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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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XIV h. von reich. u. begütert. person. etc.
gesezet worden, Haltaus sp. 767 fg. Auf die
ansässigkeit, und freie geburt kömmt noch in den
teutschen rechten viles an, Dreyer de cespitalitatis
requisito in testibus habilibus,
Kiel 1749, 4t,
s. 12 fgg. und im 3ten th. der sammlung vermisch-
ter abhandelungen s. 1132 fgg., von der Lahr
am a. o. s. 22, s. 24. Die güter der freigebor-
nen werden daher praedig ingenuorum, ingenui-
tates, mansi ingenuiles etc, in den alten urkunden,
genennet, Scheidt am a. o. s. 25 (q), aus dem
worte: odelich, othelmann etc wird die heutige be-
nennung: Adelich, gemeiniglich hergeleitet; an-
dere aber füren sie von adal, oder athal her, Scheidt
in den hist. und diplom. nachrichten vom hohen,
und nideren adel s. 10 (l), und die daselbst ange-
zogene schriftsteller. Wer allso von freier geburt
war, ein landgut, knechte, und gesinde hatte,
auch deswegen auf die landtage mitkommen durf-
te, war bei den Teutschen ein angesehener mann.
Der arme freie nam bei den reichen begüterten von
adel dinste an, und liß sich zu allerhand verrich-
tungen gebrauchen.

§ 108

Die teutsche güter sind entweder einzeln, odervon den land-
gütern, graf-
schaften, herr-
schaften, schlös-
sern, burgwar-
ten, auch bur-
gen.

von einem umfange. Jn rücksicht auf die römi-
sche güter sind die besizer der teutschen güter ganz
anders geartet, als jene. Die teutsche güter-besizer
waren freie leute (§ 107); mithin gehet das rö-
mische recht de oneribus, et censibus nicht auf sie.
Dijenige güter, welche von einem grossen umfan-
ge sind, machen nicht gleich eine grafschaft aus.
Allso war die frage von den Görzischen dörfern:
ob man sie eine Grafschaft nennen könnte? die
antwort war: nein! denn der Kaiser hat sie, irem
umfange nach, darzu nicht erkläret. Eine herr-

schaft

XIV h. von reich. u. beguͤtert. perſon. ꝛc.
geſezet worden, Haltaus ſp. 767 fg. Auf die
anſaͤſſigkeit, und freie geburt koͤmmt noch in den
teutſchen rechten viles an, Dreyer de ceſpitalitatis
requiſito in teſtibus habilibus,
Kiel 1749, 4t,
ſ. 12 fgg. und im 3ten th. der ſammlung vermiſch-
ter abhandelungen ſ. 1132 fgg., von der Lahr
am a. o. ſ. 22, ſ. 24. Die guͤter der freigebor-
nen werden daher praedig ingenuorum, ingenui-
tates, manſi ingenuiles ꝛc, in den alten urkunden,
genennet, Scheidt am a. o. ſ. 25 (q), aus dem
worte: odelich, othelmann ꝛc wird die heutige be-
nennung: Adelich, gemeiniglich hergeleitet; an-
dere aber fuͤren ſie von adal, oder athal her, Scheidt
in den hiſt. und diplom. nachrichten vom hohen,
und nideren adel ſ. 10 (l), und die daſelbſt ange-
zogene ſchriftſteller. Wer allſo von freier geburt
war, ein landgut, knechte, und geſinde hatte,
auch deswegen auf die landtage mitkommen durf-
te, war bei den Teutſchen ein angeſehener mann.
Der arme freie nam bei den reichen beguͤterten von
adel dinſte an, und liß ſich zu allerhand verrich-
tungen gebrauchen.

§ 108

Die teutſche guͤter ſind entweder einzeln, odervon den land-
guͤtern, graf-
ſchaften, herr-
ſchaften, ſchloͤſ-
ſern, burgwar-
ten, auch bur-
gen.

von einem umfange. Jn ruͤckſicht auf die roͤmi-
ſche guͤter ſind die beſizer der teutſchen guͤter ganz
anders geartet, als jene. Die teutſche guͤter-beſizer
waren freie leute (§ 107); mithin gehet das roͤ-
miſche recht de oneribus, et cenſibus nicht auf ſie.
Dijenige guͤter, welche von einem groſſen umfan-
ge ſind, machen nicht gleich eine grafſchaft aus.
Allſo war die frage von den Goͤrziſchen doͤrfern:
ob man ſie eine Grafſchaft nennen koͤnnte? die
antwort war: nein! denn der Kaiſer hat ſie, irem
umfange nach, darzu nicht erklaͤret. Eine herr-

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[125/0149] XIV h. von reich. u. beguͤtert. perſon. ꝛc. geſezet worden, Haltaus ſp. 767 fg. Auf die anſaͤſſigkeit, und freie geburt koͤmmt noch in den teutſchen rechten viles an, Dreyer de ceſpitalitatis requiſito in teſtibus habilibus, Kiel 1749, 4t, ſ. 12 fgg. und im 3ten th. der ſammlung vermiſch- ter abhandelungen ſ. 1132 fgg., von der Lahr am a. o. ſ. 22, ſ. 24. Die guͤter der freigebor- nen werden daher praedig ingenuorum, ingenui- tates, manſi ingenuiles ꝛc, in den alten urkunden, genennet, Scheidt am a. o. ſ. 25 (q), aus dem worte: odelich, othelmann ꝛc wird die heutige be- nennung: Adelich, gemeiniglich hergeleitet; an- dere aber fuͤren ſie von adal, oder athal her, Scheidt in den hiſt. und diplom. nachrichten vom hohen, und nideren adel ſ. 10 (l), und die daſelbſt ange- zogene ſchriftſteller. Wer allſo von freier geburt war, ein landgut, knechte, und geſinde hatte, auch deswegen auf die landtage mitkommen durf- te, war bei den Teutſchen ein angeſehener mann. Der arme freie nam bei den reichen beguͤterten von adel dinſte an, und liß ſich zu allerhand verrich- tungen gebrauchen. § 108 Die teutſche guͤter ſind entweder einzeln, oder von einem umfange. Jn ruͤckſicht auf die roͤmi- ſche guͤter ſind die beſizer der teutſchen guͤter ganz anders geartet, als jene. Die teutſche guͤter-beſizer waren freie leute (§ 107); mithin gehet das roͤ- miſche recht de oneribus, et cenſibus nicht auf ſie. Dijenige guͤter, welche von einem groſſen umfan- ge ſind, machen nicht gleich eine grafſchaft aus. Allſo war die frage von den Goͤrziſchen doͤrfern: ob man ſie eine Grafſchaft nennen koͤnnte? die antwort war: nein! denn der Kaiſer hat ſie, irem umfange nach, darzu nicht erklaͤret. Eine herr- ſchaft von den land- guͤtern, graf- ſchaften, herr- ſchaften, ſchloͤſ- ſern, burgwar- ten, auch bur- gen.

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/149>, abgerufen am 16.04.2024.