Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XVII haubtst. von den
landgenossen, landleute, landsassen, landesver-
wandten, Haltaus unter disen wörtern. Das
landmannschafts-recht äussert sich: 1) nach der
nation, 2) nach der provinz, 3) nach der stadt,
und dem orte (§ 110). Die Teutsche zogen ehe-
dem entweder ins gelobte land, oder des studirens
halber nach Jtalien, oder nach Paris, auch nach-
her nach Prag. Dijenige, welche aus einem lan-
de waren, hilten zusammen, erwäleten über sich
ein gewisses haubt, hatten auch senioren, und sub-
senioren, erkiseten sich rectoren, und syndicen, nach
den nationen. Der rector hatte einer solchen land-
mannschaft allein zu befelen. Dise nationen hat-
ten ire eigenen privilegien. Jn der universität
Leipzig finden sich noch einige überbleibsel hirvon.
Dises war allso die landmannschaft nach der na-
tion in Jtalien etc. Zu Rom ist noch heute zu ta-
ge ein cardinal, welchem die Teutsche ire sachen
zum besten empfelen können, wofür derselbe sor-
gen muß, Joh. Gottlob Boehm de nationis
Germ. in Curia Rom. protectione,
Leip. 1763, 4t,
§ 6 fgg., s. 15 fg. 2) Die landmannschaft aus
einer provinz ist: wenn 2 aus einer provinz, oder
einem lande geboren sind. Es hat dises in verschi-
denen landen grosse folgen, z. e. in Straßburg,
wo keiner bei dasiger universität ordentlicher pro-
fessor werden kann; er wäre dann aus dem Elsas-
se geboren. Allso waren die Sachsen, und Schwa-
ben etc gegen einander fremde; imgleichen vasal-
len eines lehnhofes, in absicht auf einen andern
lehnhof; weshalber ein vasall dises lehnhofes aus
dem andern lehnhofe keine frau nemen mochte.
3) Die vorteile der landmannschaft nach der stadt,
oder dem orte, bezihen sich auf die bürger-und
dorfrechte, woselbst ein fremder von dem daher
kommenden nuze nichts zu erhalten vermag. Was

allso

XVII haubtſt. von den
landgenoſſen, landleute, landſaſſen, landesver-
wandten, Haltaus unter diſen woͤrtern. Das
landmannſchafts-recht aͤuſſert ſich: 1) nach der
nation, 2) nach der provinz, 3) nach der ſtadt,
und dem orte (§ 110). Die Teutſche zogen ehe-
dem entweder ins gelobte land, oder des ſtudirens
halber nach Jtalien, oder nach Paris, auch nach-
her nach Prag. Dijenige, welche aus einem lan-
de waren, hilten zuſammen, erwaͤleten uͤber ſich
ein gewiſſes haubt, hatten auch ſenioren, und ſub-
ſenioren, erkiſeten ſich rectoren, und ſyndicen, nach
den nationen. Der rector hatte einer ſolchen land-
mannſchaft allein zu befelen. Diſe nationen hat-
ten ire eigenen privilegien. Jn der univerſitaͤt
Leipzig finden ſich noch einige uͤberbleibſel hirvon.
Diſes war allſo die landmannſchaft nach der na-
tion in Jtalien ꝛc. Zu Rom iſt noch heute zu ta-
ge ein cardinal, welchem die Teutſche ire ſachen
zum beſten empfelen koͤnnen, wofuͤr derſelbe ſor-
gen muß, Joh. Gottlob Boehm de nationis
Germ. in Curia Rom. protectione,
Leip. 1763, 4t,
§ 6 fgg., ſ. 15 fg. 2) Die landmannſchaft aus
einer provinz iſt: wenn 2 aus einer provinz, oder
einem lande geboren ſind. Es hat diſes in verſchi-
denen landen groſſe folgen, z. e. in Straßburg,
wo keiner bei daſiger univerſitaͤt ordentlicher pro-
feſſor werden kann; er waͤre dann aus dem Elſaſ-
ſe geboren. Allſo waren die Sachſen, und Schwa-
ben ꝛc gegen einander fremde; imgleichen vaſal-
len eines lehnhofes, in abſicht auf einen andern
lehnhof; weshalber ein vaſall diſes lehnhofes aus
dem andern lehnhofe keine frau nemen mochte.
3) Die vorteile der landmannſchaft nach der ſtadt,
oder dem orte, bezihen ſich auf die buͤrger-und
dorfrechte, woſelbſt ein fremder von dem daher
kommenden nuze nichts zu erhalten vermag. Was

allſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0158" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVII</hi> haubt&#x017F;t. von den</hi></fw><lb/>
landgeno&#x017F;&#x017F;en, landleute, land&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en, landesver-<lb/>
wandten, <hi rendition="#fr">Haltaus</hi> unter di&#x017F;en wo&#x0364;rtern. Das<lb/>
landmann&#x017F;chafts-recht a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich: 1) nach der<lb/>
nation, 2) nach der provinz, 3) nach der &#x017F;tadt,<lb/>
und dem orte (§ 110). Die Teut&#x017F;che zogen ehe-<lb/>
dem entweder ins gelobte land, oder des &#x017F;tudirens<lb/>
halber nach Jtalien, oder nach Paris, auch nach-<lb/>
her nach Prag. Dijenige, welche aus einem lan-<lb/>
de waren, hilten zu&#x017F;ammen, erwa&#x0364;leten u&#x0364;ber &#x017F;ich<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es haubt, hatten auch &#x017F;enioren, und &#x017F;ub-<lb/>
&#x017F;enioren, erki&#x017F;eten &#x017F;ich rectoren, und &#x017F;yndicen, nach<lb/>
den nationen. Der rector hatte einer &#x017F;olchen land-<lb/>
mann&#x017F;chaft allein zu befelen. Di&#x017F;e nationen hat-<lb/>
ten ire eigenen privilegien. Jn der univer&#x017F;ita&#x0364;t<lb/>
Leipzig finden &#x017F;ich noch einige u&#x0364;berbleib&#x017F;el hirvon.<lb/>
Di&#x017F;es war all&#x017F;o die landmann&#x017F;chaft nach der na-<lb/>
tion in Jtalien &#xA75B;c. Zu Rom i&#x017F;t noch heute zu ta-<lb/>
ge ein cardinal, welchem die Teut&#x017F;che ire &#x017F;achen<lb/>
zum be&#x017F;ten empfelen ko&#x0364;nnen, wofu&#x0364;r der&#x017F;elbe &#x017F;or-<lb/>
gen muß, <hi rendition="#fr">Joh. Gottlob Boehm</hi> <hi rendition="#aq">de nationis<lb/>
Germ. in Curia Rom. protectione,</hi> Leip. 1763, 4t,<lb/>
§ 6 fgg., &#x017F;. 15 fg. 2) Die landmann&#x017F;chaft aus<lb/>
einer provinz i&#x017F;t: wenn 2 aus einer provinz, oder<lb/>
einem lande geboren &#x017F;ind. Es hat di&#x017F;es in ver&#x017F;chi-<lb/>
denen landen gro&#x017F;&#x017F;e folgen, z. e. in Straßburg,<lb/>
wo keiner bei da&#x017F;iger univer&#x017F;ita&#x0364;t ordentlicher pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or werden kann; er wa&#x0364;re dann aus dem El&#x017F;a&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e geboren. All&#x017F;o waren die Sach&#x017F;en, und Schwa-<lb/>
ben &#xA75B;c gegen einander fremde; imgleichen va&#x017F;al-<lb/>
len eines lehnhofes, in ab&#x017F;icht auf einen andern<lb/>
lehnhof; weshalber ein va&#x017F;all di&#x017F;es lehnhofes aus<lb/>
dem andern lehnhofe keine frau nemen mochte.<lb/>
3) Die vorteile der landmann&#x017F;chaft nach der &#x017F;tadt,<lb/>
oder dem orte, bezihen &#x017F;ich auf die bu&#x0364;rger-und<lb/>
dorfrechte, wo&#x017F;elb&#x017F;t ein fremder von dem daher<lb/>
kommenden nuze nichts zu erhalten vermag. Was<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">all&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0158] XVII haubtſt. von den landgenoſſen, landleute, landſaſſen, landesver- wandten, Haltaus unter diſen woͤrtern. Das landmannſchafts-recht aͤuſſert ſich: 1) nach der nation, 2) nach der provinz, 3) nach der ſtadt, und dem orte (§ 110). Die Teutſche zogen ehe- dem entweder ins gelobte land, oder des ſtudirens halber nach Jtalien, oder nach Paris, auch nach- her nach Prag. Dijenige, welche aus einem lan- de waren, hilten zuſammen, erwaͤleten uͤber ſich ein gewiſſes haubt, hatten auch ſenioren, und ſub- ſenioren, erkiſeten ſich rectoren, und ſyndicen, nach den nationen. Der rector hatte einer ſolchen land- mannſchaft allein zu befelen. Diſe nationen hat- ten ire eigenen privilegien. Jn der univerſitaͤt Leipzig finden ſich noch einige uͤberbleibſel hirvon. Diſes war allſo die landmannſchaft nach der na- tion in Jtalien ꝛc. Zu Rom iſt noch heute zu ta- ge ein cardinal, welchem die Teutſche ire ſachen zum beſten empfelen koͤnnen, wofuͤr derſelbe ſor- gen muß, Joh. Gottlob Boehm de nationis Germ. in Curia Rom. protectione, Leip. 1763, 4t, § 6 fgg., ſ. 15 fg. 2) Die landmannſchaft aus einer provinz iſt: wenn 2 aus einer provinz, oder einem lande geboren ſind. Es hat diſes in verſchi- denen landen groſſe folgen, z. e. in Straßburg, wo keiner bei daſiger univerſitaͤt ordentlicher pro- feſſor werden kann; er waͤre dann aus dem Elſaſ- ſe geboren. Allſo waren die Sachſen, und Schwa- ben ꝛc gegen einander fremde; imgleichen vaſal- len eines lehnhofes, in abſicht auf einen andern lehnhof; weshalber ein vaſall diſes lehnhofes aus dem andern lehnhofe keine frau nemen mochte. 3) Die vorteile der landmannſchaft nach der ſtadt, oder dem orte, bezihen ſich auf die buͤrger-und dorfrechte, woſelbſt ein fremder von dem daher kommenden nuze nichts zu erhalten vermag. Was allſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/158
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/158>, abgerufen am 23.04.2024.