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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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LIV haubtstück,
Vir und funfzigstes haubtstück
von den marktflecken, und dörfern.

§ 354

Die dörfer haben kein marktrecht; wenn sie aber
dergleichen erhalten, bekommen sie hirdurch
den namen der marktflecken. Die märkte, welche
an solchen orten von den landesherren angeleget
werden, sind entweder ordentliche, welche die krä-
mer, und andere personen mit allerhand waaren
bezihen, oder blosse vihmärkte, welche leztere sich
auf solche orte besser schicken, als in die städte. Ge-
dachte vihmärkte sind aber entweder vormärkte, als
zu Loller, 3 stunden von Marburg, oder haubtvih-
märkte selbst, als zu Giessen, Ebsdorf etc; hirzu
kommen noch die wollenmärkte. Landgraf Al-
brecht, in Thüringen, gab den dörfern Krauel, und
Hain das eisenachische recht, und gewonheiten,
1280, Heusinger de beneficiis march. misnens. in
eccles. Isenac. P. I
§ 4, r. der Kaiser Otto III
vergönnete 993 dem kloster Nienburg zu Hagen-
rode einen markt, und eine münze| anzulegen,
Becmanns anhaltische histori, III s. 460. Jm
übrigen bleibet die verfassung in solchen marktfle-
cken, wie auf den dörfern, von Engelbrecht in
obs. LXXII s. 370 fg. Der ort, flecke wird eben-
falls dem dorfe entgegen gesezet (§ 447 des 1ten
th.). Nicht minder finden sich vorwerke, höfe,
schäfereien, grundstücke etc, welche einen besonde-
ren namen füren; welche aber keine besondere
gemeine ausmachen; ob sie schon ire gewisse ge-
markungen haben; welche sie aber der gemeinen
flur nicht entnemen. Die dorfgemarkung hat die
vermutung vor sich, wie die stadt-terminei, daß al-
les, was darin gelegen ist, darzu gehöre.

§ 355
LIV haubtſtuͤck,
Vir und funfzigſtes haubtſtuͤck
von den marktflecken, und doͤrfern.

§ 354

Die doͤrfer haben kein marktrecht; wenn ſie aber
dergleichen erhalten, bekommen ſie hirdurch
den namen der marktflecken. Die maͤrkte, welche
an ſolchen orten von den landesherren angeleget
werden, ſind entweder ordentliche, welche die kraͤ-
mer, und andere perſonen mit allerhand waaren
bezihen, oder bloſſe vihmaͤrkte, welche leztere ſich
auf ſolche orte beſſer ſchicken, als in die ſtaͤdte. Ge-
dachte vihmaͤrkte ſind aber entweder vormaͤrkte, als
zu Loller, 3 ſtunden von Marburg, oder haubtvih-
maͤrkte ſelbſt, als zu Gieſſen, Ebsdorf ꝛc; hirzu
kommen noch die wollenmaͤrkte. Landgraf Al-
brecht, in Thuͤringen, gab den doͤrfern Krauel, und
Hain das eiſenachiſche recht, und gewonheiten,
1280, Heuſinger de beneficiis march. miſnenſ. in
eccleſ. Iſenac. P. I
§ 4, r. der Kaiſer Otto III
vergoͤnnete 993 dem kloſter Nienburg zu Hagen-
rode einen markt, und eine muͤnze| anzulegen,
Becmanns anhaltiſche hiſtori, III ſ. 460. Jm
uͤbrigen bleibet die verfaſſung in ſolchen marktfle-
cken, wie auf den doͤrfern, von Engelbrecht in
obſ. LXXII ſ. 370 fg. Der ort, flecke wird eben-
falls dem dorfe entgegen geſezet (§ 447 des 1ten
th.). Nicht minder finden ſich vorwerke, hoͤfe,
ſchaͤfereien, grundſtuͤcke ꝛc, welche einen beſonde-
ren namen fuͤren; welche aber keine beſondere
gemeine ausmachen; ob ſie ſchon ire gewiſſe ge-
markungen haben; welche ſie aber der gemeinen
flur nicht entnemen. Die dorfgemarkung hat die
vermutung vor ſich, wie die ſtadt-terminei, daß al-
les, was darin gelegen iſt, darzu gehoͤre.

§ 355
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[300/0324] LIV haubtſtuͤck, Vir und funfzigſtes haubtſtuͤck von den marktflecken, und doͤrfern. § 354 Die doͤrfer haben kein marktrecht; wenn ſie aber dergleichen erhalten, bekommen ſie hirdurch den namen der marktflecken. Die maͤrkte, welche an ſolchen orten von den landesherren angeleget werden, ſind entweder ordentliche, welche die kraͤ- mer, und andere perſonen mit allerhand waaren bezihen, oder bloſſe vihmaͤrkte, welche leztere ſich auf ſolche orte beſſer ſchicken, als in die ſtaͤdte. Ge- dachte vihmaͤrkte ſind aber entweder vormaͤrkte, als zu Loller, 3 ſtunden von Marburg, oder haubtvih- maͤrkte ſelbſt, als zu Gieſſen, Ebsdorf ꝛc; hirzu kommen noch die wollenmaͤrkte. Landgraf Al- brecht, in Thuͤringen, gab den doͤrfern Krauel, und Hain das eiſenachiſche recht, und gewonheiten, 1280, Heuſinger de beneficiis march. miſnenſ. in eccleſ. Iſenac. P. I § 4, r. der Kaiſer Otto III vergoͤnnete 993 dem kloſter Nienburg zu Hagen- rode einen markt, und eine muͤnze| anzulegen, Becmanns anhaltiſche hiſtori, III ſ. 460. Jm uͤbrigen bleibet die verfaſſung in ſolchen marktfle- cken, wie auf den doͤrfern, von Engelbrecht in obſ. LXXII ſ. 370 fg. Der ort, flecke wird eben- falls dem dorfe entgegen geſezet (§ 447 des 1ten th.). Nicht minder finden ſich vorwerke, hoͤfe, ſchaͤfereien, grundſtuͤcke ꝛc, welche einen beſonde- ren namen fuͤren; welche aber keine beſondere gemeine ausmachen; ob ſie ſchon ire gewiſſe ge- markungen haben; welche ſie aber der gemeinen flur nicht entnemen. Die dorfgemarkung hat die vermutung vor ſich, wie die ſtadt-terminei, daß al- les, was darin gelegen iſt, darzu gehoͤre. § 355

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/324>, abgerufen am 29.03.2024.