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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von den städten, und bürgern.
ter ist auch wohl mit verschidenen lasten, vorteilen,
und liferungen verknüpfet, z. e. wegen der jäger-
hunde-azung, spanndinsteleistungen, wobei der
vogt den knechten zu essen, und den pferden futter
geben lässet; dergleichen gibet es auch in Hessen.
Jmmittels war das mundiburdium über die stifter,
auch geistliche, und die königlichen städte sehr un-
terschiden. Denn dise städte hatten einen kaiserli-
chen befelshaber, oder beambten; die geistliche aber
nur einen verteidiger, und stellvertreter in weltli-
chen dingen. Der kaiserliche beambte übete alle
gerechtsamen, und gerichtbarkeit in den königlichen
städten namens des Kaisers, oder teutschen Köni-
ges aus; er hatte sie auch wider die feinde zu ver-
teidigen, als ein befelshaber. Wo allso dise kai-
serliche ambtmannschaften, oder befelshabereien,
auch kaiserliche gerechtsamen an die rähte in den
Reichsstädten gelanget sind, und dise als Reichs-
vögte haben, allda haben die bürger, von rechts-
wegen nichts darein zu sagen, noch sind dise des-
falls in der mitherrschaft; wohlfolglich haben der-
gleichen bürger an disem regirungswesen von rechts-
wegen so wenig anteil, als weniger die bürger in
den landstädten. Jndeß finden sich noch derglei-
chen überbleibsel in verschidenen Reichsstädten;
gestalt dann der Reichsschuldheiß in der Reichs-
stadt Zelle, am Hammersbache, sein ambt zu
lehn nimmt, und muß, wie auch der vogt im
tale Hammersbach dem abten zu Gengenbach,
wegen des hochstiftes Lamberg, im namen des
Kaisers schwören. Der Reichsschuldheiß in Zelle
ist der oberste im rahte daselbst, kan auch einmal
das begnadigungsrecht ausüben. Das Erzhaus
Oesterreich hat den schuz über Zelle, Joh. Jac.
Mosers
statsrecht des h. R. stadt Zell am Ham-
mersbache s. 6, § 10, § 11, cap. VI, § 2, § 4.

§ 206

von den ſtaͤdten, und buͤrgern.
ter iſt auch wohl mit verſchidenen laſten, vorteilen,
und liferungen verknuͤpfet, z. e. wegen der jaͤger-
hunde-azung, ſpanndinſteleiſtungen, wobei der
vogt den knechten zu eſſen, und den pferden futter
geben laͤſſet; dergleichen gibet es auch in Heſſen.
Jmmittels war das mundiburdium uͤber die ſtifter,
auch geiſtliche, und die koͤniglichen ſtaͤdte ſehr un-
terſchiden. Denn diſe ſtaͤdte hatten einen kaiſerli-
chen befelshaber, oder beambten; die geiſtliche aber
nur einen verteidiger, und ſtellvertreter in weltli-
chen dingen. Der kaiſerliche beambte uͤbete alle
gerechtſamen, und gerichtbarkeit in den koͤniglichen
ſtaͤdten namens des Kaiſers, oder teutſchen Koͤni-
ges aus; er hatte ſie auch wider die feinde zu ver-
teidigen, als ein befelshaber. Wo allſo diſe kai-
ſerliche ambtmannſchaften, oder befelshabereien,
auch kaiſerliche gerechtſamen an die raͤhte in den
Reichsſtaͤdten gelanget ſind, und diſe als Reichs-
voͤgte haben, allda haben die buͤrger, von rechts-
wegen nichts darein zu ſagen, noch ſind diſe des-
falls in der mitherrſchaft; wohlfolglich haben der-
gleichen buͤrger an diſem regirungsweſen von rechts-
wegen ſo wenig anteil, als weniger die buͤrger in
den landſtaͤdten. Jndeß finden ſich noch derglei-
chen uͤberbleibſel in verſchidenen Reichsſtaͤdten;
geſtalt dann der Reichsſchuldheiß in der Reichs-
ſtadt Zelle, am Hammersbache, ſein ambt zu
lehn nimmt, und muß, wie auch der vogt im
tale Hammersbach dem abten zu Gengenbach,
wegen des hochſtiftes Lamberg, im namen des
Kaiſers ſchwoͤren. Der Reichsſchuldheiß in Zelle
iſt der oberſte im rahte daſelbſt, kan auch einmal
das begnadigungsrecht ausuͤben. Das Erzhaus
Oeſterreich hat den ſchuz uͤber Zelle, Joh. Jac.
Moſers
ſtatsrecht des h. R. ſtadt Zell am Ham-
mersbache ſ. 6, § 10, § 11, cap. VI, § 2, § 4.

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[223/0247] von den ſtaͤdten, und buͤrgern. ter iſt auch wohl mit verſchidenen laſten, vorteilen, und liferungen verknuͤpfet, z. e. wegen der jaͤger- hunde-azung, ſpanndinſteleiſtungen, wobei der vogt den knechten zu eſſen, und den pferden futter geben laͤſſet; dergleichen gibet es auch in Heſſen. Jmmittels war das mundiburdium uͤber die ſtifter, auch geiſtliche, und die koͤniglichen ſtaͤdte ſehr un- terſchiden. Denn diſe ſtaͤdte hatten einen kaiſerli- chen befelshaber, oder beambten; die geiſtliche aber nur einen verteidiger, und ſtellvertreter in weltli- chen dingen. Der kaiſerliche beambte uͤbete alle gerechtſamen, und gerichtbarkeit in den koͤniglichen ſtaͤdten namens des Kaiſers, oder teutſchen Koͤni- ges aus; er hatte ſie auch wider die feinde zu ver- teidigen, als ein befelshaber. Wo allſo diſe kai- ſerliche ambtmannſchaften, oder befelshabereien, auch kaiſerliche gerechtſamen an die raͤhte in den Reichsſtaͤdten gelanget ſind, und diſe als Reichs- voͤgte haben, allda haben die buͤrger, von rechts- wegen nichts darein zu ſagen, noch ſind diſe des- falls in der mitherrſchaft; wohlfolglich haben der- gleichen buͤrger an diſem regirungsweſen von rechts- wegen ſo wenig anteil, als weniger die buͤrger in den landſtaͤdten. Jndeß finden ſich noch derglei- chen uͤberbleibſel in verſchidenen Reichsſtaͤdten; geſtalt dann der Reichsſchuldheiß in der Reichs- ſtadt Zelle, am Hammersbache, ſein ambt zu lehn nimmt, und muß, wie auch der vogt im tale Hammersbach dem abten zu Gengenbach, wegen des hochſtiftes Lamberg, im namen des Kaiſers ſchwoͤren. Der Reichsſchuldheiß in Zelle iſt der oberſte im rahte daſelbſt, kan auch einmal das begnadigungsrecht ausuͤben. Das Erzhaus Oeſterreich hat den ſchuz uͤber Zelle, Joh. Jac. Moſers ſtatsrecht des h. R. ſtadt Zell am Ham- mersbache ſ. 6, § 10, § 11, cap. VI, § 2, § 4. § 206

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/247>, abgerufen am 25.04.2024.