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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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u. den von inen zu sezenden personen.
dern verdächtige zusammenkünfte, veranstalten wa-
chen bei tage, und nacht; keren bei feuers- und an-
derer gefar anstalten vor; den unmündigen kin-
dern verschaffen sie vormunden; nemen missetäter
in verhaft; schaffen ruhe; an einigen orten müssen
sie, nebst den zugeordneten, die herrschaftlichen con-
tributionen unter die einwoner einteilen; richten,
nach der regel, nicht so wohl, als sie vilmehr wie
stellvertreter (vicarien) des ordentlichen richters,
und gerichtsherrn die befele des oberen vollstrecken;
wachen über die festhaltung der dorfordnungen;
und bestreben sich das beste der landesherrschaft,
und der gemeinde zu befördern. Ein ieder herr
kan seinen untergebenen leuten einen aufseher sezen,
welcher auf ordnung halten soll, Grupen in antiq.
Hannou.
s. 225, one welche keine gesellschaft wohl
bestehen kan. Ausser dem aber ist der dorfschulz,
oder grebe von rechtswegen der gemeinde syndicus
nicht. Daher, wenn derselbe für dise in rechts-
händeln vor gerichte erscheinen will, muß er hirzu
bevollmächtiget seyn, wie in der s. hessen-casselischen
untergerichtsordnung geboten ist, meine anweisung
für die beambten etc s. 53 fg. Manche dorfschaf-
ten haben des endes ire wortredner, welche für sie
reden, und handeln; gleichwie aber in den städten
rahtschöppen sind; allso hat das Land: dorf- und
gerichtsschöppen. Jn Jena besezet das hochnoht-
peinliche halßgericht der landrichter, nebst den land-
schöppen, deren ein jeder seinen hirschfänger an ei-
nem rimen über die achsel zur linken seite hängend
hat. Anders darf keiner bei sotanen gerichte er-
scheinen. Soll ein geding, vertrag etc bei einer ge-
meine gestiftet werden, ist ein syndicus hirbei nö-
tig, damit sie nicht unverteidiget einem unmündi-
gen, oder minderjärigen, one vormunde, gleiche.

§ 440

u. den von inen zu ſezenden perſonen.
dern verdaͤchtige zuſammenkuͤnfte, veranſtalten wa-
chen bei tage, und nacht; keren bei feuers- und an-
derer gefar anſtalten vor; den unmuͤndigen kin-
dern verſchaffen ſie vormunden; nemen miſſetaͤter
in verhaft; ſchaffen ruhe; an einigen orten muͤſſen
ſie, nebſt den zugeordneten, die herrſchaftlichen con-
tributionen unter die einwoner einteilen; richten,
nach der regel, nicht ſo wohl, als ſie vilmehr wie
ſtellvertreter (vicarien) des ordentlichen richters,
und gerichtsherrn die befele des oberen vollſtrecken;
wachen uͤber die feſthaltung der dorfordnungen;
und beſtreben ſich das beſte der landesherrſchaft,
und der gemeinde zu befoͤrdern. Ein ieder herr
kan ſeinen untergebenen leuten einen aufſeher ſezen,
welcher auf ordnung halten ſoll, Grupen in antiq.
Hannou.
ſ. 225, one welche keine geſellſchaft wohl
beſtehen kan. Auſſer dem aber iſt der dorfſchulz,
oder grebe von rechtswegen der gemeinde ſyndicus
nicht. Daher, wenn derſelbe fuͤr diſe in rechts-
haͤndeln vor gerichte erſcheinen will, muß er hirzu
bevollmaͤchtiget ſeyn, wie in der ſ. heſſen-caſſeliſchen
untergerichtsordnung geboten iſt, meine anweiſung
fuͤr die beambten ꝛc ſ. 53 fg. Manche dorfſchaf-
ten haben des endes ire wortredner, welche fuͤr ſie
reden, und handeln; gleichwie aber in den ſtaͤdten
rahtſchoͤppen ſind; allſo hat das Land: dorf- und
gerichtsſchoͤppen. Jn Jena beſezet das hochnoht-
peinliche halßgericht der landrichter, nebſt den land-
ſchoͤppen, deren ein jeder ſeinen hirſchfaͤnger an ei-
nem rimen uͤber die achſel zur linken ſeite haͤngend
hat. Anders darf keiner bei ſotanen gerichte er-
ſcheinen. Soll ein geding, vertrag ꝛc bei einer ge-
meine geſtiftet werden, iſt ein ſyndicus hirbei noͤ-
tig, damit ſie nicht unverteidiget einem unmuͤndi-
gen, oder minderjaͤrigen, one vormunde, gleiche.

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[363/0387] u. den von inen zu ſezenden perſonen. dern verdaͤchtige zuſammenkuͤnfte, veranſtalten wa- chen bei tage, und nacht; keren bei feuers- und an- derer gefar anſtalten vor; den unmuͤndigen kin- dern verſchaffen ſie vormunden; nemen miſſetaͤter in verhaft; ſchaffen ruhe; an einigen orten muͤſſen ſie, nebſt den zugeordneten, die herrſchaftlichen con- tributionen unter die einwoner einteilen; richten, nach der regel, nicht ſo wohl, als ſie vilmehr wie ſtellvertreter (vicarien) des ordentlichen richters, und gerichtsherrn die befele des oberen vollſtrecken; wachen uͤber die feſthaltung der dorfordnungen; und beſtreben ſich das beſte der landesherrſchaft, und der gemeinde zu befoͤrdern. Ein ieder herr kan ſeinen untergebenen leuten einen aufſeher ſezen, welcher auf ordnung halten ſoll, Grupen in antiq. Hannou. ſ. 225, one welche keine geſellſchaft wohl beſtehen kan. Auſſer dem aber iſt der dorfſchulz, oder grebe von rechtswegen der gemeinde ſyndicus nicht. Daher, wenn derſelbe fuͤr diſe in rechts- haͤndeln vor gerichte erſcheinen will, muß er hirzu bevollmaͤchtiget ſeyn, wie in der ſ. heſſen-caſſeliſchen untergerichtsordnung geboten iſt, meine anweiſung fuͤr die beambten ꝛc ſ. 53 fg. Manche dorfſchaf- ten haben des endes ire wortredner, welche fuͤr ſie reden, und handeln; gleichwie aber in den ſtaͤdten rahtſchoͤppen ſind; allſo hat das Land: dorf- und gerichtsſchoͤppen. Jn Jena beſezet das hochnoht- peinliche halßgericht der landrichter, nebſt den land- ſchoͤppen, deren ein jeder ſeinen hirſchfaͤnger an ei- nem rimen uͤber die achſel zur linken ſeite haͤngend hat. Anders darf keiner bei ſotanen gerichte er- ſcheinen. Soll ein geding, vertrag ꝛc bei einer ge- meine geſtiftet werden, iſt ein ſyndicus hirbei noͤ- tig, damit ſie nicht unverteidiget einem unmuͤndi- gen, oder minderjaͤrigen, one vormunde, gleiche. § 440

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/387>, abgerufen am 25.04.2024.