Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XVI haubtst. von den fremden,
mit; und libete die gelegenheit zum schmaussen.
Aus diser warheit, von den fremden, als feinden,
flüssen verschidene säze, und zwar wegen der frem-
den: 1) das wildfangsrecht in der Pfalz etc, 2) das
jus albinagii (§ 119, 120, des Iten th.), oder
fremdlingsrecht, herewede; 3) der arrest, 4) das
abzugsgelt, 5) der nachschoß, die nachsteuer etc,
6) das jus exuviarum, 7) das strandrecht, 8) die
ausschlüssung von aembtern etc, 9) die gerechtsamen
eines Landgrafens zu Hessen-Darmstadt, im hin-
terlande des Breitenbacher grundes, und anderer
landesherren gegen die fremden. Was unter
dem teutschen scepter ist, und nicht welsch war,
passirete für einen teutschen. Welsch bedeutet
fremd, Wachter unter wale, und welsch sp.
1811 und sp. 1859. Die italienische und fran-
zösische sprachen sind uns fremde sprachen. Der
Kaiser Carl der Vte, trug dem Viglius Zwichem
von Ayta zum zweitenmale die Reichs-vicekanz-
lersstelle an; er entschuldigte sich aber: daß er der
teutschen sprache so mächtig nicht sei; diweil aber
die lande des burgundischen kreises zu Teutschlan-
de geschlagen sind, auch der izige Kaiser, und die
verwitbete Kaiserin einen assessor an das kammer-
gericht deßhalber zu präsentiren haben; so leidet
dises wegen der burgundischen lande seine ausna-
me. Dises sind allso landsleute, und können an
die Reichsgerichte gezogen werden; falls sie der
teutschen sprache mächtig sind. Jener herr Land-
graf sprach: landskinder verlange ich nicht in din-
sten; landskinder können mir nicht raten; ich be-
darf männer, Hofmann am a. o. cap. XI, § 53 fg.
s. 60 fg. Es ist jeweilen ein statsgriff: fremde
minister in die dinste zu nemen, welches keine völ-
kerschaft gern sihet. Die einheimische glauben:
die fremden würden genommen: um sie zu balbi-

ren,

XVI haubtſt. von den fremden,
mit; und libete die gelegenheit zum ſchmauſſen.
Aus diſer warheit, von den fremden, als feinden,
fluͤſſen verſchidene ſaͤze, und zwar wegen der frem-
den: 1) das wildfangsrecht in der Pfalz ꝛc, 2) das
jus albinagii (§ 119, 120, des Iten th.), oder
fremdlingsrecht, herewede; 3) der arreſt, 4) das
abzugsgelt, 5) der nachſchoß, die nachſteuer ꝛc,
6) das jus exuviarum, 7) das ſtrandrecht, 8) die
ausſchluͤſſung von aembtern ꝛc, 9) die gerechtſamen
eines Landgrafens zu Heſſen-Darmſtadt, im hin-
terlande des Breitenbacher grundes, und anderer
landesherren gegen die fremden. Was unter
dem teutſchen ſcepter iſt, und nicht welſch war,
paſſirete fuͤr einen teutſchen. Welſch bedeutet
fremd, Wachter unter wale, und welſch ſp.
1811 und ſp. 1859. Die italieniſche und fran-
zoͤſiſche ſprachen ſind uns fremde ſprachen. Der
Kaiſer Carl der Vte, trug dem Viglius Zwichem
von Ayta zum zweitenmale die Reichs-vicekanz-
lersſtelle an; er entſchuldigte ſich aber: daß er der
teutſchen ſprache ſo maͤchtig nicht ſei; diweil aber
die lande des burgundiſchen kreiſes zu Teutſchlan-
de geſchlagen ſind, auch der izige Kaiſer, und die
verwitbete Kaiſerin einen aſſeſſor an das kammer-
gericht deßhalber zu praͤſentiren haben; ſo leidet
diſes wegen der burgundiſchen lande ſeine ausna-
me. Diſes ſind allſo landsleute, und koͤnnen an
die Reichsgerichte gezogen werden; falls ſie der
teutſchen ſprache maͤchtig ſind. Jener herr Land-
graf ſprach: landskinder verlange ich nicht in din-
ſten; landskinder koͤnnen mir nicht raten; ich be-
darf maͤnner, Hofmann am a. o. cap. XI, § 53 fg.
ſ. 60 fg. Es iſt jeweilen ein ſtatsgriff: fremde
miniſter in die dinſte zu nemen, welches keine voͤl-
kerſchaft gern ſihet. Die einheimiſche glauben:
die fremden wuͤrden genommen: um ſie zu balbi-

ren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVI</hi> haubt&#x017F;t. von den fremden,</hi></fw><lb/>
mit; und libete die gelegenheit zum &#x017F;chmau&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Aus di&#x017F;er warheit, von den fremden, als feinden,<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chidene &#x017F;a&#x0364;ze, und zwar wegen der frem-<lb/>
den: 1) das wildfangsrecht in der Pfalz &#xA75B;c, 2) das<lb/>
jus albinagii (§ 119, 120, des <hi rendition="#aq">I</hi>ten th.), oder<lb/>
fremdlingsrecht, herewede; 3) der arre&#x017F;t, 4) das<lb/>
abzugsgelt, 5) der nach&#x017F;choß, die nach&#x017F;teuer &#xA75B;c,<lb/>
6) das jus exuviarum, 7) das &#x017F;trandrecht, 8) die<lb/>
aus&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung von aembtern &#xA75B;c, 9) die gerecht&#x017F;amen<lb/>
eines Landgrafens zu He&#x017F;&#x017F;en-Darm&#x017F;tadt, im hin-<lb/>
terlande des Breitenbacher grundes, und anderer<lb/>
landesherren gegen die fremden. Was unter<lb/>
dem teut&#x017F;chen &#x017F;cepter i&#x017F;t, und nicht wel&#x017F;ch war,<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;irete fu&#x0364;r einen teut&#x017F;chen. <hi rendition="#fr">Wel&#x017F;ch</hi> bedeutet<lb/>
fremd, <hi rendition="#fr">Wachter</hi> unter <hi rendition="#fr">wale,</hi> und <hi rendition="#fr">wel&#x017F;ch</hi> &#x017F;p.<lb/>
1811 und &#x017F;p. 1859. Die italieni&#x017F;che und fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che &#x017F;prachen &#x017F;ind uns fremde &#x017F;prachen. Der<lb/>
Kai&#x017F;er Carl der <hi rendition="#aq">V</hi>te, trug dem Viglius Zwichem<lb/>
von Ayta zum zweitenmale die Reichs-vicekanz-<lb/>
lers&#x017F;telle an; er ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich aber: daß er der<lb/>
teut&#x017F;chen &#x017F;prache &#x017F;o ma&#x0364;chtig nicht &#x017F;ei; diweil aber<lb/>
die lande des burgundi&#x017F;chen krei&#x017F;es zu Teut&#x017F;chlan-<lb/>
de ge&#x017F;chlagen &#x017F;ind, auch der izige Kai&#x017F;er, und die<lb/>
verwitbete Kai&#x017F;erin einen a&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or an das kammer-<lb/>
gericht deßhalber zu pra&#x0364;&#x017F;entiren haben; &#x017F;o leidet<lb/>
di&#x017F;es wegen der burgundi&#x017F;chen lande &#x017F;eine ausna-<lb/>
me. Di&#x017F;es &#x017F;ind all&#x017F;o landsleute, und ko&#x0364;nnen an<lb/>
die Reichsgerichte gezogen werden; falls &#x017F;ie der<lb/>
teut&#x017F;chen &#x017F;prache ma&#x0364;chtig &#x017F;ind. Jener herr Land-<lb/>
graf &#x017F;prach: landskinder verlange ich nicht in din-<lb/>
&#x017F;ten; landskinder ko&#x0364;nnen mir nicht raten; ich be-<lb/>
darf ma&#x0364;nner, <hi rendition="#fr">Hofmann</hi> am a. o. cap. <hi rendition="#aq">XI,</hi> § 53 fg.<lb/>
&#x017F;. 60 fg. Es i&#x017F;t jeweilen ein &#x017F;tatsgriff: fremde<lb/>
mini&#x017F;ter in die din&#x017F;te zu nemen, welches keine vo&#x0364;l-<lb/>
ker&#x017F;chaft gern &#x017F;ihet. Die einheimi&#x017F;che glauben:<lb/>
die fremden wu&#x0364;rden genommen: um &#x017F;ie zu balbi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0156] XVI haubtſt. von den fremden, mit; und libete die gelegenheit zum ſchmauſſen. Aus diſer warheit, von den fremden, als feinden, fluͤſſen verſchidene ſaͤze, und zwar wegen der frem- den: 1) das wildfangsrecht in der Pfalz ꝛc, 2) das jus albinagii (§ 119, 120, des Iten th.), oder fremdlingsrecht, herewede; 3) der arreſt, 4) das abzugsgelt, 5) der nachſchoß, die nachſteuer ꝛc, 6) das jus exuviarum, 7) das ſtrandrecht, 8) die ausſchluͤſſung von aembtern ꝛc, 9) die gerechtſamen eines Landgrafens zu Heſſen-Darmſtadt, im hin- terlande des Breitenbacher grundes, und anderer landesherren gegen die fremden. Was unter dem teutſchen ſcepter iſt, und nicht welſch war, paſſirete fuͤr einen teutſchen. Welſch bedeutet fremd, Wachter unter wale, und welſch ſp. 1811 und ſp. 1859. Die italieniſche und fran- zoͤſiſche ſprachen ſind uns fremde ſprachen. Der Kaiſer Carl der Vte, trug dem Viglius Zwichem von Ayta zum zweitenmale die Reichs-vicekanz- lersſtelle an; er entſchuldigte ſich aber: daß er der teutſchen ſprache ſo maͤchtig nicht ſei; diweil aber die lande des burgundiſchen kreiſes zu Teutſchlan- de geſchlagen ſind, auch der izige Kaiſer, und die verwitbete Kaiſerin einen aſſeſſor an das kammer- gericht deßhalber zu praͤſentiren haben; ſo leidet diſes wegen der burgundiſchen lande ſeine ausna- me. Diſes ſind allſo landsleute, und koͤnnen an die Reichsgerichte gezogen werden; falls ſie der teutſchen ſprache maͤchtig ſind. Jener herr Land- graf ſprach: landskinder verlange ich nicht in din- ſten; landskinder koͤnnen mir nicht raten; ich be- darf maͤnner, Hofmann am a. o. cap. XI, § 53 fg. ſ. 60 fg. Es iſt jeweilen ein ſtatsgriff: fremde miniſter in die dinſte zu nemen, welches keine voͤl- kerſchaft gern ſihet. Die einheimiſche glauben: die fremden wuͤrden genommen: um ſie zu balbi- ren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/156
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/156>, abgerufen am 25.04.2024.