Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

CXXIII h. von den vormunden
vormundes des abwesenden, Stryk im vsu mod.
p. lib. XX
tit. 2 § 18, Lüder Menken in tract.
syn. proc. tit.
45 § 5 s. 758, ventris, litis, bono-
rum der volljärigen weibespersonen (§ 984 des
1ten th), noch in eines solchen, welchen ein mün-
diger krüppel, oder mit beständiger leibesschwach-
heit behafteter, iedoch mit guter vernunft, und be-
hörigen seelenkräften begabeter mensch, sich auser-
sehen, auch bestätigen lassen. Die vormundschaft
über eines abwesenden, oder verschollenen bestehet
in der von obrigkeitswegen bestätigten, und genug-
sam versicherten verwaltung desselben güter, und
anderer sachen. Die abwesenheit sezet eine entfer-
nung einer person von einem gewissen orte voraus,
und ist mancherlei, sowohl warhaftig, als auch er-
dichtet, teils ordentlich, teils ausserordentlich, bald
nohtwendig, bald freiwillig, entweder löblich,
oder tadelhaft; nicht minder gleichgiltig (indiffe-
rent) etc. Die bestellung, auch bestätigung eines
vormundes für einen abwesenden wird zur hülfe
genommen: wenn diser keinen gevollmächtigten zu-
rückgelassen, noch sonst wegen besorgung seiner so
gerichtlichen, als aussergerichtlichen angelegenhei-
ten, auch güter, anordnung gemachet, und auftrag
getan hat. Denn wofern dises geschehen ist, wird
vergebens auf eine vormundschaft für einen abwe-
senden zu denken seyn; vilmehr schlüsset der gevoll-
mächtigte die nächsten erben von sotaner verwesung
so lange aus, bis sie den tod des abwesenden bei-
bringen, oder diser rechtlich vermutet werden kan;
mithin für gestorben erkläret wird, Joh. Lud.
Crell
quando curator absentis heredes aeque pro-
pinquos a successione excludat?
Wittenb. 1737;
weiß man, wo sich der abwesende befindet; so kan,
und muß er, wenn es nötig ist, zur hülfe vorgeladen
werden, und im falle dises nichts hilft, findet auch

die

CXXIII h. von den vormunden
vormundes des abweſenden, Stryk im vſu mod.
π. lib. XX
tit. 2 § 18, Luͤder Menken in tract.
ſyn. proc. tit.
45 § 5 ſ. 758, ventris, litis, bono-
rum der volljaͤrigen weibesperſonen (§ 984 des
1ten th), noch in eines ſolchen, welchen ein muͤn-
diger kruͤppel, oder mit beſtaͤndiger leibesſchwach-
heit behafteter, iedoch mit guter vernunft, und be-
hoͤrigen ſeelenkraͤften begabeter menſch, ſich auser-
ſehen, auch beſtaͤtigen laſſen. Die vormundſchaft
uͤber eines abweſenden, oder verſchollenen beſtehet
in der von obrigkeitswegen beſtaͤtigten, und genug-
ſam verſicherten verwaltung deſſelben guͤter, und
anderer ſachen. Die abweſenheit ſezet eine entfer-
nung einer perſon von einem gewiſſen orte voraus,
und iſt mancherlei, ſowohl warhaftig, als auch er-
dichtet, teils ordentlich, teils auſſerordentlich, bald
nohtwendig, bald freiwillig, entweder loͤblich,
oder tadelhaft; nicht minder gleichgiltig (indiffe-
rent) ꝛc. Die beſtellung, auch beſtaͤtigung eines
vormundes fuͤr einen abweſenden wird zur huͤlfe
genommen: wenn diſer keinen gevollmaͤchtigten zu-
ruͤckgelaſſen, noch ſonſt wegen beſorgung ſeiner ſo
gerichtlichen, als auſſergerichtlichen angelegenhei-
ten, auch guͤter, anordnung gemachet, und auftrag
getan hat. Denn wofern diſes geſchehen iſt, wird
vergebens auf eine vormundſchaft fuͤr einen abwe-
ſenden zu denken ſeyn; vilmehr ſchluͤſſet der gevoll-
maͤchtigte die naͤchſten erben von ſotaner verweſung
ſo lange aus, bis ſie den tod des abweſenden bei-
bringen, oder diſer rechtlich vermutet werden kan;
mithin fuͤr geſtorben erklaͤret wird, Joh. Lud.
Crell
quando curator abſentis heredes aeque pro-
pinquos a ſucceſſione excludat?
Wittenb. 1737;
weiß man, wo ſich der abweſende befindet; ſo kan,
und muß er, wenn es noͤtig iſt, zur huͤlfe vorgeladen
werden, und im falle diſes nichts hilft, findet auch

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0624" n="600"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">CXXIII</hi> h. von den vormunden</hi></fw><lb/>
vormundes des abwe&#x017F;enden, <hi rendition="#fr">Stryk</hi> im <hi rendition="#aq">v&#x017F;u mod.<lb/>
&#x03C0;. lib. XX</hi> tit. 2 § 18, <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;der Menken</hi> in <hi rendition="#aq">tract.<lb/>
&#x017F;yn. proc. tit.</hi> 45 § 5 &#x017F;. 758, ventris, litis, bono-<lb/>
rum der vollja&#x0364;rigen weibesper&#x017F;onen (§ 984 des<lb/>
1ten th), noch in eines &#x017F;olchen, welchen ein mu&#x0364;n-<lb/>
diger kru&#x0364;ppel, oder mit be&#x017F;ta&#x0364;ndiger leibes&#x017F;chwach-<lb/>
heit behafteter, iedoch mit guter vernunft, und be-<lb/>
ho&#x0364;rigen &#x017F;eelenkra&#x0364;ften begabeter men&#x017F;ch, &#x017F;ich auser-<lb/>
&#x017F;ehen, auch be&#x017F;ta&#x0364;tigen la&#x017F;&#x017F;en. Die vormund&#x017F;chaft<lb/>
u&#x0364;ber eines abwe&#x017F;enden, oder ver&#x017F;chollenen be&#x017F;tehet<lb/>
in der von obrigkeitswegen be&#x017F;ta&#x0364;tigten, und genug-<lb/>
&#x017F;am ver&#x017F;icherten verwaltung de&#x017F;&#x017F;elben gu&#x0364;ter, und<lb/>
anderer &#x017F;achen. Die abwe&#x017F;enheit &#x017F;ezet eine entfer-<lb/>
nung einer per&#x017F;on von einem gewi&#x017F;&#x017F;en orte voraus,<lb/>
und i&#x017F;t mancherlei, &#x017F;owohl warhaftig, als auch er-<lb/>
dichtet, teils ordentlich, teils au&#x017F;&#x017F;erordentlich, bald<lb/>
nohtwendig, bald freiwillig, entweder lo&#x0364;blich,<lb/>
oder tadelhaft; nicht minder gleichgiltig (indiffe-<lb/>
rent) &#xA75B;c. Die be&#x017F;tellung, auch be&#x017F;ta&#x0364;tigung eines<lb/>
vormundes fu&#x0364;r einen abwe&#x017F;enden wird zur hu&#x0364;lfe<lb/>
genommen: wenn di&#x017F;er keinen gevollma&#x0364;chtigten zu-<lb/>
ru&#x0364;ckgela&#x017F;&#x017F;en, noch &#x017F;on&#x017F;t wegen be&#x017F;orgung &#x017F;einer &#x017F;o<lb/>
gerichtlichen, als au&#x017F;&#x017F;ergerichtlichen angelegenhei-<lb/>
ten, auch gu&#x0364;ter, anordnung gemachet, und auftrag<lb/>
getan hat. Denn wofern di&#x017F;es ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, wird<lb/>
vergebens auf eine vormund&#x017F;chaft fu&#x0364;r einen abwe-<lb/>
&#x017F;enden zu denken &#x017F;eyn; vilmehr &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et der gevoll-<lb/>
ma&#x0364;chtigte die na&#x0364;ch&#x017F;ten erben von &#x017F;otaner verwe&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;o lange aus, bis &#x017F;ie den tod des abwe&#x017F;enden bei-<lb/>
bringen, oder di&#x017F;er rechtlich vermutet werden kan;<lb/>
mithin fu&#x0364;r ge&#x017F;torben erkla&#x0364;ret wird, <hi rendition="#fr">Joh. Lud.<lb/>
Crell</hi> <hi rendition="#aq">quando curator ab&#x017F;entis heredes aeque pro-<lb/>
pinquos a &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ione excludat?</hi> Wittenb. 1737;<lb/>
weiß man, wo &#x017F;ich der abwe&#x017F;ende befindet; &#x017F;o kan,<lb/>
und muß er, wenn es no&#x0364;tig i&#x017F;t, zur hu&#x0364;lfe vorgeladen<lb/>
werden, und im falle di&#x017F;es nichts hilft, findet auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0624] CXXIII h. von den vormunden vormundes des abweſenden, Stryk im vſu mod. π. lib. XX tit. 2 § 18, Luͤder Menken in tract. ſyn. proc. tit. 45 § 5 ſ. 758, ventris, litis, bono- rum der volljaͤrigen weibesperſonen (§ 984 des 1ten th), noch in eines ſolchen, welchen ein muͤn- diger kruͤppel, oder mit beſtaͤndiger leibesſchwach- heit behafteter, iedoch mit guter vernunft, und be- hoͤrigen ſeelenkraͤften begabeter menſch, ſich auser- ſehen, auch beſtaͤtigen laſſen. Die vormundſchaft uͤber eines abweſenden, oder verſchollenen beſtehet in der von obrigkeitswegen beſtaͤtigten, und genug- ſam verſicherten verwaltung deſſelben guͤter, und anderer ſachen. Die abweſenheit ſezet eine entfer- nung einer perſon von einem gewiſſen orte voraus, und iſt mancherlei, ſowohl warhaftig, als auch er- dichtet, teils ordentlich, teils auſſerordentlich, bald nohtwendig, bald freiwillig, entweder loͤblich, oder tadelhaft; nicht minder gleichgiltig (indiffe- rent) ꝛc. Die beſtellung, auch beſtaͤtigung eines vormundes fuͤr einen abweſenden wird zur huͤlfe genommen: wenn diſer keinen gevollmaͤchtigten zu- ruͤckgelaſſen, noch ſonſt wegen beſorgung ſeiner ſo gerichtlichen, als auſſergerichtlichen angelegenhei- ten, auch guͤter, anordnung gemachet, und auftrag getan hat. Denn wofern diſes geſchehen iſt, wird vergebens auf eine vormundſchaft fuͤr einen abwe- ſenden zu denken ſeyn; vilmehr ſchluͤſſet der gevoll- maͤchtigte die naͤchſten erben von ſotaner verweſung ſo lange aus, bis ſie den tod des abweſenden bei- bringen, oder diſer rechtlich vermutet werden kan; mithin fuͤr geſtorben erklaͤret wird, Joh. Lud. Crell quando curator abſentis heredes aeque pro- pinquos a ſucceſſione excludat? Wittenb. 1737; weiß man, wo ſich der abweſende befindet; ſo kan, und muß er, wenn es noͤtig iſt, zur huͤlfe vorgeladen werden, und im falle diſes nichts hilft, findet auch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/624
Zitationshilfe: Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/624>, abgerufen am 23.04.2024.