Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

XXXII haubtstück,
weder insonderheit guten fug, und macht haben,
und inen in allen und jeden irem stand, namen,
herkommen, auch ferner begnadigung und befrei-
ung ganz und gar unnachteilig, und unschädlich
seyn, und bleiben.

Gebiten darauf etc. etc.

Bei disem adelichen wapen bemerket man eine
besondere abweichung gegen die adelsbrise der vo-
rigen zeiten. Noch unter Kaiser Carl dem VI
wurden die adelsbrife allso ausgefertiget: oben
stand allein der Reichsadler; darunter kamen
Mainz; etwas darunter Trier, und Cöln. Von
disen fingen die weltliche Kurfürsten in zwoen rei-
hen an:

Trier Cöln
Boehmen Baiern, und so fort an.

Dahir stehet unter dem Reichsadler Kur-
Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen
über auf der andern seite Cöln; etwas unter Trier:
Boehmen, und etwas unter Cöln, Baiern, und
so die übrige kurfürstliche wapen, in einem ketten-
zuge nider, und aufgezogen; mithin ist dijenige
ordnung bei den Kurfürsten allso dahir nicht beob-
achtet, wie man sie sonst antrifft: in Moseri-
schen
elementis iuris publici germ. Goett. 1760,
8v, f. 137, s. 138, § 112, auch in deren 4ten
ausgabe 1766, 8v, s. 158, § 104. Wozu sol-
len aber dise kurfürstliche wapen dahir dinen?
Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der
Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget
werden, sie gleichsam stillschweigende willebrife
der Kurfürsten bedeuten sollen. Jn einem adels-
brife des Kaiser Leopolds vom jare 1699 für einen
von Hessig findet man dergleichen beigefügete kur-

fürst-

XXXII haubtſtuͤck,
weder inſonderheit guten fug, und macht haben,
und inen in allen und jeden irem ſtand, namen,
herkommen, auch ferner begnadigung und befrei-
ung ganz und gar unnachteilig, und unſchaͤdlich
ſeyn, und bleiben.

Gebiten darauf ꝛc. ꝛc.

Bei diſem adelichen wapen bemerket man eine
beſondere abweichung gegen die adelsbriſe der vo-
rigen zeiten. Noch unter Kaiſer Carl dem VI
wurden die adelsbrife allſo ausgefertiget: oben
ſtand allein der Reichsadler; darunter kamen
Mainz; etwas darunter Trier, und Coͤln. Von
diſen fingen die weltliche Kurfuͤrſten in zwoen rei-
hen an:

Trier Coͤln
Boehmen Baiern, und ſo fort an.

Dahir ſtehet unter dem Reichsadler Kur-
Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen
uͤber auf der andern ſeite Coͤln; etwas unter Trier:
Boehmen, und etwas unter Coͤln, Baiern, und
ſo die uͤbrige kurfuͤrſtliche wapen, in einem ketten-
zuge nider, und aufgezogen; mithin iſt dijenige
ordnung bei den Kurfuͤrſten allſo dahir nicht beob-
achtet, wie man ſie ſonſt antrifft: in Moſeri-
ſchen
elementis iuris publici germ. Goett. 1760,
8v, f. 137, ſ. 138, § 112, auch in deren 4ten
ausgabe 1766, 8v, ſ. 158, § 104. Wozu ſol-
len aber diſe kurfuͤrſtliche wapen dahir dinen?
Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der
Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget
werden, ſie gleichſam ſtillſchweigende willebrife
der Kurfuͤrſten bedeuten ſollen. Jn einem adels-
brife des Kaiſer Leopolds vom jare 1699 fuͤr einen
von Heſſig findet man dergleichen beigefuͤgete kur-

fuͤrſt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXII</hi> haubt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
weder in&#x017F;onderheit guten fug, und macht haben,<lb/>
und inen in allen und jeden irem &#x017F;tand, namen,<lb/>
herkommen, auch ferner begnadigung und befrei-<lb/>
ung ganz und gar unnachteilig, und un&#x017F;cha&#x0364;dlich<lb/>
&#x017F;eyn, und bleiben.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Gebiten darauf &#xA75B;c. &#xA75B;c.</hi> </p><lb/>
        <p>Bei di&#x017F;em adelichen wapen bemerket man eine<lb/>
be&#x017F;ondere abweichung gegen die adelsbri&#x017F;e der vo-<lb/>
rigen zeiten. Noch unter Kai&#x017F;er Carl dem <hi rendition="#aq">VI</hi><lb/>
wurden die adelsbrife all&#x017F;o ausgefertiget: oben<lb/>
&#x017F;tand allein der Reichsadler; darunter kamen<lb/>
Mainz; etwas darunter Trier, und Co&#x0364;ln. Von<lb/>
di&#x017F;en fingen die weltliche Kurfu&#x0364;r&#x017F;ten in zwoen rei-<lb/>
hen an:</p><lb/>
        <list>
          <item>Trier <hi rendition="#et">Co&#x0364;ln</hi></item><lb/>
          <item>Boehmen <hi rendition="#et">Baiern, und &#x017F;o fort an.</hi></item>
        </list><lb/>
        <p>Dahir &#x017F;tehet unter dem Reichsadler Kur-<lb/>
Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen<lb/>
u&#x0364;ber auf der andern &#x017F;eite Co&#x0364;ln; etwas unter Trier:<lb/>
Boehmen, und etwas unter Co&#x0364;ln, Baiern, und<lb/>
&#x017F;o die u&#x0364;brige kurfu&#x0364;r&#x017F;tliche wapen, in einem ketten-<lb/>
zuge nider, und aufgezogen; mithin i&#x017F;t dijenige<lb/>
ordnung bei den Kurfu&#x0364;r&#x017F;ten all&#x017F;o dahir nicht beob-<lb/>
achtet, wie man &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t antrifft: in <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;eri-<lb/>
&#x017F;chen</hi> <hi rendition="#aq">elementis iuris publici germ.</hi> Goett. 1760,<lb/>
8v, f. 137, &#x017F;. 138, § 112, auch in deren 4ten<lb/>
ausgabe 1766, 8v, &#x017F;. 158, § 104. Wozu &#x017F;ol-<lb/>
len aber di&#x017F;e kurfu&#x0364;r&#x017F;tliche wapen dahir dinen?<lb/>
Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der<lb/>
Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget<lb/>
werden, &#x017F;ie gleich&#x017F;am &#x017F;till&#x017F;chweigende willebrife<lb/>
der Kurfu&#x0364;r&#x017F;ten bedeuten &#x017F;ollen. Jn einem adels-<lb/>
brife des Kai&#x017F;er Leopolds vom jare 1699 fu&#x0364;r einen<lb/>
von He&#x017F;&#x017F;ig findet man dergleichen beigefu&#x0364;gete kur-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;r&#x017F;t-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0224] XXXII haubtſtuͤck, weder inſonderheit guten fug, und macht haben, und inen in allen und jeden irem ſtand, namen, herkommen, auch ferner begnadigung und befrei- ung ganz und gar unnachteilig, und unſchaͤdlich ſeyn, und bleiben. Gebiten darauf ꝛc. ꝛc. Bei diſem adelichen wapen bemerket man eine beſondere abweichung gegen die adelsbriſe der vo- rigen zeiten. Noch unter Kaiſer Carl dem VI wurden die adelsbrife allſo ausgefertiget: oben ſtand allein der Reichsadler; darunter kamen Mainz; etwas darunter Trier, und Coͤln. Von diſen fingen die weltliche Kurfuͤrſten in zwoen rei- hen an: Trier Coͤln Boehmen Baiern, und ſo fort an. Dahir ſtehet unter dem Reichsadler Kur- Mainz oben an, etwas herunter Trier, und gegen uͤber auf der andern ſeite Coͤln; etwas unter Trier: Boehmen, und etwas unter Coͤln, Baiern, und ſo die uͤbrige kurfuͤrſtliche wapen, in einem ketten- zuge nider, und aufgezogen; mithin iſt dijenige ordnung bei den Kurfuͤrſten allſo dahir nicht beob- achtet, wie man ſie ſonſt antrifft: in Moſeri- ſchen elementis iuris publici germ. Goett. 1760, 8v, f. 137, ſ. 138, § 112, auch in deren 4ten ausgabe 1766, 8v, ſ. 158, § 104. Wozu ſol- len aber diſe kurfuͤrſtliche wapen dahir dinen? Jch vermute: daß, weil die adelsbrife in der Reichskanzellei durch Kur-Mainz ausgefertiget werden, ſie gleichſam ſtillſchweigende willebrife der Kurfuͤrſten bedeuten ſollen. Jn einem adels- brife des Kaiſer Leopolds vom jare 1699 fuͤr einen von Heſſig findet man dergleichen beigefuͤgete kur- fuͤrſt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/224
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/224>, abgerufen am 29.03.2024.