein fall vorgekommen, da ei- ner getraide verkaufet hatte, nach dem marktpreiſe in Friedberg. Der kaͤufer zalete nicht; der preiß fil, und er wollte demnach, vermoͤge des izigen ge- ringern preiſes, bezalen. Man verwiß ihn auf die markiſchaͤzungsbrife ſelbiger zeit, als der kauf ge- ſchloſſen war. Die marktbrife werden gedrucket. § 4238 Man muß mark, und markt nicht vermiſchen. Die alte ſageten: marca, marrha, marchia; ein di- ſtrict

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1300
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 1276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/1300>, abgerufen am 25.04.2024.