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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CIIII h. vom insize, auszuge,
cherlei benennungen, als das alte recht, das groß-
vaters recht, die sezung auf das alte recht, oder
auf den alten teil. Den aeltern stehet auch frei:
ob sie die nuzungen von iren gütern selbst genüssen,
oder sie einem irer kinder zueignen wollen, als wel-
ches einem jeden nüßbraucher zustehet, Harp-
precht
de usufr. mat. stat. § 20, Boehmer T. II,
P. II, cons.
866, n. 47, 48, s. 154. Der aus-
zug enthält entweder einen gemeinen tisch, oder
den besonderen; die wonung mit den jungen leu-
ten, oder in besonderen stuben; die feuerung, oder
one feuerung; die haltung des vihes, oder keines;
die fütterung desselben, oder nicht. Der auszug
hat auch bei den concursen, und sonst einige vor-
rechte (§ 4194 des 2ten th.), Moeller § 41 fg.,
s. 29 fgg. Dictum von dem falle zu Roßberg, in
sachen Lorchs, wider seinen tochtermann N. N.
und der Witbe N. zu Heskem, welche irem sone,
der ein dragoner war, den abschid schaffete, um
ihm das gut anzuschlagen; da er aber auf die lü-
derliche seite sich legete, und die mutter übel hilte,
auch prügeln wollte; schlug sie dem andern sone
das gut an. Hirbei fraget sichs: 1) ob die mut-
ter auch das väterliche anschlagen könnte? 2) ob
die kinder deshalber bevormundet seyn müssen?
diser streit war zu R. im Mainzischen. Den teut-
schen, und kaiserlichen rechten nach sind dise 2 fra-
gen zu unterscheiden. Nach den lezten wird der
anschlag für einen verkauf geachtet. Wie kan
aber hirnach eine mutter irem kinde das väterliche
verkaufen? Gestalt dann auch eine verlezung des-
falls, den kaiserlichen rechten nach, statt findet,
und die bevormundung für nötig erachtet wird;
allein, nach maßgebung der teutschen rechte verhält
es sich hirmit anders, wie hernach bei dem § 758
gezeiget werden soll. Bei den gütern hat der Teut-

sche

CIIII h. vom inſize, auszuge,
cherlei benennungen, als das alte recht, das groß-
vaters recht, die ſezung auf das alte recht, oder
auf den alten teil. Den aeltern ſtehet auch frei:
ob ſie die nuzungen von iren guͤtern ſelbſt genuͤſſen,
oder ſie einem irer kinder zueignen wollen, als wel-
ches einem jeden nuͤßbraucher zuſtehet, Harp-
precht
de uſufr. mat. ſtat. § 20, Boehmer T. II,
P. II, conſ.
866, n. 47, 48, ſ. 154. Der aus-
zug enthaͤlt entweder einen gemeinen tiſch, oder
den beſonderen; die wonung mit den jungen leu-
ten, oder in beſonderen ſtuben; die feuerung, oder
one feuerung; die haltung des vihes, oder keines;
die fuͤtterung deſſelben, oder nicht. Der auszug
hat auch bei den concurſen, und ſonſt einige vor-
rechte (§ 4194 des 2ten th.), Moeller § 41 fg.,
ſ. 29 fgg. Dictum von dem falle zu Roßberg, in
ſachen Lorchs, wider ſeinen tochtermann N. N.
und der Witbe N. zu Heskem, welche irem ſone,
der ein dragoner war, den abſchid ſchaffete, um
ihm das gut anzuſchlagen; da er aber auf die luͤ-
derliche ſeite ſich legete, und die mutter uͤbel hilte,
auch pruͤgeln wollte; ſchlug ſie dem andern ſone
das gut an. Hirbei fraget ſichs: 1) ob die mut-
ter auch das vaͤterliche anſchlagen koͤnnte? 2) ob
die kinder deshalber bevormundet ſeyn muͤſſen?
diſer ſtreit war zu R. im Mainziſchen. Den teut-
ſchen, und kaiſerlichen rechten nach ſind diſe 2 fra-
gen zu unterſcheiden. Nach den lezten wird der
anſchlag fuͤr einen verkauf geachtet. Wie kan
aber hirnach eine mutter irem kinde das vaͤterliche
verkaufen? Geſtalt dann auch eine verlezung des-
falls, den kaiſerlichen rechten nach, ſtatt findet,
und die bevormundung fuͤr noͤtig erachtet wird;
allein, nach maßgebung der teutſchen rechte verhaͤlt
es ſich hirmit anders, wie hernach bei dem § 758
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[452/0476] CIIII h. vom inſize, auszuge, cherlei benennungen, als das alte recht, das groß- vaters recht, die ſezung auf das alte recht, oder auf den alten teil. Den aeltern ſtehet auch frei: ob ſie die nuzungen von iren guͤtern ſelbſt genuͤſſen, oder ſie einem irer kinder zueignen wollen, als wel- ches einem jeden nuͤßbraucher zuſtehet, Harp- precht de uſufr. mat. ſtat. § 20, Boehmer T. II, P. II, conſ. 866, n. 47, 48, ſ. 154. Der aus- zug enthaͤlt entweder einen gemeinen tiſch, oder den beſonderen; die wonung mit den jungen leu- ten, oder in beſonderen ſtuben; die feuerung, oder one feuerung; die haltung des vihes, oder keines; die fuͤtterung deſſelben, oder nicht. Der auszug hat auch bei den concurſen, und ſonſt einige vor- rechte (§ 4194 des 2ten th.), Moeller § 41 fg., ſ. 29 fgg. Dictum von dem falle zu Roßberg, in ſachen Lorchs, wider ſeinen tochtermann N. N. und der Witbe N. zu Heskem, welche irem ſone, der ein dragoner war, den abſchid ſchaffete, um ihm das gut anzuſchlagen; da er aber auf die luͤ- derliche ſeite ſich legete, und die mutter uͤbel hilte, auch pruͤgeln wollte; ſchlug ſie dem andern ſone das gut an. Hirbei fraget ſichs: 1) ob die mut- ter auch das vaͤterliche anſchlagen koͤnnte? 2) ob die kinder deshalber bevormundet ſeyn muͤſſen? diſer ſtreit war zu R. im Mainziſchen. Den teut- ſchen, und kaiſerlichen rechten nach ſind diſe 2 fra- gen zu unterſcheiden. Nach den lezten wird der anſchlag fuͤr einen verkauf geachtet. Wie kan aber hirnach eine mutter irem kinde das vaͤterliche verkaufen? Geſtalt dann auch eine verlezung des- falls, den kaiſerlichen rechten nach, ſtatt findet, und die bevormundung fuͤr noͤtig erachtet wird; allein, nach maßgebung der teutſchen rechte verhaͤlt es ſich hirmit anders, wie hernach bei dem § 758 gezeiget werden ſoll. Bei den guͤtern hat der Teut- ſche

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/476>, abgerufen am 29.03.2024.