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Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

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CXXII h. von den vormunden,
sie nicht allein zur erstattung des schadens angehal-
ten (§ 960 § 970); sondern auch zur gebürenden
strafe gezogen werden; gestalt sie dann auch, nach
befinden, aus unterschidenen ursachen abgesezet wer-
den können, Kur-Mainzisch. landr. tit. V § 12 § 15 s.
12 fg., Strauchs instit. iur. publ. lib. I tit. 37 § 4,
von Neumann am a. o. s. 320 fgg. § 516 fg. Jn
den alten teutschen gesäzen wird ein falscher vormund
balmund genennet, von bal, falsus, und mund,
von der Lahr am a. o. s. 6. Denn die Teutsche
haben nichts mehr, als den betrug gehasset. Ein
betrüger war bei inen anrüchtig; folglich konnte
derselbe bei inen als vormund nicht gedultet wer-
den; falls er nicht treu, und redlich der vormund-
schaft vorstund. Um den betrug zu verhüten, hat
die obrigkeit ein wachsames auge auf die vormun-
den richten müssen, ausweißlich der Reichspolizei-
ordnung vom jare 1577 tit. 32 § 3; sind die un-
mündige gefärlicher weise von den vormunden in
schaden gesezet worden, kan inen auch die widerher-
stellung in den vorigen stand rechtens, auf geschehe-
nes ansuchen, angedeien, von Neumann s. 327
§ 509. Was aber erlauchte personen, und min-
derjärige Reichsfürsten belanget; so stehet inen so-
tane restitution in statssachen nicht, wie den privat-
personen, zu, von Neumann s. 324 s. 326 § 504
fgg., und institut. iur. priuati 1747, 4t, lib. I tit. 2
§ 125 s. 165, d, e, lib. III tit. 5 § 374, a, s. 391,
Mich. Heinr. Gribners principia iurispr. priuatae
ill.
1745, 8v, cap. VI lib. I s. 172 fg.; bevorab,
da der erlauchte pflegbefolene seinen vormund, und
landesverweser hat, dessen-handelungen derselbe zu
genemigen hat, auch alles mit zuzihung der rähte zu
geschehen pfleget, Kemmerich de consiliario prin-
cipis curatore vxoris eiusd. principis,
Witt. 1725,

4t,

CXXII h. von den vormunden,
ſie nicht allein zur erſtattung des ſchadens angehal-
ten (§ 960 § 970); ſondern auch zur gebuͤrenden
ſtrafe gezogen werden; geſtalt ſie dann auch, nach
befinden, aus unterſchidenen urſachen abgeſezet wer-
den koͤnnen, Kur-Mainziſch. landr. tit. V § 12 § 15 ſ.
12 fg., Strauchs inſtit. iur. publ. lib. I tit. 37 § 4,
von Neumann am a. o. ſ. 320 fgg. § 516 fg. Jn
den alten teutſchen geſaͤzen wird ein falſcher vormund
balmund genennet, von bal, falſus, und mund,
von der Lahr am a. o. ſ. 6. Denn die Teutſche
haben nichts mehr, als den betrug gehaſſet. Ein
betruͤger war bei inen anruͤchtig; folglich konnte
derſelbe bei inen als vormund nicht gedultet wer-
den; falls er nicht treu, und redlich der vormund-
ſchaft vorſtund. Um den betrug zu verhuͤten, hat
die obrigkeit ein wachſames auge auf die vormun-
den richten muͤſſen, ausweißlich der Reichspolizei-
ordnung vom jare 1577 tit. 32 § 3; ſind die un-
muͤndige gefaͤrlicher weiſe von den vormunden in
ſchaden geſezet worden, kan inen auch die widerher-
ſtellung in den vorigen ſtand rechtens, auf geſchehe-
nes anſuchen, angedeien, von Neumann ſ. 327
§ 509. Was aber erlauchte perſonen, und min-
derjaͤrige Reichsfuͤrſten belanget; ſo ſtehet inen ſo-
tane reſtitution in ſtatsſachen nicht, wie den privat-
perſonen, zu, von Neumann ſ. 324 ſ. 326 § 504
fgg., und inſtitut. iur. priuati 1747, 4t, lib. I tit. 2
§ 125 ſ. 165, d, e, lib. III tit. 5 § 374, a, ſ. 391,
Mich. Heinr. Gribners principia iurispr. priuatae
ill.
1745, 8v, cap. VI lib. I ſ. 172 fg.; bevorab,
da der erlauchte pflegbefolene ſeinen vormund, und
landesverweſer hat, deſſen-handelungen derſelbe zu
genemigen hat, auch alles mit zuzihung der raͤhte zu
geſchehen pfleget, Kemmerich de conſiliario prin-
cipis curatore vxoris eiusd. principis,
Witt. 1725,

4t,
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[586/0610] CXXII h. von den vormunden, ſie nicht allein zur erſtattung des ſchadens angehal- ten (§ 960 § 970); ſondern auch zur gebuͤrenden ſtrafe gezogen werden; geſtalt ſie dann auch, nach befinden, aus unterſchidenen urſachen abgeſezet wer- den koͤnnen, Kur-Mainziſch. landr. tit. V § 12 § 15 ſ. 12 fg., Strauchs inſtit. iur. publ. lib. I tit. 37 § 4, von Neumann am a. o. ſ. 320 fgg. § 516 fg. Jn den alten teutſchen geſaͤzen wird ein falſcher vormund balmund genennet, von bal, falſus, und mund, von der Lahr am a. o. ſ. 6. Denn die Teutſche haben nichts mehr, als den betrug gehaſſet. Ein betruͤger war bei inen anruͤchtig; folglich konnte derſelbe bei inen als vormund nicht gedultet wer- den; falls er nicht treu, und redlich der vormund- ſchaft vorſtund. Um den betrug zu verhuͤten, hat die obrigkeit ein wachſames auge auf die vormun- den richten muͤſſen, ausweißlich der Reichspolizei- ordnung vom jare 1577 tit. 32 § 3; ſind die un- muͤndige gefaͤrlicher weiſe von den vormunden in ſchaden geſezet worden, kan inen auch die widerher- ſtellung in den vorigen ſtand rechtens, auf geſchehe- nes anſuchen, angedeien, von Neumann ſ. 327 § 509. Was aber erlauchte perſonen, und min- derjaͤrige Reichsfuͤrſten belanget; ſo ſtehet inen ſo- tane reſtitution in ſtatsſachen nicht, wie den privat- perſonen, zu, von Neumann ſ. 324 ſ. 326 § 504 fgg., und inſtitut. iur. priuati 1747, 4t, lib. I tit. 2 § 125 ſ. 165, d, e, lib. III tit. 5 § 374, a, ſ. 391, Mich. Heinr. Gribners principia iurispr. priuatae ill. 1745, 8v, cap. VI lib. I ſ. 172 fg.; bevorab, da der erlauchte pflegbefolene ſeinen vormund, und landesverweſer hat, deſſen-handelungen derſelbe zu genemigen hat, auch alles mit zuzihung der raͤhte zu geſchehen pfleget, Kemmerich de conſiliario prin- cipis curatore vxoris eiusd. principis, Witt. 1725, 4t,

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Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/610>, abgerufen am 25.04.2024.