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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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von der absonderung der kinder.
tenen bedingeten teile aus den gemeinschaftlichen
gütern, von der gemeinschaft abgeschichtet, und
wegen dessen, was der übrig geblibene ehegatt für
sich behalten hat, sich, ordentlicher weise, keiner
weiteren erbfolge mehr zu erfreuen haben. Di-
weil sie nun eine rechtmässige handelung seyn soll;
so muß dasjenige, was darzu erfodert wird, be-
obachtet werden, nämlich 1) der kinder, und ael-
tern bewilligung, auch der minderjärigen vormun-
den beiraten, und was sonst den rechten nach er-
heischet wird. Sie geschihet bald gerichtlich, bald
ausser gerichtlich. Denn sie kan durch gedinge
auch bestimmet, oder umschriben werden; 2) he-
bet sie die gemeinschaft der güter auf, worin sie
mit den aeltern gestanden haben; in betracht dise
sonderung aus den gemeinschaftlichen gütern geschi-
het; 3) benimmt sie den kindern die weitere erb-
folge; ausser, wo der überlebende ehegatt one kin-
der, und sonder anderer gebarung stirbet, Groll-
mann
de separatione liberorum per elocat. et di-
visionem,
Giessen, 1711; es erbet auch das ab-
gesonderte kind mit den andern kindern nicht. Ver-
stirbet dasselbe; so erbet das abgesonderte geschwi-
ster; jedoch der vater, oder die mutter nicht. Di-
ses abgesonderte kind bezalet auch die schulden der
aeltern nicht, noch kan der vater desselben händel
vor gerlchte, one vollmacht, betreiben. Solchem
nach bringet die wirkliche absonderung das eigen-
tum auf das abgesonderte kind; welches aber die
wörtliche anweisung nicht vollbringet. Geschihet
die wörtliche gerichtlich; so wirket sie in der ael-
tern concurse eine erstigkeit der assignirten güter we-
gen vor der stifmutter brautschaze; welches aber
bei der aussergerichtlichen sonderung nicht zugege-
ben werden will. Sie ist, entweder freiwillig,
oder nohtwendig; sie geschihet bald bei lebzeiten

beider

von der abſonderung der kinder.
tenen bedingeten teile aus den gemeinſchaftlichen
guͤtern, von der gemeinſchaft abgeſchichtet, und
wegen deſſen, was der uͤbrig geblibene ehegatt fuͤr
ſich behalten hat, ſich, ordentlicher weiſe, keiner
weiteren erbfolge mehr zu erfreuen haben. Di-
weil ſie nun eine rechtmaͤſſige handelung ſeyn ſoll;
ſo muß dasjenige, was darzu erfodert wird, be-
obachtet werden, naͤmlich 1) der kinder, und ael-
tern bewilligung, auch der minderjaͤrigen vormun-
den beiraten, und was ſonſt den rechten nach er-
heiſchet wird. Sie geſchihet bald gerichtlich, bald
auſſer gerichtlich. Denn ſie kan durch gedinge
auch beſtimmet, oder umſchriben werden; 2) he-
bet ſie die gemeinſchaft der guͤter auf, worin ſie
mit den aeltern geſtanden haben; in betracht diſe
ſonderung aus den gemeinſchaftlichen guͤtern geſchi-
het; 3) benimmt ſie den kindern die weitere erb-
folge; auſſer, wo der uͤberlebende ehegatt one kin-
der, und ſonder anderer gebarung ſtirbet, Groll-
mann
de ſeparatione liberorum per elocat. et di-
viſionem,
Gieſſen, 1711; es erbet auch das ab-
geſonderte kind mit den andern kindern nicht. Ver-
ſtirbet daſſelbe; ſo erbet das abgeſonderte geſchwi-
ſter; jedoch der vater, oder die mutter nicht. Di-
ſes abgeſonderte kind bezalet auch die ſchulden der
aeltern nicht, noch kan der vater deſſelben haͤndel
vor gerlchte, one vollmacht, betreiben. Solchem
nach bringet die wirkliche abſonderung das eigen-
tum auf das abgeſonderte kind; welches aber die
woͤrtliche anweiſung nicht vollbringet. Geſchihet
die woͤrtliche gerichtlich; ſo wirket ſie in der ael-
tern concurſe eine erſtigkeit der aſſignirten guͤter we-
gen vor der ſtifmutter brautſchaze; welches aber
bei der auſſergerichtlichen ſonderung nicht zugege-
ben werden will. Sie iſt, entweder freiwillig,
oder nohtwendig; ſie geſchihet bald bei lebzeiten

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[539/0563] von der abſonderung der kinder. tenen bedingeten teile aus den gemeinſchaftlichen guͤtern, von der gemeinſchaft abgeſchichtet, und wegen deſſen, was der uͤbrig geblibene ehegatt fuͤr ſich behalten hat, ſich, ordentlicher weiſe, keiner weiteren erbfolge mehr zu erfreuen haben. Di- weil ſie nun eine rechtmaͤſſige handelung ſeyn ſoll; ſo muß dasjenige, was darzu erfodert wird, be- obachtet werden, naͤmlich 1) der kinder, und ael- tern bewilligung, auch der minderjaͤrigen vormun- den beiraten, und was ſonſt den rechten nach er- heiſchet wird. Sie geſchihet bald gerichtlich, bald auſſer gerichtlich. Denn ſie kan durch gedinge auch beſtimmet, oder umſchriben werden; 2) he- bet ſie die gemeinſchaft der guͤter auf, worin ſie mit den aeltern geſtanden haben; in betracht diſe ſonderung aus den gemeinſchaftlichen guͤtern geſchi- het; 3) benimmt ſie den kindern die weitere erb- folge; auſſer, wo der uͤberlebende ehegatt one kin- der, und ſonder anderer gebarung ſtirbet, Groll- mann de ſeparatione liberorum per elocat. et di- viſionem, Gieſſen, 1711; es erbet auch das ab- geſonderte kind mit den andern kindern nicht. Ver- ſtirbet daſſelbe; ſo erbet das abgeſonderte geſchwi- ſter; jedoch der vater, oder die mutter nicht. Di- ſes abgeſonderte kind bezalet auch die ſchulden der aeltern nicht, noch kan der vater deſſelben haͤndel vor gerlchte, one vollmacht, betreiben. Solchem nach bringet die wirkliche abſonderung das eigen- tum auf das abgeſonderte kind; welches aber die woͤrtliche anweiſung nicht vollbringet. Geſchihet die woͤrtliche gerichtlich; ſo wirket ſie in der ael- tern concurſe eine erſtigkeit der aſſignirten guͤter we- gen vor der ſtifmutter brautſchaze; welches aber bei der auſſergerichtlichen ſonderung nicht zugege- ben werden will. Sie iſt, entweder freiwillig, oder nohtwendig; ſie geſchihet bald bei lebzeiten beider

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/563>, abgerufen am 25.04.2024.