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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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aus diser einteil. ersprossenen rechten.
ben untertanen auszuüben. Es steifet sich auf die
billigkeit. Allso ist in Bibrach die gewonheit: daß
die bürger, welche nur blosse handschriften haben,
den ausländischen gläubigern, ob dise gleich eine
ältere hypothek haben, vorgezogen werden, Ric-
cius
von stadtgesäzen, s. 458, *, Hert de collis.
legum, sect.
4 § 6. Bevor aber sotane wider-
vergeltung ausgeübet wird, stehet das ungleiche
recht wider die fremden zuförderst erweißlich zu
machen, Carl Otto Rechenbergs vindiciae iuri-
um reip. et fisci in doctrina retorsionum,
Leipz. 1726.
Hirwider können auch reversalien, wegen des nicht
zu gebrauchenden ungleichen rechtes, ausgestellet
werden. Es fraget sich aber, wie die retorsion in
ansehung des wechselrechtes plaz haben möge?
Wir haben in Teutschlande ein doppeltes wechsel-
recht, das strenge, und teutsche. Zu Leipzig etc rc
ist das strenge; im Reiche aber hat man das
teutsche. Ob nun Sachsen dises retorquiren kön-
ne? wie einige wänen; da es in den Reichsschlüs-
sen begründet ist, und auf die verhaftung der per-
son sofort, nach der regel, nicht gehet, lässet sich nicht
behaubten. Leipzig kan wider die Reichsgesäze,
und den Reichsschluß nicht retorquiren. Jmmit-nach welchen
rechten die rei-
sende, und
fremde sich
richten sollen?

tels müssen die fremde in iren gerichtlichen und
aussergerichtlichen freien handelungen sich nach den
rechten eines ieden ortes, wo sie dergleichen unter-
nemen wollen, richten; sie werden auch nach den
statuten, wo sie verbrechen verüben, bestrafet,
Riccius von stadtgesäzen, s. 453 fgg. s. 516 fgg.
s. 530 fg. s. 601 fg., Joh. Wilh. Engelbrecht
de iure peregrinantium cap. 4.



Acht-

aus diſer einteil. erſproſſenen rechten.
ben untertanen auszuuͤben. Es ſteifet ſich auf die
billigkeit. Allſo iſt in Bibrach die gewonheit: daß
die buͤrger, welche nur bloſſe handſchriften haben,
den auslaͤndiſchen glaͤubigern, ob diſe gleich eine
aͤltere hypothek haben, vorgezogen werden, Ric-
cius
von ſtadtgeſaͤzen, ſ. 458, *, Hert de colliſ.
legum, ſect.
4 § 6. Bevor aber ſotane wider-
vergeltung ausgeuͤbet wird, ſtehet das ungleiche
recht wider die fremden zufoͤrderſt erweißlich zu
machen, Carl Otto Rechenbergs vindiciae iuri-
um reip. et fiſci in doctrina retorſionum,
Leipz. 1726.
Hirwider koͤnnen auch reverſalien, wegen des nicht
zu gebrauchenden ungleichen rechtes, ausgeſtellet
werden. Es fraget ſich aber, wie die retorſion in
anſehung des wechſelrechtes plaz haben moͤge?
Wir haben in Teutſchlande ein doppeltes wechſel-
recht, das ſtrenge, und teutſche. Zu Leipzig ꝛc ꝛc
iſt das ſtrenge; im Reiche aber hat man das
teutſche. Ob nun Sachſen diſes retorquiren koͤn-
ne? wie einige waͤnen; da es in den Reichsſchluͤſ-
ſen begruͤndet iſt, und auf die verhaftung der per-
ſon ſofort, nach der regel, nicht gehet, laͤſſet ſich nicht
behaubten. Leipzig kan wider die Reichsgeſaͤze,
und den Reichsſchluß nicht retorquiren. Jmmit-nach welchen
rechten die rei-
ſende, und
fremde ſich
richten ſollen?

tels muͤſſen die fremde in iren gerichtlichen und
auſſergerichtlichen freien handelungen ſich nach den
rechten eines ieden ortes, wo ſie dergleichen unter-
nemen wollen, richten; ſie werden auch nach den
ſtatuten, wo ſie verbrechen veruͤben, beſtrafet,
Riccius von ſtadtgeſaͤzen, ſ. 453 fgg. ſ. 516 fgg.
ſ. 530 fg. ſ. 601 fg., Joh. Wilh. Engelbrecht
de iure peregrinantium cap. 4.



Acht-
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[139/0163] aus diſer einteil. erſproſſenen rechten. ben untertanen auszuuͤben. Es ſteifet ſich auf die billigkeit. Allſo iſt in Bibrach die gewonheit: daß die buͤrger, welche nur bloſſe handſchriften haben, den auslaͤndiſchen glaͤubigern, ob diſe gleich eine aͤltere hypothek haben, vorgezogen werden, Ric- cius von ſtadtgeſaͤzen, ſ. 458, *, Hert de colliſ. legum, ſect. 4 § 6. Bevor aber ſotane wider- vergeltung ausgeuͤbet wird, ſtehet das ungleiche recht wider die fremden zufoͤrderſt erweißlich zu machen, Carl Otto Rechenbergs vindiciae iuri- um reip. et fiſci in doctrina retorſionum, Leipz. 1726. Hirwider koͤnnen auch reverſalien, wegen des nicht zu gebrauchenden ungleichen rechtes, ausgeſtellet werden. Es fraget ſich aber, wie die retorſion in anſehung des wechſelrechtes plaz haben moͤge? Wir haben in Teutſchlande ein doppeltes wechſel- recht, das ſtrenge, und teutſche. Zu Leipzig ꝛc ꝛc iſt das ſtrenge; im Reiche aber hat man das teutſche. Ob nun Sachſen diſes retorquiren koͤn- ne? wie einige waͤnen; da es in den Reichsſchluͤſ- ſen begruͤndet iſt, und auf die verhaftung der per- ſon ſofort, nach der regel, nicht gehet, laͤſſet ſich nicht behaubten. Leipzig kan wider die Reichsgeſaͤze, und den Reichsſchluß nicht retorquiren. Jmmit- tels muͤſſen die fremde in iren gerichtlichen und auſſergerichtlichen freien handelungen ſich nach den rechten eines ieden ortes, wo ſie dergleichen unter- nemen wollen, richten; ſie werden auch nach den ſtatuten, wo ſie verbrechen veruͤben, beſtrafet, Riccius von ſtadtgeſaͤzen, ſ. 453 fgg. ſ. 516 fgg. ſ. 530 fg. ſ. 601 fg., Joh. Wilh. Engelbrecht de iure peregrinantium cap. 4. nach welchen rechten die rei- ſende, und fremde ſich richten ſollen? Acht-

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/163>, abgerufen am 24.04.2024.