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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
abgelegeten rechnung entgegen, von Escobar cap.
21, s. 296, n. 29 fgg; jedoch werden dergleichen
rechnungen nach der strenge nicht beurteilet, Hee-
ser
loc. VIII, n. 8, s. 148; und ein geringer feler
darf sie nicht umstürzen, Heeser s. 147, n. 4,
Crell de tut. anecl. s. 22, § 8. Wenn sie allso
mit iren kindern irrungen auszumachen hat; so
muß sie der vormundschaft sich entschlagen, und
sorgen: damit die unmündige nicht unbevormun-
det bleiben. Wegen der Reichsritterschaftlichen
witben waltet an den höchsten Reichsgerichten
kein zweiffel, wegen ablegung der vormundschaft-
lichen rechnungen, ob. Denn da selbige sich diß-
falls nach den kaiserlichen rechten achten; gleich-
wohl derjenige, welcher eine fremde sache verwe-
set, davon rechnung ablegen soll; so wird auch die
mutter darzu angewisen, Heeser loc. 1, n. 68,
s. 20; bevorab, wenn sie der väterliche lezte wil-
le davon nicht enthebet, eb. s. 24, n. 98; wobei
sie dann dasjenige, was sie iren kindern am un-
terhalte, oder narung gereichet hat, anrechnen
mag, von Escobar cap. 22, n. 25 fg., s. 308.
Das zu verfertigende inventarium enthält: 1) was
der witbe gebüret, 2) irem ehemanne; 3) was sie
für ansprüche daran habe; wegen des irigen blei-
bet sie rechnungsfrei; das inventarium ist allso zu
fertigen; widrigen falles erklären sie einige rechts-
gelehrte irer im eheliche versprochenen nuzbarkeiten
verlustig, Mevius P. VI, decis. 415. Wenn
merere vormunden zugleich vorhanden sind, wel-
che in vormundschafts händeln nicht einerlei mei-
nung hägen, darf einer wider des andern willen
nichts unternemen, noch ein mitvormund zum scha-
den der pflegbefolenen zu werke gehen; vilmehr
hält man hirin die mutter, welche zum vorteile
irer kinder etwas tut, und ire mütterliche fürsor-

ge

CXXII h. von den vormunden,
abgelegeten rechnung entgegen, von Escobar cap.
21, ſ. 296, n. 29 fgg; jedoch werden dergleichen
rechnungen nach der ſtrenge nicht beurteilet, Hee-
ſer
loc. VIII, n. 8, ſ. 148; und ein geringer feler
darf ſie nicht umſtuͤrzen, Heeſer ſ. 147, n. 4,
Crell de tut. anecl. ſ. 22, § 8. Wenn ſie allſo
mit iren kindern irrungen auszumachen hat; ſo
muß ſie der vormundſchaft ſich entſchlagen, und
ſorgen: damit die unmuͤndige nicht unbevormun-
det bleiben. Wegen der Reichsritterſchaftlichen
witben waltet an den hoͤchſten Reichsgerichten
kein zweiffel, wegen ablegung der vormundſchaft-
lichen rechnungen, ob. Denn da ſelbige ſich diß-
falls nach den kaiſerlichen rechten achten; gleich-
wohl derjenige, welcher eine fremde ſache verwe-
ſet, davon rechnung ablegen ſoll; ſo wird auch die
mutter darzu angewiſen, Heeſer loc. 1, n. 68,
ſ. 20; bevorab, wenn ſie der vaͤterliche lezte wil-
le davon nicht enthebet, eb. ſ. 24, n. 98; wobei
ſie dann dasjenige, was ſie iren kindern am un-
terhalte, oder narung gereichet hat, anrechnen
mag, von Escobar cap. 22, n. 25 fg., ſ. 308.
Das zu verfertigende inventarium enthaͤlt: 1) was
der witbe gebuͤret, 2) irem ehemanne; 3) was ſie
fuͤr anſpruͤche daran habe; wegen des irigen blei-
bet ſie rechnungsfrei; das inventarium iſt allſo zu
fertigen; widrigen falles erklaͤren ſie einige rechts-
gelehrte irer im eheliche verſprochenen nuzbarkeiten
verluſtig, Mevius P. VI, deciſ. 415. Wenn
merere vormunden zugleich vorhanden ſind, wel-
che in vormundſchafts haͤndeln nicht einerlei mei-
nung haͤgen, darf einer wider des andern willen
nichts unternemen, noch ein mitvormund zum ſcha-
den der pflegbefolenen zu werke gehen; vilmehr
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irer kinder etwas tut, und ire muͤtterliche fuͤrſor-

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[574/0598] CXXII h. von den vormunden, abgelegeten rechnung entgegen, von Escobar cap. 21, ſ. 296, n. 29 fgg; jedoch werden dergleichen rechnungen nach der ſtrenge nicht beurteilet, Hee- ſer loc. VIII, n. 8, ſ. 148; und ein geringer feler darf ſie nicht umſtuͤrzen, Heeſer ſ. 147, n. 4, Crell de tut. anecl. ſ. 22, § 8. Wenn ſie allſo mit iren kindern irrungen auszumachen hat; ſo muß ſie der vormundſchaft ſich entſchlagen, und ſorgen: damit die unmuͤndige nicht unbevormun- det bleiben. Wegen der Reichsritterſchaftlichen witben waltet an den hoͤchſten Reichsgerichten kein zweiffel, wegen ablegung der vormundſchaft- lichen rechnungen, ob. Denn da ſelbige ſich diß- falls nach den kaiſerlichen rechten achten; gleich- wohl derjenige, welcher eine fremde ſache verwe- ſet, davon rechnung ablegen ſoll; ſo wird auch die mutter darzu angewiſen, Heeſer loc. 1, n. 68, ſ. 20; bevorab, wenn ſie der vaͤterliche lezte wil- le davon nicht enthebet, eb. ſ. 24, n. 98; wobei ſie dann dasjenige, was ſie iren kindern am un- terhalte, oder narung gereichet hat, anrechnen mag, von Escobar cap. 22, n. 25 fg., ſ. 308. Das zu verfertigende inventarium enthaͤlt: 1) was der witbe gebuͤret, 2) irem ehemanne; 3) was ſie fuͤr anſpruͤche daran habe; wegen des irigen blei- bet ſie rechnungsfrei; das inventarium iſt allſo zu fertigen; widrigen falles erklaͤren ſie einige rechts- gelehrte irer im eheliche verſprochenen nuzbarkeiten verluſtig, Mevius P. VI, deciſ. 415. Wenn merere vormunden zugleich vorhanden ſind, wel- che in vormundſchafts haͤndeln nicht einerlei mei- nung haͤgen, darf einer wider des andern willen nichts unternemen, noch ein mitvormund zum ſcha- den der pflegbefolenen zu werke gehen; vilmehr haͤlt man hirin die mutter, welche zum vorteile irer kinder etwas tut, und ire muͤtterliche fuͤrſor- ge

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/598>, abgerufen am 25.04.2024.